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Nesbø, Jo - Harry Hole - 02

Nesbø, Jo - Harry Hole - 02

Titel: Nesbø, Jo - Harry Hole - 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kakerlaken
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bedauerte, dieser Verantwortung nicht gew achsen gewesen zu sein. Zu m Schluss fügte er noch liebe Gr üße für Mutter u nd mich an und meinte, wir sollten versuchen, ihn so schnell wie m öglich zu
    vergessen.«
    Harry spürte das Verlangen nach einer Zigarette.

    202

    »Das war eine verdammt große Verantwortung, die er da auf sich genommen hat«, sagte er.
    »Ja, aber ich glaube, manchm al ist es leichter, die Verantwortung für die Toten auf sich zu nehmen als für die Lebenden. Wir anderen müssen für sie sorgen, Harry. Für die L ebenden. Es ist trotz allem diese Verantwortung, die uns antreibt.«
    Verantwortung. Wenn es in den letzten Jahren etwas gegeben hatte, das er zu begraben versuc ht hatte, dann die Verantwortung. Ob es nun für die Lebenden oder die Toten war, sich selbst oder andere. Sie führte nur zu Schuldgefühlen und wurde nie wirklich belohnt. Nein, er konnte nicht sagen, dass ihn die Verantwortung antrieb. Vielleicht hatte Torhus recht, v ielleicht waren seine Motive, der Gerechtigkeit zum Zuge zu verhelfen, doch nicht ganz so edel. Vie lleicht war es nur ein dummer Ehrgeiz, der ihn daran hinderte, zu akzeptieren, dass der Fall zu den Akten gelegt wurde, und der ihn antrieb, irgendjem anden dingfest zu machen, wer auch imm er es war, nur dam it ein Urteil gefällt und der Fall als
    gelöst abgeschlossen werden
    konnte. Waren ihm all die Zeitungsartikel und das Schulterklopfen, das er nach seiner Rückkehr aus Australien eingeheims t
    hatte, wirklich so egal, wie er geglaubt hatte? War die Idee, alles und jeden zu m issachten, um sich möglichst bald wieder der Søs-Sache zu widm en, bloß ein Vorwand? Weil es ihm so verflucht wichtig geworden war, Erfolg zu haben?
    Einen Moment lang war es beinahe still, es hörte sich an, als hole Bangkok Luft. Dann durchschn itt die gleiche Schiffshupe noch einmal die Luft. Klagend. Es klang nach einem sehr
    einsamen Elefanten, fand Harr y. Und dann begannen auch die Autos wieder zu hupen.

    Es lag ein Zette l auf seiner Fußm atte, als er wieder zu s einer Wohnung kam. »Bin am Schwimmbecken. Runa.«

    203

    Harry hatte bemerkt, dass auf dem Etagenplan neben der Ziffer 5 »Pool« stand, und als er dort oben aus dem Fahrstuhl stieg, nahm er tatsächlich auch Chlorgeruch war. Hinter der Ecke d es Flures lag eine Terrasse m it einem Schwimmbecken, rings umgeben von Hauswänden m it Balkonen. Das Wasser glitzerte schwach im Mondschein. Er hockte sich am Rand hin und
    steckte seine Hand ins Wasser.
    »Sie fühlen sich darin wie zu Hause, nicht wahr?«
    Runa antwortete nicht, machte eine kräftige B einbewegung und schwamm an ihm vorbei, ehe si e erneut untertauchte. Ihre Kleider und die Ar mprothese lagen in einem Haufen auf ei ner Liege.
    »Wissen Sie, wie spät es ist?«, fragte er.
    Sie tauchte direkt unter ihm auf, legte ihre Hände um seinen Nacken, zog die Knie an und stieß sich am Beckenrand sanft ab.
    Er war total unvorbereitet, verlor die Balance und seine Hände stießen auf glatte, nackte Haut, als er m it ihr unter sich ins Wasser glitt. Sie m achten kein Geräusch, schoben bloß das Wasser wie eine schwere, warme Decke zur Seite und versanken darunter. Es gluckste und kit zelte in Harrys Ohren und sein Kopf begann sich zu weiten. Sie erreichten den Boden, er stieß sich mit den Beinen ab und brachte sie beide an die Oberfläche.
    »Sie sind verrückt«, prustete er.
    Sie lachte leise und schwa mm mit raschen Zügen von ihm weg.
    Er lag m it tropfenden Kleidern am Beckenrand, als sie aus dem Becken stieg. Als er die Augen öffnet e, hielt sie das
    Poolnetz in den Händen, um eine große Libelle einzufangen, die auf der Wasseroberfläche trieb.
    »Das ist ein W under«, sagte Harry. »Ich dachte wirklich, die einzigen Insekten, die in dieser Stadt überleben, seien die Kakerlaken.«

    204

    »Ein paar von den Guten überleben immer«, sagte sie und hob das Netz vorsichtig an. Sie löst e die Libelle au s den Maschen und diese schwirrte mit einem tiefen Brummen davon.
    »Gehören Kakerlaken denn nicht zu den Guten?«
    »Bäh, die sind doch eklig!«
    »Deshalb müssen sie doch nicht schlecht sein.«
    »Vielleicht nicht. Aber ich glaube n icht, dass die wirklich gut sind. Die sind einfach nur da.«
    »Sind einfach bloß da«, wiederho lte Harry, nicht sarkastisch, sondern nachdenklich.
    »Die sind so geschaffen. So, da ss wir Lust bekomm en, sie zu zertreten. Sonst gäbe es viel zu viele davon.«
    »Interessante Theorie.«
    »Hören Sie mal«,

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