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Nesbø, Jo - Harry Hole - 02

Nesbø, Jo - Harry Hole - 02

Titel: Nesbø, Jo - Harry Hole - 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kakerlaken
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anderen Tochtergesellschaf-ten Dollareinnahmen hatten.«
    »Was bitte?«
    »Mit anderen W orten – als di e Gesellschaft herausgelöst wurde und in Klipras Hände kam , schoss der Dollar wahnsinnig in die Höhe. Eine solche E xponierung ist w ie eine tickende Zeitbombe. Ich habe ihn gebeten, die Schuld sofort abzusichern und Dollaroptionen zu verkaufen, aber er wollte warten, weil er der Meinung war, der Dollar se i überbewertet. Bei norm alen Kursschwankungen könnte m an sagen, dass er lediglich ein gewisses Risiko einging. Aber es k am schlimmer als in jed em worst case scenario. Als sich der Wert des Dollars in nur drei Wochen im Verhältnis zum Baht beinahe verdoppelte, verdop-pelten sich auch die Schulden der Gesellschaft. Die Gesellschaft ging nicht im Laufe von dr ei Wochen, sondern von drei Tagen Konkurs!«
    Hilde Molnes zuckte bei Jens’ Ausruf zusammen und schnaubte im Wohnzimmer etwas im Schlaf. Er sa h besorgt z u ihr hinüber und wartete, bis sie sich w ieder auf die Seite gedreht und zu schnarchen begonnen hatte.
    »Drei Tage!«, wiederholte er flüsternd und zeigte mit Daumen und Zeigefinger, was für eine kurze Zeitspanne das war.
    »Sie meinen also, es wäre unvernünftig gewesen, Ihnen die Schuld zu geben?«
    Jens nickte. Harry d rückte die Zigarette aus. Sie war ein Fiasko gewesen.

    335

    »Nach allem, was ich über K lipra gehört habe, komm t das Wort ›vernünftig‹ in se inem Wortschatz nicht vor. Sie dürfen den menschlichen Hang zur Irrationalität nicht vergessen, Jens.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Wenn Sie einen Nagel in die Wand schlagen wollen und sich dabei auf den Daum en hauen, was schm eißen Sie dann an die Wand?«
    »Den Hammer?«
    »Eben. Und wie fühlt es sich an, der Hammer zu sein, Jens Brekke?«

    Gegen halb sechs rief Harry im Präsidium an, wurde drei Mal weiterverbunden, ehe er endlich jemanden am Apparat hatte, der gut genug Englisch sprach und ihm sagen konnte, dass es von der Vermissten weiterhin keine Spur gab.
    »Sie taucht schon wieder auf«, sagte der Mann am Telefon.
    »Ganz sicher«, erwiderte Harry. »Ich schätze, sie ist in irgendeinem Hotel und bestellt sich gerade das Frühstück.«
    »Was?«
    »Ich schätze … Ach, vergessen Sie’s! Danke für Ihre Hilfe.«
    Jens begleitete ihn zur Tre ppe. Harry sah zum Himm el, die Nacht verblich langsam.
    »Wenn das alles vorbei ist, m öchte ich Sie um etwas bitten«, sagte Jens. Er hi elt die Luft an und läch elte hilflos. »Hilde hat meinen Heiratsantrag ange nommen und ich brauche einen Trauzeugen.«
    Es vergingen ein paar S ekunden, bis Harry klar wurde, was er meinte. Er war so perplex, dass er nicht wusste, was er sagen sollte.

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    Jens sah auf die Spitzen seiner Schuhe. »Ich weiß, dass sich das merkwürdig anhört, dass wir so kurz nach de m Tod ihres Mannes heiraten wollen, aber es gibt Gründe dafür.«
    »Sicher, aber ich …«
    »Sie kennen mich noch nicht so lange? Ich weiß, Harry, aber wenn es Sie nicht gäbe, wäre ich jetzt kein freier Mann.« Er hob lächelnd den Kopf. »Denken Sie einfach mal drüber nach.«
    Als Harry ein Taxi auf der Straße anhielt, wurde es über den Hausdächern im Osten hell. Der Abgasdunst, von dem Harry angenommen hatte, dass er über Nacht verschwinden würde, hatte sich bloß zwischen den Hä usern schlafen gelegt. Jetzt stand er gemeinsam mit der Sonne auf und m alte einen majestä-
    tischen roten Sonnenaufgang an den Himmel. Sie fuhren über die Silom Road und die Straßenpf eiler warfen lange, stumme Schatten auf den bl utbefleckten Asphalt, wie schlafende Dinosaurier.

    Harry saß auf dem Bett und starrte auf die Nachttischs chublade.
    Erst jetzt war ihm in den Sinn gekommen, dass der Brief von Runa einen Bescheid beinhalt en konnte, wohin sie gegangen war. Er riss die Schublade auf, nahm den letzten Brief heraus und öffnete ihn m it dem Wohnungsschlüssel. Vielleicht war er aufgrund der identischen Umschläge so selbstverständlich davon ausgegangen, dass auch dieser Brief von Runa war. Der getippte und mit einem Laserdrucker ausg edruckte Text war kurz und bündig:

    Harry Hole. Ich sehe dich. Komm nicht näher. Sie wird unbe-schadet wieder auftauchen, wenn du im Flugzeug nach Hause sitzt. Ich kann dich überall finden. Du bist allein. Sehr allein.
    Nummer 20.

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    Es fühlte sich an, als hätte jemand eine Schlinge um seinen Hals gelegt, und er musste aufstehen, um atmen zu können.
    Das ist doch nicht wahr, dachte er. Das darf nicht wahr sein

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