Nesbø, Jo - Harry Hole - 02
Telefon abgestellt ist. Ich habe deshalb unsere Em pfangsdame gebeten, das B and abzuhören.
Und wissen Sie was? Sie hat ein Gespräch gefunden und dann habe ich m ich an alles erinnert. U m acht Uhr habe ich meine Schwester in Oslo an gerufen. Das versuchen Sie m al zu
toppen.«
Harry dachte nicht einmal daran, es zu versuchen.
»Ihre Schwester kann Ihnen ei n Alibi geben und Sie können sich nicht daran erinnern?«
»Nein. Und wissen Sie, warum ? Weil sie nicht zu Hause war.
Ich habe ihr bloß eine N achricht auf dem Anrufbeantworter hinterlassen.«
»Und daran konnten Sie sich ni cht erinnern?«, wiederholte Harry.
»Mensch, Harry, so was vergisst man doch, kaum dass m an aufgelegt hat, oder? Erinnern Sie sich etwa an alle Telefonate, bei denen Sie niemanden erreicht haben?«
Harry musste einräumen, dass er recht hatte.
»Haben Sie mit Ihrem Anwalt gesprochen?«
»Heute noch nicht. Ich wollte das zuerst Ihnen mitteilen.«
»O.k., Jens. Rufen Sie jetzt Ihren Anwalt an, ich werde jem anden in Ihr Büro schicken, um die Sache zu überprüfen.«
»Diese Aufnahmegeräte sind vor Gericht als Beweismittel zugelassen, wissen Sie.« Seine Stimme klang angestrengt.
»Beruhigen Sie sich, Jens. Jetzt dauert es nicht m ehr lange.
Jetzt müssen sie Sie entlassen.«
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Es knackte im Hörer, als Brekke ausatm ete. »Bitte, sagen Sie das noch einmal, Harry.«
»Jetzt wird man Sie entlassen müssen.«
Jens lachte ein seltsames, trockenes Lachen. »Wenn das so ist, sind Sie auf ein Essen eingeladen, Kommissar.«
»Lieber nicht.«
»Warum nicht?«
»Ich bin Polizist.«
»Nennen Sie es ein Verhör.«
»Nein, ich glaube eher nicht, Jens.«
»Wie Sie wollen.«
Es kam ein Knallen unten von der Straße, vielleicht ein China-böller oder ein geplatzter Reifen.
»Ich werde darüber nachdenken.«
Harry legte auf, ging ins Bad und blickte in den Spiegel. Er fragte sich selbst, wie es m öglich war, dass er noch imm er so blass war, obgleich er sich schon so lange in dieser tropischen Gegend aufhielt. Er war ni e ein großer Freund von Sonne gewesen, aber es hatte nie so
lange gedauert, bis er F arbe
bekam. Vielleicht hatte sein Le benswandel im letzten Jahr der Pigmentproduktion ein Ende gesetzt? Wohl kaum. Er spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht, dachte an die braun gebrannten Säufer im Schrøder und warf noc h einmal einen Blick in den Spiegel. Na ja, die Sonne hatte ihm wenigstens eine Portweinna-se geschenkt.
»Zurück auf Los«, sagte Liz. »B rekke hat ein Alibi und diesen Løken können wir fürs Erste abschreiben.«
Sie kippte den Stuhl nach hinten und sah an die Decke.
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»Irgendwelche Vorschläge, Leute? Falls nicht, ist die Sitzu ng beendet. Macht, was ihr wollt, aber m ir fehlen noch immer ein paar Berichte. Morgen früh sind die auf meinem Schreibtisch.«
Die Anwesenden schlurften aus dem Raum. Harry blieb sitzen.
»Na?«, fragte Liz.
»Nichts«, sagte er und die nicht angezündete Zigarette wippte in seinem Mundwinkel auf und ab. Die Hauptkommissarin hatte in ihrem Büro ein definitives Rauchverbot ausgesprochen.
»Ich spüre doch, dass du was hast.«
Harry zog die Mundwin kel hoch. »Das wollte ich nur wiss en, Frau Hauptkommissarin. Dass du spürst, dass da was ist.«
Sie hatte eine erns te Falte zwischen den Augenbrauen. »Versprich mir, es m ir zu s agen, wenn du m ir etwas zu erzählen hast.«
Harry nahm die Zigarette aus dem Mund und schob sie wieder ins Päckchen.
»Ja«, sagte er und stand auf. »Das werde ich.«
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KAPITEL 36
Jens saß zurückgelehnt auf dem Stuhl und lächelte ihn breit an.
Rote Wangen leuchteten über seiner Fliege. Harry m usste unwillkürlich an einen kleinen Junge n auf seiner eigenen Geburts-tagsfeier denken.
»Ich bin fast froh darüber, eine Weile eingesperrt gewesen zu sein, dass verhilft einem, die einfachen Dinge mehr zu schätzen.
Wie zum Beispiel eine Flasche Dom Perignon 1985.«
Er schnippte mit den Fingern und ein Kellner kam zum Tisch geeilt, nahm die tropfende Cha mpagnerflasche aus dem Kühler und schenkte nach.
»Ich liebe es, wenn sie das t un. Man fühlt sich dann beinahe wie ein Übermensch. Oder was meinen Sie, Harry?«
Harry fingerte an dem Glas vor sich herum . »Geht so, nicht ganz mein Ding.«
»Wir sind unterschiedlich, Harry.«
Jens stellte das mit einem breiten Grinsen fest. Er füllte seinen Anzug jetzt wieder aus. W enn er ni cht einen anderen, beinahe identischen Anzug trug, Harry war sich nicht
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