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Nesbø, Jo - Harry Hole - 02

Nesbø, Jo - Harry Hole - 02

Titel: Nesbø, Jo - Harry Hole - 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kakerlaken
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Das bedeutete, dass sie überall waren. W ie viel wog eine Kakerlake? Zehn Gramm? Wenn sich mehr als Hundert davon in Spalten und hinter Tischplatten versteckten, bedeutete das, dass mehr als ein Kilo Kakerlaken im Raum waren. Ein Schauer lief ihm über den Rücken. Und es war auch nur ein schwacher Trost, dass sie vermutlich deutlich mehr Angst vor ihm hatten als umgekehrt.
    Manchmal hatte er das Gefühl, der Alkohol füge ihm langsam mehr Gutes als Schlechtes zu. Er schloss die Augen und versuchte, nicht mehr zu denken.

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    KAPITEL 14
    Sie hatten den W agen zu gut er Letzt abgestellt und begonnen, die Adresse zu Fuß zu suchen. Nho hatte versucht, Harry das sinnreiche Adressensystem Bangkoks zu erklären, und er hatte begriffen, dass es Hauptstraßen und nummerierte Nebenstraßen gab – soi. Das Problem war, dass die Nummern der Häuser nicht der Reihe nach anstiegen, da neu errich tete Häuser die nächste freie Nummer zugewiesen bekamen, egal, wo in der Straße sie lagen.
    Sie gingen durch enge Passagen, auf deren Bürgersteigen die Menschen Zeitung lasen, m it Tretnähmaschinen nähten, E ssen zubereiteten und Mittag sschlaf machten. Ein p aar Mädchen in Schuluniformen riefen ihnen kichernd etwas nach und Nho deutete auf Harry und rief ihnen eine Antwort zu. Die Mädchen heulten vor Lachen auf und hielten sich die Hand vor den Mund.
    Nho sprach m it einer Frau an einer Nähm aschine und sie deutete auf eine Tür. Sie kl opften an und nach einer Weile wurde ihnen von einem Thailänder aufge macht. Er trug kurze Khakishorts und ein offenes Hem d. Harry schätzte ihn auf etwa sechzig, doch nur die Augen und die Falten verrieten sein Alter.
    In seinen glatt nach hinten gekämmten schwarzen Haaren waren nur wenige graue Strähnen und der m
    agere, sehnige Körper
    hätte auch einem Dreißigjährigen gehören können.
    Nho sagte ein paar W orte und der Mann nickte, den Blick auf Harry geheftet. Dann entschuldigte er sich und verschwand nach drinnen. Nach einer Minute kam er zurück, jetzt m it einem frisch gebügelten kurzärm eligen, weißen Hemd und langen Hosen bekleidet.
    Er hatte zwei Stühle in den Händen, die er auf den Bürgersteig stellte. In überraschend gutem Englisch bot er Harry einen P latz an, während er s ich selbst au f den anderen Stuhl setzte. Nho 108

    blieb daneben stehen und schüttelte kaum merkbar den Kopf, als Harry signalisierte, er könne sich auf die Treppe setzen.
    »Guten Tag, Herr Sanphet. Mein Na me ist H arry Hole, ich komme von der norwegischen Polizei. Ich m öchte Ihnen gerne ein paar Fragen zu Herrn Molnes stellen.«
    »Sie meinen den Herrn Botschafter Molnes?«
    Harry sah den Alten an. Er saß so aufrecht da, als habe er einen Stock verschluckt, und sein e fleckigen Hände lagen ruhig in seinem Schoß.
    »Natürlich. Botschafter Molnes . Wenn ich richtig inform iert bin, sind Sie seit bald dreißig Jahren Chauffeur der norwegischen Botschaft?«
    Sanphet schloss zustimmend die Augen.
    »Und Sie haben den Botschafter geschätzt?«
    »Botschafter Molnes war ein gr oßartiger Mensch. Ein gütiger Mensch mit einem großen Herz. Und viel Wissen.«
    Er tippte sich m it dem Finger an die Stirn und sah Harry warnend an.
    Harry schauderte, als ih m ein Schweißtropfen über den Rü-
    cken unter seinen Hosenbund rann. Er hielt nach eine m
    schattigen Platz Ausschau, zu dem sie die Stüh le hätten tragen können, doch die Sonne stand hoch über den niedrigen Häusern.
    »Wir sind zu Ihnen gekommen, weil Sie derjenige sind, der die Gewohnheiten des Botschafters am besten kannte, wo er sich aufhielt und mit wem er redete. Und weil Sie persönlich ja ganz offensichtlich auch gut mit ihm ausgekommen sind. Was ist am Tag seines Todes geschehen?«
    Sanphet erzählte regungslos, dass der Botschafter zum Lunch gefahren war, ohne zu sagen, wohin, dass er aber selbst fahren wollte, was während der Arbeit szeit höchst ungewöhnlich w ar, da man als Chauffeur j a keine anderen Pflichten habe. Er hätte 109

    bis um fünf Uhr in der Botsch aft gesessen und sei dann nach Hause gefahren.
    »Sie wohnen alleine?«
    »Meine Frau ist vor vierzehn Ja hren bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen.«
    Irgendetwas sagte Harry, dass dieser Mann ihm auch noch die exakte Anzahl Monate und Ta ge hätte nennen können. Sie hatten keine Kinder.
    »An welche Orte haben Sie den Botschafter gefahren?«
    »Zu den anderen Botschaften. Sitzungen. Besuche bei anderen Norwegern.«
    »Welche Norweger?«
    »Alle

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