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Nesbø, Jo - Harry Hole - 02

Nesbø, Jo - Harry Hole - 02

Titel: Nesbø, Jo - Harry Hole - 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kakerlaken
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Bangkoks wie ein neuer Planet, der unangemeldet am Himmel aufgetaucht war.
    »Hier haben wir also das Boxzentrum Ratchadamnoen«, sagte Liz, als der Toyota mit Harry, Nho und Sunthorn vor den grauen Ziegelbau kurvte. Über die Ge sichter der wenigen m elancho-lisch aussehenden Schwarzmarkthändler huschte ein Hoffnungs-schimmer, doch Liz winkte sie weg. »Es sieht v ielleicht nicht gerade beeindruckend aus, aber das hier ist Bangkoks Version des großen Traums. Hier hat jeder die Chance, zu einem Gott zu werden, wenn seine Füße und Hände denn schnell genug sind.
    Hallo, Ricki!«
    Einer der T ürsteher kam zum Wagen und Liz sprühte auf einmal vor Charme. Eine solche Wandlung hatte Harry ihr nicht zugetraut. Nach einem schnellen Gespräch und reichlich Gelächter drehte sie sich lächelnd zu den anderen um:
    »Lasst uns diesen Woo jetzt schnell festnehmen. Ich habe mir und unserem Touristen gerade P lätze am Ring gesichert. Ivan bestreitet heute Abend den si ebten Kampf, das kann lustig werden.«
    Das Restaurant war ganz einde utig eines d er einfacheren Kategorie – Resopal, Fliegen und ein eins amer Ventilator, der den Essensdunst aus der Küche in den Gastraum beförderte.
    Über dem Tresen hingen die Porträts der thailändischen Königsfamilie.
    Nur an einem der Tische saßen Menschen und W
    oo war
    nirgends zu sehen. Nho und Sunthorn setzten sich neben der Tür an zwei getrennte Tische, während Liz und Harry ganz hinten 157

    im Lokal Platz nahmen. Harry bestellte eine Frühlingsrolle und zur Sicherheit eine desinfizierende Cola.
    »Rick war mein Trainer, als ich selber noch aktive Thaiboxe-rin war«, erklärte Liz. »Ich wog beinahe doppelt so viel wie meine männlichen Sparringspartner und war drei Köpfe größer, kriegte aber trotzdem jedes Mal eine Abreibung verpasst. Hier unten kriegen sie das Thaiboxen mit der Muttermilch eingeflößt.
    Aber es gefiel ihnen nicht, ein e Frau zu schlagen, sagten sie.
    Wobei ich nicht sagen kann, dass ich das jemals bemerkt hätte.«
    »Was hat es m it diesem Königsgetue auf sich?«, fragte Harry und deutete zum Tresen. »Mir komm t es so vor, als würde ich dieses Bild überall sehen.«
    »Tja, eine Nation braucht doch ihre Helden. Das Königshaus hatte keinen großen Platz im Herzen der Menschen, bis es de m König im Zweiten Weltkrieg gelang, sich erst mit den Japanern zu verbünden, und dann, als diese in die Defensive gerieten, mit den Amerikanern. Er h at der Nation verm utlich ein Blutbad erspart.«
    Harry hob die Teetasse und proste te dem Bild zu. »Hört sich nach einem gerissenen Kerl an.«
    »Du solltest wissen, Harry, dass es zwei Dinge gibt, über die man in Thailand keine Witze macht …«
    »Die Königsfamilie und Buddha. Danke, das h abe ich sch on mitbekommen.«
    Die Tür ging auf.
    »Aber hallo«, flüsterte Liz und zog die haarlosen Augenbrauen hoch. »Meistens kommen sie einem in Realität kleiner vor.«
    Harry drehte sich nich t um. Sie hatten geplant, zu warten, b is Woo sein Essen bekommen hatte. Ein Mann mit Essstäbchen in der Hand braucht in der Regel länger, um zu einer ev entuellen Waffe zu greifen.

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    »Er hat sich gesetzt«, sagte Liz. »Mein Gott, den sollte man ja allein schon für sein Aussehen einsperren. W ir sollten uns wohl freuen, wenn wir ihn lang genug behalten können, um ihm ein paar Fragen zu stellen.«
    »Wie meinst du das? Der Typ hat doch einen Polizisten aus dem Fenster im ersten Stock geworfen.«
    »Ich weiß, ich warne dich aber trotzdem vor zu hohen Erwar-tungen. Dieser ›Koch‹ Woo ist nicht irgendjemand. Er arbeitet für einen der Clans und die ha ben gute Anwälte. W ir rechnen damit, dass er gut ein Dutzend Menschen um die Ecke gebracht und zehn Mal so viele verstümmelt hat, aber trotzdem haben wir nicht einmal einen Fliegenschiss auf seiner Akte.«
    »Der ›Koch‹?« Harry stürzte sich auf die glühend heiße Frühlingsrolle, die ihm gerade serviert worden war.
    »Den Spitznamen hat er vor ei n paar Jahren bekomm en. Wir haben eins von Woos Opfern auf den Tisch bekommen, ich bearbeitete den Fall und war an wesend, als sie mit der Obduktion begannen. Die Leiche hatte ei n paar Tage draußen gelegen und war derart aufgedunsen, dass sie wie ein blauschw arzer Fußball aussah. Das Gas ist giftig, weshalb uns der Gerichtsm ediziner aus de m Raum schickte und selbst eine Gasm aske
    aufsetzte, ehe er den ersten Schnitt ansetzte. Ich habe am Fenster gestanden und zugesehen. Die Haut am Bauch flatterte, als

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