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Nesbø, Jo - Harry Hole - 02

Nesbø, Jo - Harry Hole - 02

Titel: Nesbø, Jo - Harry Hole - 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kakerlaken
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zurückzuführen?«
    »Es ist nicht ungewöhnlich, dass die Täter als Kinder selbst sexuellen Übergriffen ausgesetzt waren. W ir erleben dasselbe bei Menschen, die als Kinder zu Hause Gewalt ausges etzt

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    waren. Die können selbst auch gewalttätig gegenüber ihren Ehepartnern und Kindern werden. Sie wiederholen das Muster ihrer eigenen Kindheit.«
    »Warum?«
    »Das hört s ich verrückt an, ab er vermutlich hat das was mit dem Rollenverständnis der Erwachsenen und ihrer Sicherheit zu tun, dass es das ist, was sie gewöhnt sind.«
    »Wie entdeckt man so etwas?«
    »Wie meinst du das?«
    »Nach was für speziellen Kennzeichen soll ich suchen?«
    Aune brummte.
    »Tut mir leid, Harry, aber ich gl aube nicht, dass die wirklich auffallen. In der Regel sind es Mä nner, sie leben oft allein und haben ein schlechtes soziales Ne tzwerk. Aber obgleich sie eine geschädigte Sexualität haben, könne n sie in anderen Lebensbe-reichen ausgezeichnet funktionieren. Du findest sie verm utlich überall.«
    »Überall, was? Wie viele davon gibt es deiner Meinung nach in Norwegen?«
    »Das ist eine vollkom men unmögliche Frage. Es komm t darauf an, wo m an die Grenzen zieht. In Spanien rechnet m an nur Kinder unter zwölf Jahren zu den Minderjährigen, wie soll man da zum Beispiel einen ephebophilen Mann bezeichnen, also einen, der sich nur von heranwachsenden Mädchen angezogen fühlt? Oder einen Mann, de m das Alter egal ist, solange sein Sexualpartner die physischen Eigenschaften eines Kindes hat, wie zum Beispiel einen haarlosen Körper und weiche Haut?«
    »Verstehe. Sie komme n in a llen möglichen Verkleidungen vor, sind zahlreich und überall zu finden.«
    »Die Scham m acht diese Menschen zu großartigen Masken -
    bildnern. Die meisten von ihnen üben sich ihr Leben lang darin, ihre Sehnsüchte vor anderen verborgen zu halten, ich kann dir 140

    deshalb nur sagen, dass es da dr außen viel mehr davon gibt, als die Polizei wegen irgendwelcher Übergriffe festnimmt.«
    »Auf jeden, der gefasst wird, kommen zehn andere.«
    »Was hast du gesagt?«
    »Nichts. Ich danke dir, Oddgeir. Übrigens, ich hab die Flasche zugemacht.«
    »Oh, seit wie vielen Tagen?«
    »Achtzig Stunden.«
    »Hart?«
    »Tja. Die Monster bleiben jedenfalls noch unterm Bett. Ich dachte, es würde schlimmer.«
    »Es hat gerade erst begonnen. Denk dran, es komm en noch schlimmere Tage.«
    »Ist das nicht immer so?«

    Es war Abend und der Taxifahrer reichte ihm eine kleine, farbige Broschüre, als er darum bat, nach Patpong gefahren zu werden.
    »Massage, sil? Gute Massage. Ich fahre Sie.«
    In dem schwachen Licht sah er die Bilder der lächelnden Thai-Mädchen. Sie sahen ebenso unschuldig aus wie die Mädchen auf der Thai-Air-Reklame.
    »Nein, danke, ich will bloß esse n.« Harry gab die Broschüre zurück, obgleich sich d ieser Vorschlag für seinen gepeinigten Rücken ganz wunderbar anhörte. Als Harry aus Neugier fragte, was das für eine Massage sei, m
    achte der Taxifahrer das
    international bekannte Zeiche n, indem er m it Daumen und Zeigefinger ein Loch form te, durch das er den anderen Zeigefinger steckte.
    Liz hatte das Restaurant »L e Boucheron« in Patpong em pfohlen und das Essen sah auch richti g gut aus, nur dass Harry nicht 141

    wirklich Appetit hatte. Er läch elte der Bedienung entschuldigend zu, als sie den Teller
    abräumte, und gab reichlich
    Trinkgeld, damit sie erkannte, da ss er nicht unzufrieden war.
    Dann trat er hinaus ins hysterische Leben der Straßen von Patpong. Soi 1 war für den Verkeh r gesperrt, war aber dafür umso voller mit Menschen, die wie ein brodelnder Fluss an den Verkaufsständen und Bars vorbeiströmten. Aus jeder Öffnung in den Wänden dröhnte Musik, vers chwitzte Männer und F rauen jagten über die Bürgersteige und die Gerüche von Menschen, Kanalisation und Essen rangen um seine Aufmerksamkeit. Ein Vorhang wurde zur Seite gezogen, als er vorbeiging, und auf einer Bühne sah er tanzende Mä dchen in den obligatorischen Tangaslips und mit hochhackigen Schuhen.
    »Kein Cover-Charge, neunzig Baht für die Drinks«, brüllte ihm jemand ins Ohr. Er ging weiter, doch irgendwie kam es ih m vor, als stehe er still, denn die Szene wiederholte sich auf d er ganzen Länge der überfüllten Straßen wieder und wieder.
    Er spürte ein pulsierendes Gefühl in seinem Bauch und konnte nicht sagen, ob es die Musik wa r, sein eigenes Herz oder das dumpfe Dröhnen von einer der Ba umaschinen, die rund um die Uhr die

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