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Nesbø, Jo - Harry Hole - 02

Nesbø, Jo - Harry Hole - 02

Titel: Nesbø, Jo - Harry Hole - 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kakerlaken
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noch herausgestellt, dass eine schwangere Frau dabei ist. Und im letzten Monat ist ein Norweger in Pattaya gestorben.
    Er ist aus einem Fenster gefallen. Schon das zweite Mal in diesem Jahr. Jedes Mal ein Wahnsinnsaufruhr.«
    Sie schüttelte resigniert den Kopf.
    »Betrunkene Seeleute und He roinschmuggler. Kennen Sie die Gefängnisse hier unten? Schreck lich. Und wenn jem and seinen Pass verloren hat, glauben Si e, dass diese Leute dann eine Reiseversicherung oder Geld für die Rückreise haben? Nichts da, um all das müssen wir uns kümmern. Sie verstehen deshalb, wie wichtig es ist, dass wir hier wieder in die Gänge kommen.«
    »Wenn ich das richtig verstanden habe, sind S ie es, die jetzt nach dem Tod des Botschafters die Verantwortung hat?«
    »Ich bin chargée d’affaires, ja.«
    »Wie lange wird es dauern, bis m an einen neuen Botschafter ernennt?«

    79

    »Nicht so lange, hoffe ich. Fü r gewöhnlich dauert das einen Monat oder zwei.«
    »Und es macht Ihnen nichts aus, so lange die ganze Verantwortung zu tragen?«
    Tonje Wiig verzog ihren Mund zu einem schiefen Lächeln.
    »So hab ich das nicht gem eint, schließlich war ich schon ein halbes Jahr chargée d’affaires, bevor Molnes überhaupt hierher gekommen ist. Ich wünsche mir nur so schnell wie möglich eine permanente Regelung.«
    »Dann rechnen Sie dam it, die Botschaft selbst zu übern ehmen?«
    »Tja.« Sie zog die Mundwinkel hoch. »Das wäre nicht erstaunlich. Aber wer das norwegische Auswärtige Amt kennt, der weiß, dass man sich nie sicher sein kann.«
    Ein Schatten kam in den Raum geglitten und plötzlich stand eine Tasse vor Harry.
    »Sie trinken chaa ráwn? « , fragte Fräulein Wiig.
    »Keine Ahnung.«
    »Entschuldigen Sie«, sagte sie lachend. »Ich vergesse so schnell, dass andere hier unt
    en neu sind. Thailändischen
    schwarzen Tee. Ich ziehe hier unten high tea vor, verstehen Sie?
    Auch wenn es nach eng lischer Teetradition für diesen Tee nach 14 Uhr sein sollte.«
    Harry nahm dankend an, und als er seinen Blick zum nächsten Mal senkte, hatte ihm jemand eingeschenkt.
    »Ich dachte, diese Traditionen seien mit den Kolonialherren verschwunden.«
    »Thailand war nie eine Kolonie «, sagte sie lächelnd. »W eder unter England noch unter Frankr eich, anders als die Nachb ar-länder. Die Thais sind sehr stolz darauf. Ei n bisschen zu stolz, wenn Sie mich fragen. Ein wenig englischer Einfluss hat noch niemandem geschadet.«

    80

    Harry nahm einen Notizblock heraus und fragte, ob es vorstellbar sei, dass der Botschafter in dubiose Geschäfte verwickelt war.
    »Wie meinen Sie das, Herr Kommissar?«
    Er erklärte kurz, was er m it dubiosen Geschäften meinte, dass Mordopfer in m ehr als 70 Prozen t aller Fälle in irgendwelche Unregelmäßigkeiten verwickelt waren.
    »Unregelmäßigkeiten? Molnes?« Sie schüttelte energisch den Kopf. »Dafür war er nicht … der Typ.«
    »Wissen Sie, ob er Feinde gehabt haben kann?«
    »Kann ich m ir wirklich nicht vorstellen. W arum fragen Sie danach? Es kann doch unmöglich ein Attentat gewesen sein.«
    »Darüber wissen wir noch herzlic h wenig, deshalb halten w ir uns alle Möglichkeiten offen.«
    Fräulein Wiig berichtete, dass Molnes an dem Montag, an dem er getötet worden war, unm ittelbar nach dem Lunch zu einem Treffen gegangen sei. Er habe nicht gesagt, wo, doch das sei nichts Ungewöhnliches.
    »Er hatte immer sein Handy dabei, so dass wir ihn erreichen konnten, falls es irgendein Problem gab.«
    Harry bat darum, sein Büro sehen zu dü rfen. Fräulein Wiig musste dafür zwei weitere Türen aufschließen, die aus »Sicher-heitsgründen« eingebaut worden waren. In diesem Raum war nichts angefasst worden, so wie es sich Harry vor seiner Abreise aus Oslo erbeten hatte. Über all lagen Dokumente, Mappen und Souvenirs, die noch nicht in die Regale eingeräum t oder an die Wände gehängt worden waren.
    Über den Papierstapeln blickt e das norwegische Königspaar majestätisch auf sie herab und aus dem Fenster, von dem aus man einen Blick über The Queen’s Regent Park hatte, wie W iig zu berichten wusste.

    81

    Harry fand einen Kalender, in dem aber nur wenig notiert war.
    Er sah unter dem Mordtag nach, doch dort war als einziges
    »Man U« verm erkt, eine häufig benutzte Abkürzung für Manchester United, w enn er sich nicht irrte. Vielleicht eine Fußballübertragung im Fernsehen, die er nicht verpassen wollte, dachte Harry und zog pflichtbe wusst ein paar Schubladen heraus, doch er erkannte

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