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Neschan 01 - Die Träume des Jonathan Jabbok

Titel: Neschan 01 - Die Träume des Jonathan Jabbok Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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mich lautete: ›Geh hinauf auf die Klippen außerhalb der Stadt. Dort findest du eine einzelne Fischerhütte, in der ein alter Mann und ein Knabe leben. Der Junge wird mit uns reisen.‹ Weiterhin bat mich der Kapitän, Euch auszurichten, dass die Weltwind zur sechsten Stunde mit der einsetzenden Flut in See stechen wird; Ihr wüsstet dann schon Bescheid.«
    Da war die Bestätigung! Yonathans Augen suchten Navrans, gerade so, wie die Hand eines verschreckten kleinen Jungen nach derjenigen seines Großvaters tastet. Ihm wurde heiß. Das nächtliche Erlebnis war also kein Traum gewesen. Benel, Bote des höchsten Wesens im Universum, hatte ihm tatsächlich einen Besuch abgestattet und ihn mit einem Auftrag zurückgelassen, von dessen Erfüllung vielleicht das Geschick ganz Neschans abhing.
    »Ich danke Euch für die Nachricht, Seemann Hardor.« Navrans Stimme erreichte Yonathan wie durch einen dicken Vorhang. »Aber sagt, von wem hat der Kapitän erfahren, dass Yonathan mit Euch reisen wollte?«
    Der kleine, bärtige Mann zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht. Vor zwei Tagen kam er plötzlich damit heraus – aber er sagte es so selbstverständlich, als hätte es schon seit unserer Abreise aus Cedanor festgestanden.«
    Navran dachte einen Moment über die Worte des Seemannes nach. »Sagt mir bitte, woran kann mein Sohn Euer Schiff erkennen?«
    »Oh, das wird wohl kein Problem sein. Sie ist nicht zu übersehen. Die Weltwind ist der einzige Dreimaster, der im Hafen von Kitvar liegt. Sie schaut aufs Meer hinaus und ihr Name steht am Bug geschrieben.«
    »Dann danke ich Euch nochmals. Yonathan wird pünktlich zum Auslaufen auf Eurem Schiff sein.«
    Hardor verabschiedete sich.
    Yonathan hatte nach der Begrüßung kein Wort mehr gesagt. Seit er den Stab gefunden hatte, wurde er ein ums andere Mal von neuen Ereignissen überrollt.
    »Ich glaube, ich sollte meine Sachen packen«, sagte er mehr zu sich selbst als zu Navran.
    Dieser fasste ihn bei den Schultern. »Sei unbesorgt. Es wird alles gut werden. Welcher Junge hat schon die Möglichkeit die halbe Welt zu durchreisen? Yehwoh wird deinen Weg segnen.« Er zog Yonathan an sich und hielt ihn mit beiden Armen fest umschlungen.
    »Es ist nur… wenn dieser Sethur nicht hinter mir her wäre und wenn du mitkommen könntest, Navran, dann würde ich mich sogar freuen, aber so…«
    »Ich verstehe dich sehr gut, Yonathan. Ich bin in meinem Leben viel gereist und nie war es leicht sich von lieben Menschen oder vertrauten Orten zu trennen. Aber du wirst staunen, wenn du erst einmal auf dem Weg bist. Die Welt hat so viel Interessantes zu bieten und du hast bisher so wenig davon gesehen. Das Reisen wird dir schnell Freude bereiten – wart’s nur ab.«
    Navran schob Yonathan von sich, damit er ihm in die Augen schauen konnte. Mit großem Ernst sagte er: »Vergiss bei alledem nur nie, warum du diese Reise unternimmst. Du hast einen Auftrag und er stammt von Yehwoh selbst. Das heißt, er ist wirklich wichtig.«
    Diesmal hielt Yonathan dem forschenden Blick Navrans stand. Seine Mutlosigkeit fiel von ihm ab. Er konnte zwar noch immer nicht begreifen, warum Yehwoh gerade ihn, einen nicht einmal vierzehnjährigen Knaben, für die Mission ausgewählt hatte, aber er war fest entschlossen sich der Aufgabe zu stellen.
    »Ich werde dich sehr vermissen«, sagte Yonathan zu Navran. Seine Stimme klang jetzt fester, mutiger.
    »Ich werde dich auch vermissen, mein Junge.« Navran drückte Yonathan noch einmal an sich. Dann sagte er: »Doch nun komm, wir müssen dein Gepäck zusammenstellen.«
     
     

Merkwürdiges Reisegepäck
     
    Yonathan überflog noch einmal die Gegenstände auf dem Tisch. Da war warme Kleidung gegen plötzliche Kälteeinbrüche auf der unberechenbaren See. Daneben lagen einige leichtere Stücke, die Navran
    ihm für die milderen Regionen im Süden empfohlen hatte. Die Ausstattung ergänzten ein Feuerstein, das alte Fischermesser, etwas Schnur und noch eine Hand voll anderer Dinge. Alles würde bequem in den alten Seesack passen, den Navran ihm eigens für die Reise geschenkt hatte.
    Aber er wurde das Gefühl nicht los etwas vergessen zu haben.
    »Ich muss hier noch einiges haben, das dir auf deiner Reise nützlich sein könnte«, rief Navran herüber, während er in der Truhe kramte, die all seine Habseligkeiten barg.
    Diese Kiste – besonders ihre tieferen Regionen – war für Yonathan immer ein Geheimnis gewesen. Navran bewahrte dort Gegenstände auf, die noch aus

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