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Nesbø, Jo - Harry Hole - 02

Nesbø, Jo - Harry Hole - 02

Titel: Nesbø, Jo - Harry Hole - 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kakerlaken
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Schultern, nur einen ungeheuer dicken Nacken, der irgendwo an den Ohren begann und sich bis zu den gewa ltigen Oberarmen zog, die wie angeschraubt am Körper hinge n. Niemals zuvor in seine m Leben hatte Harry einen derart großen Menschen gesehen.

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    »Sein Name ist W oo«, flüsterte Nho ihm zu. »Freelance Gorilla. Sehr schlechter Ruf. Ein Chinese aus der Mandschu rei.
    Die sind dort für ihre Stärke bekannt …«
    Die Fensterläden waren zu, doch in dem halbdunklen Raum konnte Harry die Konturen eines Mannes hinter einem breiten Schreibtisch ausmachen. Ein Ventilator surrte an der Decke und von der Wand fauchte sie ein ausg estopfter Tigerkopf an. Eine Tür zu einem Balkon war geöffnet, so dass es sich so anhörte, als fahre der Straßenverkehr mitten durch den Raum . An der Türöffnung saß eine dritte Pers on. Woo presste sich in den letzten freien Stuhl im Zimmer. Harry und Nho blieben mitten im Raum stehen.
    »Womit kann ich den Herren dienen?«
    Die Stimme hinter dem Schreibtisch war tief und das Englisch klang beinahe nach Oxford. Er hob die Hand und ein R
    ing
    blitzte auf. Nho sah Harry an.
    »Nun, Herr Sorensen, wir kommen von der Polizei …«
    »Das weiß ich.«
    »Sie haben Botschafter Molnes Geld geliehen. Er ist to t und Sie haben versucht, seine Frau anzurufen, um von ihr das Geld zu bekommen, das er Ihnen schuldete.«
    »Wir haben keine Außenstände bei irgendeinem Botschafter.
    Außerdem betreiben w ir keine derartigen … Kreditges chäfte, Herr …«
    »Hole. Sie lügen, Herr Sorensen.«
    »Wiederholen Sie das noch einmal, Herr Hole?«
    Sorensen hatte sich über den Ti sch gebeugt. Er hatte die Züge eines Thailänders, doch Haut und Haare waren weiß wie Schnee und die Augen glänzten durchsichtig blau.
    Nho zupfte Harry am Ärmel, doch der zog seinen Ar m zurück und hielt Sorensens Blick stand. Er wusste, dass er soeben einen Schritt zu weit gegangen war, dass er gedroht hatte und die 134

    Spielregeln nun von Herrn Sorens en verlangten, nicht das Geringste einzugestehen, da er sonst sein Gesicht v erlieren würde. Aber Harry stand in
    Socken da, sch witzte wie ein
    Schwein und pfiff auf Gesicht, Takt und Diplomatie.
    »Sie sind hier in Chinatown, Herr Hole, nicht im farang- Land.
    Ich habe keine Unstimmigkeiten mit dem Polizeichef hier in Bangkok. Ich würde vorschlagen, dass Sie zuerst mit ihm reden, ehe Sie noch etwas sagen, und i m Gegenzug werde ich versprechen, Ihr peinliches Auftreten zu vergessen.«
    »Für gewöhnlich ist es die Po lizei, die den Banditen das Miranda-Escobedo vorliest, nicht umgekehrt.«
    Sorensens Zähne leuchteten weiß zwischen seinen nass en roten Lippen.
    »O ja, you have the right to remain silent und so weiter. Nun, dieses Mal wird es wohl um gekehrt sein. Woo, begleitest du die Herrschaften hinaus? Gentlemen?«
    »Sie treiben hier Geschäfte, die kein Tageslicht vertragen, und das Gleiche scheint ja wohl auch für Sie zu gelten, Herr Sorensen. Wenn ich Sie wäre, würde ich mir schleunigst eine Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor kaufen. Beim Freigang im Gefängnis gibt es die nämlich nicht.«
    Sorensens Stimme klang noch eine Spur tiefer.
    »Reizen Sie m ich nicht, Herr Hole. Ich fürchte, m eine Aus-landsaufenthalte haben m ir etwas von m einem thailändischen Langmut genommen.«
    »Nach ein paar Jahren hinter den Mauern werden Sie d en schon wieder gelernt haben.«
    »Begleite Herrn Hole nach draußen, Woo.«
    Der große Körper bew egte sich mit einer überraschenden Geschwindigkeit. Harry roch de n sauren Dunst von Curry, und noch ehe er die Arme heben konnte, wurde er hochgehoben und zusammengedrückt wie ein Teddy bär, den gerade jem and auf 135

    dem Tivoli gewonnen hat. Harry ve rsuchte, sich zu befreien, doch die eiserne Um klammerung wurde bei jedem Ausatmen enger. Er fühlte sich wie in einer Schlinge und ihm wurde
    schwarz vor Augen, doch der Verk ehrslärm nahm zu. Dann war er die Umklammerung endlich los und schwebte in der Luft. Als er die Augen wieder öffnete, er kannte er, dass er die Besinnung verloren haben m usste, als habe er eine Sekunde geträum t. Er sah ein Schild mit chinesischen Zeichen, ein Bündel Leitungen zwischen zwei Telefonm asten, einen grauweißen Himm el und ein Gesicht, das zu ih m nach unten blickte. Dann kam en die Geräusche zurück und er hörte die Schimpftirade aus dem Mund dieses Gesichts sprudeln. Der Mann deutete auf den Balkon und auf das Dach des Tuk-Tuk-Rads , das einen hässlichen Knick

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