Nesbø, Jo - Harry Hole - 02
Angst.«
Harry sah sie nachdenklich an, ehe er Nho zunickte.
»Wir lassen sie gehen«, sagte er.
Überrascht nahm Dim Nhos Übersetzung zur Kenntnis. S ie drehte sich um und begegnete Ha rrys Blick, ehe sie ihre H andflächen auf Gesichtshöhe zusam menlegte und sich leicht verbeugte. Harry ging auf, da ss sie geglaubt hatte, w egen Prostitution in Haft genommen zu werden.
Harry erwiderte ihr Lächeln. Sie beugte sich über den Tisch.
»You like ice-skating, sil?«
»Khun Sa? CIA?«
Es knackte in der Telefonleitung nach Oslo und das Echo bewirkte, dass Harry sich i mmer selbst Torhus ins W ort fallen hörte.
»Entschuldigen Sie, Herr Komm issar, aber haben Sie einen Hitzschlag? Ein Mann is t mit einem Messer im Rücken gefunden worden, das m an vermutlich überall im Norden Thailands kaufen kann, wir haben Sie gebe ten, vorsichtig vorzugehen, und jetzt wollen Sie mir allen Ernstes erzählen, Sie hätten vor, gegen die organisierte Kriminalität in Südostasien vorzugehen?«
»Nein.« Harry legte die Füße au f die Tischplatte. »Ich habe nicht vor, irgendetw as zu tun, T orhus. Ich sage bloß, ein Spezialist aus irg endeinem Museum bestätigt, dass es sich um 102
ein seltenes Messer ha ndelt, das verm utlich dem Shan-Volk entstammt und das m an nicht in gewöhnlichen Antiquitäten-Geschäften findet. Die Polizei hi er vor Ort meint, es könne eine Warnung der Opium -Mafia sein, die Finger von de m Fall z u lassen, aber ich glaube das ni cht. Wenn die Mafia uns etwas sagen will, gibt es einf achere Wege, als ein an tikes Messer zu opfern.«
»Und was wollen Sie dann?«
»Ich sage bloß, dass die Spuren derzeit in diese Richtung führen. Aber der Polizeichef hier unten flippte total aus, als ich das Wort Opium auch nur nannte. Diesbezüglich scheint hier zurzeit das blanke Chaos zu herrschen. Er berichtete m ir, dass die Regierung die Sache noch bi s vor kurzem einigermaßen unter Kontrolle gehabt habe. Man habe über ein Incenti-veprogramm für die ärm sten Opiumbauern sichergestellt, dass sie nicht zu viel Geld verloren, wenn sie andere Pflanzen anbauten, neben dem genehm igten Opiumanbau für den Eigenbedarf.«
»Eigenbedarf?«
»Ja, ja, die Gebirgsstämm e dürfen das. Die rauchen das Zeug seit Generationen und da kann man wohl auch nichts dran ändern. Das Problem ist, dass die Opiumimporte aus Laos und Myanmar eingebrochen sind und de r Preis damit in die Höhe geschossen ist, so dass sich die Produktion in Thailand beinahe verdoppelt hat, um die Nachfrag e zu decken. Es ist verdammt viel Geld im Umlauf und es gi bt einen Haufen neuer Akteure, die auf den Markt drängen, so dass die ganze Sache zurzeit höchst unübersichtlich ist. Der Polizeichef hier unten hat, um es einfach auszudrücken, keine sonderlich große Lust, seine Hände zu diesem Zeitpunkt in dieses Wespennest zu stecken. Deshalb habe ich überlegt, erst einmal ein paar Sachen auszuschließen.
Zum Beispiel, dass der Botschaf ter selbst in irgendwelche kriminellen Aktivitäten verstrickt war. Unter ande rem in Kinderpornografie.«
103
Es wurde still am anderen Ende.
»Wir haben keinen Grund zur A …«, begann Torhus, doch der Rest ging im Lärm unter.
»Wiederholen Sie bitte.«
»Wir haben keinen Grund zu der Annahm e, dass Botschafter Molnes pädophil war, wenn Sie das meinen.«
»Häh? Wir haben keinen Grund zu der Annahm e? Sie reden nicht mit der Presse, Torhus. Ich m uss diese Dinge wissen, u m weiterzukommen.«
Es entstand erneut eine Paus e und für einen Mom ent dachte Harry, die Verbindung sei zusam mengebrochen. Dann wa r wieder Torhus’ Stimme zu hören und trotz der schlechten Verbindung hinüber zur anderen Seit e der Erde nahm Harry die Kühle darin wahr.
»Ich werde Ihnen alles sage n, was Sie wissen müssen, Hole.
Wichtig ist nur, dass Sie eine n Mörder finden, egal wen, und dabei ist es mir scheißegal, in was der Botscha fter alles verwickelt war. Wenn es nach m
ir geht, kann er gerne sow
ohl
Heroinschmuggler als auch Pädera st gewesen sein, solange die Presse und auch sonst niemand davon Wind bekommt. Jedweder Skandal, was auch immer es sein mag, ist eine Katastrophe, für die man Sie persönlich zur Rechenschaft ziehen wird. Habe ich mich klar ausgedrück t, Hole? Od er wollen Sie noch m ehr wissen?«
Torhus hatte nicht ein einziges Mal Luft geholt.
Harry trat gegen den Tisch, so dass das Telefon hüpfte und seine Kollegen am Nachbartisch aufsprangen.
»Ich verstehe Sie klar und de utlich«,
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