Nesbø, Jo - Harry Hole - 02
wusst en die wenigsten Prostituierten in Bangkok, was Aids ist«, sa gte Nho. »Aber je tzt sind die meisten dazu übergegangen, selbst Kondome mitzunehmen.«
»O.k., aber ein Familienvater wie Molnes würde doch auf Nummer sicher gehen und seine eigenen mitnehmen.«
Sunthorn schnaubte:
»Wenn ich Familienvater wäre, würde ich gar nicht zu ein er sõphenii gehen.«
»Hure«, erklärte Crumley.
»Natürlich nicht«, sagte Harry und klopfte diskret m it dem Bleistift auf die Lehne seines Stuhles.
»Finden Sie sonst noch etwas seltsam, Hole?«
»Ja. Das Geld.«
»Das Geld?«
»Er hatte nur 500 Baht bei sich, also etwa zehn amerikanische Dollar. Dabei kostete die Frau, die er sich au sgesucht hatte, 1500.«
Es wurde einen Augenblick still.
»Ein guter Aspekt«, sagte Crum ley. »Aber vielleicht hat sie sich ihr Honorar genommen, als s ie den Toten fand, und erst dann Alarm geschlagen.«
»Sie meinen, dass sie ihn ausgeraubt hat?«
76
»Wenn man so will. Sie hat ihren Teil der Abm achung eingehalten.«
Harry nickte zustimmend.
»Vielleicht. Können wir mit ihr reden?«
»Heute Nachmittag.« Crumley lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück. »Wenn sonst keiner m
ehr etwas anzum erken hat,
möchte ich die Besprechung beenden, dam it ihr weiterm achen könnt.«
Es hatte niemand etwas zu sagen.
Nhos Rat folgend, rechnete Harr y mit einer Dreiviertelstunde Fahrzeit bis zur Botschaft. Im Gedränge im Fa hrstuhl nach unten hörte er eine Stimme, die er erkannte:
»I know now, I know now! Solskjaer! Solskjaer!«
Harry drehte den Kopf zur Seite und nickte zustimmend.
Das war also der W elt berühmtester Norweger. Ein Fußballer, der in der Mannschaft einer englischen Industriestadt im Angriff nur zweite Wahl war, verdrängte all die Entdecker, Maler und Schriftsteller des L andes. Nach reiflichen Überlegungen ka m Harry zu dem Schluss, dass der Mann vermutlich recht hatte.
77
KAPITEL 10
Hinter einer Eichentür und zwei Sicherheitsschleusen stieß Harry in der 18. Etage auf ein Metallschild m it dem norwegi -
schen Reichslöwen. Die Empfangsdame, eine junge bezaubern-de Thailänderin m it kleinem Mund, noch kleinerer Nase und zwei samtbraunen Augen in einem runden Gesicht zog ihre Stirn in tiefe Falten, als sie seinen Ausweis studierte. Dann hob sie den Telefonhörer ab, flüsterte drei Silben und legte auf.
»Fräulein Wiigs Büro ist rechts, die zweite Tür«, sagte sie mit einem derart strahlenden Lächeln, dass Harry sich fragte, ob er sich vom Fleck weg verlieben sollte.
»Herein«, ertönte es auf Harry s Klopfen. Drinnen saß Tonje Wiig über einen großen Teak-Schreibtisch gebeugt, anscheinend musste sie ganz dringend etwa s notieren. Sie hob den Blick, lächelte kurz, stand m it ihrem dünnen, m ageren Körper i m weißen Seidenkleid schwungvo ll vom Stuhl auf und ka m ihm mit ausgestreckter Hand entgegen.
Tonje Wiig war das absolute Gegenteil zur Em pfangsdame. In einem länglichen Gesicht rangen Nase, Mund und Augen um die Vormachtstellung und die Nase schien den Sieg davonzutragen.
Sie erinnerte an knotiges Wurzelgemüse, sorgte aber wenigstens für einen gewissen A bstand zwischen den großen, m assiv geschminkten Augen. Aber Fräule in Wiig war nicht rich tigge-hend hässlich, manche Männer behaupteten sicher, sie hätte eine gewisse klassische Schönheit.
»Wie gut, dass Sie endlich hier sind, Herr Komm issar. Schade nur, dass der Grund dafür so ein trauriger ist.«
Harry schaffte es nur knapp, ihre knochigen Finger zu berühren, da hatte sie ihre H and auch schon wieder zurückgezogen.
Sie versicherte sich, dass in der Botschaftswohnung, in der er 78
wohnte, alles in Ordnung war, und bat ihn schließlich, sich zu melden, wenn er Hilfe von ihr oder von jem andem sonst aus der Botschaft brauchte.
»Wir wollen diese Sache so schnell wie m öglich aus der Welt haben«, sagte sie und rieb sich vorsichtig die Nasenflügel, dam it die Schminke nicht verschmierte.
»Das verstehe ich.«
»Das waren schwere T age für uns und es m ag sich brutal anhören, aber die W elt dreht si ch weiter und wir uns m it ihr.
Manche glauben, dass wir Botsch aftsangestellte uns nur auf Cocktail-Parties vergnügen, aber ich kann Ihnen versichern, dass das mit der Wahrheit so gut wie ni chts zu tun hat. Im Moment habe ich acht norwegische Staa tsbürger im Krankenhaus und sechs im Gefängnis, vier davon wegen Drogenbesitzes. Die norwegische Boulevardpresse ruft jeden Tag an. Und dann hat sich auch
Weitere Kostenlose Bücher