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Nesbø, Jo - Harry Hole - 02

Nesbø, Jo - Harry Hole - 02

Titel: Nesbø, Jo - Harry Hole - 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kakerlaken
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Nho.
    »Viele gute Vorschläge«, sagte Liz. »Wo fangen wir an?«

    Fräulein Ao saß im Sitzungszimmer der Botschaft und sah Harry und Nho mit rotgeweinten Augen an. Sie hatte die Hotelbesuche glatt geleugnet und erzählt, da ss sie m it ihrer Schwester und Mutter zusammenwohne, am Mordabend aber nicht zu Hause gewesen sei. Sie habe niem anden getroffen, den sie kannte, sagte sie, und sei spät nach Hause gekommen, irgendwann nach Mitternacht. Erst als Nho sie gefragt hatte, wo sie gewesen war, hatte sie begonnen zu weinen.
    »Es ist besser, wenn Sie es uns jetzt sagen, Fräulein Ao«, sagte Harry und zog die Gardine zum Flur zu. »Sie haben uns schon einmal die Unwahrheit gesagt. Jetz t wird es langsam ernst. Sie behaupten, am Mordabend außer Haus gewesen zu sein, ohne jemanden getroffen zu haben, der das bestätigen kann.«
    »Meine Mutter und meine Schwester …«
    »Können bezeugen, dass Sie irge ndwann nach Mitternacht nach Hause gekommen sind. Das h ilft Ihnen nicht, Fräulein Ao.«
    Tränen rannen über ihr süßes Puppengesicht. Harry seufzte.
    »Wir müssen Sie festnehmen«, sagte er. »Wenn Sie sich nicht doch anders entscheiden und uns sagen, wo Sie gewesen sind.«
    Sie schüttelte den Kopf und Harry und Nho sahen einander an.
    Nho zuckte m it den Schultern und fasste sie sanft unter den Arm, doch sie presste ihren Kopf schluchzend auf die Tischplatte. Im gleichen Mom ent klopfte es leise an d er Tür. Harry öffnete sie einen Spalt. Es war Sanphet.
    »Herr Sanphet, wir …«

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    Der Chauffeur legte einen Finger auf die Lippen. »Ich weiß«, flüsterte er und gab Harry ein Zeichen, auf den Flur zu kommen.
    Harry schloss die Tür hinter sich. »Ja?«
    »Sie wollen Fräulein Ao verhören. Sie fragen sie, wo sie zum Zeitpunkt des Mordes gewesen ist.«
    Harry antwortete nicht. Sanphe t räusperte sich und streckte seinen Rücken durch.
    »Ich habe gelogen. Fräulein Ao war im Botschaftswagen.«
    »Ach ja?«, sagte Harry leicht verwundert.
    »Mehrmals.«
    »Sie wussten also über sie und den Botschafter Bescheid?«
    »Nicht der Botschafter.«
    Es dauerte ein paar Sekunden, ehe bei Harry der Groschen fiel, er starrte den alten Mann fassungslos an.
    »Sie, Sanphet? Sie und Fräulein Ao?«
    »Das ist eine lange Geschichte und ich befürchte, Sie werden nicht alles verstehen.« Er sah Ha rry prüfend an. »Fräulein Ao war an dem Abend, an dem der Botschafter starb, bei m ir. Sie wird das niemals aussagen, denn es könnte uns beiden die Arbeit kosten. Kontakte zwischen den Angestellten werden nicht geduldet.«
    Harry fuhr sich immer wieder mit der Hand über die Haare.
    »Ich weiß, was Sie denken, Herr Kommissar. Ich bin ein alter Mann und sie ist noch ein junges Mädchen.«
    »Tja. Ja, ich fürchte, ich verstehe das nicht ganz.«
    Sanphet lächelte milde.
    »Ihre Mutter und ich haben uns einmal geliebt, vor langer, langer Zeit, lange bevor Ao auf die Welt kam. In Thailand gibt es etwas, d as wir phîi nennen. Sie können das vielleicht m it Seniorität übersetzen, dass eine ältere Person über einer jüngeren steht. Aber das beinhaltet noc h mehr als das. Das bedeutet 155

    auch, dass der ältere Mensch eine Verantwortung für den jüngeren hat. Fräulein Ao hat die Arbeit hier auf meine Empfeh-lung hin bekommen und sie ist eine warme, dankbare Frau.«
    »Dankbar?«, rutschte Harry heraus. »W ie alt war sie …« Er hielt inne. »Was sagt ihre Mutter dazu?«
    Sanphet lächelte traurig.
    »Sie ist so alt wie ich und versteht. Ich habe m ir Fräulein Ao nur für eine kurze W eile geliehen. Bis sie den Mann findet, m it dem sie eine Familie gründen will. Das ist nich ts Ungewöhnliches …«
    Harry atmete mit einem Stöhnen aus. »Sie sind also ihr Alibi ?
    Und Sie wissen, dass es nicht Fräulein Ao war, die der Botschafter immer mit in diese Hotels nahm?«
    »Wenn der Botschafter wirklich in irg
    endwelchen Hotels
    abstieg, dann nicht mit Ao.«
    Harry hob einen Finger.
    »Sie haben uns schon einm al angelogen und ich könnte Sie wegen Behinderung einer Mord ermittlung anzeigen. W enn Sie uns noch etwas zu sagen haben, dann tun Sie das jetzt.«
    Die alten braunen Augen sahen Harry an, ohne zu blinzeln.
    »Ich habe Herrn Molnes gemocht. Er war ein Freund. Ich hoffe , sein Mörder wird bestraft. Und niemand anderes.«
    Harry wollte etwas sagen, schluckte es aber herunter.

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    KAPITEL 21
    Die Sonne war burgunderrot ge worden mit orangefarbenen Streifen. Sie balancierte ganz oben auf der grauen Skyline

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