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Nesbø, Jo - Harry Hole - 02

Nesbø, Jo - Harry Hole - 02

Titel: Nesbø, Jo - Harry Hole - 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kakerlaken
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vorläufiger Tipp.«
    »Und was sollten die für ein Motiv haben?«
    »Geld.«
    »In Molnes Brieftasche waren 500 Baht.«
    »Wenn er an der Rezeption seine Börse gezückt und unser Freund Wang bemerkt hat, dass er ein bisschen zu viel Geld hat, was nicht unwahrscheinlich ist, kann die Versuchung zu groß geworden sein. W ang konnte ja nicht wissen, dass der Mann Diplomat ist und es all diesen Aufruhr geben würde.«
    »Und wie soll das dann vor sich gegangen sein?«
    Crumley hielt die Gabel hoch und beugte sich lebhaft vor.

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    »Sie warten, bis der Botschafter ins Zi mmer gegangen ist, klopfen an und stoßen ihm das Messer in den Rücken, als er sich umdreht. Er fällt vornüber aufs Be tt, sie leeren seine Brieftasche, lassen aber 500 Baht darin, damit es nicht nach R aub aussieht. Dann warten sie drei Stunden und rufen die Polizei an.
    Und Wang hat sicher den einen oder anderen Freund in der Behörde, der dafür sorgt, dass alle s glattgeht. Kein Motiv, keine Verdächtigen, es ist doch allen nur recht, so eine Angelegenheit, die mit Prostitution zu tun ha t, unter den Teppich zu kehren.
    Also weg damit und der Nächste bitte.«
    Plötzlich begannen Harry die Augen aus dem Kopf zu quellen.
    Er beeilte sich, sein Glas zu nehmen, und s etzte es an die Lippen.
    Crumley lächelte: »Eine von den Roten?«
    Er bekam wieder Luft.
    »Keine schlechte Theorie, Frau Kommissarin, aber ich glaube, sie ist falsch«, sagte er mit belegter Stimme.
    Sie runzelte die Stirn.
    »Warum?«
    »Erstens, sind wir uns einig, da ss die Frau den Mord nicht ohne Wangs Hilfe durchgeführt haben kann?«
    Crumley dachte nach.
    »Mal sehen. Wenn Wang nicht beteiligt war, müssen wir davon ausgehen, dass er die W ahrheit sagt. Also kann sie Molnes nicht getötet haben, ehe sie allein gegen halb zwölf zu seine m Zimmer ging. Und der Arzt hat gesa gt, dass es spätestens um zehn passiert ist. Ich bin einvers tanden, Hole, sie kann es nicht allein gemacht haben.«
    Das Pärchen am Nebentisch hatte begonnen, Crum ley anzustarren.
    »Gut. Zweitens setzen S ie voraus, dass W ang zum Mordzeit-punkt nicht wusste, dass Molnes Diplomat ist und dass er den 68

    Mord sonst aus Angst vor dem Aufruhr nicht begangen hätte, nicht wahr?«
    »Ja …«
    »Die Sache ist d ie, dieser Typ führt ein privates Gästebuch, sicher randvoll m it den Nam en der verschiedensten Politiker und städtischen Beam ten. Er notiert Datum und Uhrzeit von jedem Besuch. Um ein Druckmittel zu haben, sollte ihm jemand mal Schwierigkeiten machen. Wenn jemand kommt, den er nicht kennt, kann er ja wohl sc hlecht um den Ausweis bitten.
    Deshalb geht er unter dem Vorwand, dass sonst niem and im Auto sitzt, m it nach draußen, alles klar? Um herauszufinden, wer sein Gast ist.«
    »Jetzt komm ich nicht mehr richtig mit.«
    »Er schreibt ihre Autonumm ern auf, nicht wahr? Und sieht anschließend im Fahrzeugregister nach. Als er die b lauen Schilder am Mercedes gesehen hat, wusste er sofort, dass Molnes zum diplomatischen Corps gehörte.«
    Crumley sah ihn nachdenklich a n. Dann drehte sie sich plötzlich mit weit auf gerissenen Augen zum Nachbartisch um . Das Pärchen zuckte auf seinen Stühl en zusammen und war plötzlich auffällig bemüht, sich auf das Essen zu konzentrieren.
    Sie kratzte sich mit der Gabel am Bein.
    »Es hat seit drei Monaten nicht geregnet«, sagte sie.
    »Bitte?«
    Sie verlangte nach der Rechnung.
    »Was hat das mit dem Fall zu tun?«, fragte Harry.
    »Nicht viel«, sagte sie.

    Es war bald drei Uhr nachts. Der Lärm der Stadt drang gedämpft durch das gleichmäßige Surren des Ventilators auf dem Nachttischchen. Trotzdem hörte Harry hin und wieder schwere Lastwagen über die T askin Bridge fahren und das Brüllen 69

    vereinzelter Schiffe, die von eine m der Piers am Chao Phraya ablegten.
    Als er in seine W ohnung gekommen war, hatte er das rote Blinken am Telefon bem erkt und nach der B etätigung einiger Knöpfe auch die beiden Nachrichten vorgespielt bekommen.
    Die erste war von der norwegische n Botschaft. Botschaftsrätin Tonje Wiig näselte extrem. Sie hörte sich so an, als stamm te sie aus dem wohlhabenden W esten von Oslo oder als hätte sie zumindest den starken W unsch, von dort zu stamm en. Die nasale Stimme bat Harry, sich am nächsten Tag um zehn Uhr in der Botschaft einzufinden, änderte dann aber im Laufe der
    Nachricht die Uhrzeit noch einmal ab, als sie bemerkt hatte, dass sie um Viertel nach zehn eine andere Besprechung hatte.
    Die andere

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