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Neschan 02 - Das Geheimnis des siebten Richters

Neschan 02 - Das Geheimnis des siebten Richters

Titel: Neschan 02 - Das Geheimnis des siebten Richters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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erregte Stimme erklang.
    »Da oben brennt etwas!«
    Acht Augen starrten in die Höhe. Und wirklich! Auf einem der Taue, an denen der Feuerkessel hing, züngelte eine kleine Flamme, die schnell an Größe zunahm.
    Yonathan fühlte, wie seine Knie weich wurden. Eine Schwierigkeit nach der anderen stellte sich ihnen in den Weg. Und jetzt das! Unter Aufbietung aller Willenskraft rief er: »Das Tau muss von der Glut getroffen worden sein, die Zirah aufgewirbelt hat, als sie in den Kessel fiel. Wir müssen die Flamme sofort löschen, bevor sie den Segelkasten erreicht!«
    »Ich mach das«, erklärte Yomi. Im nächsten Augenblick stand er auf dem Rand des Eisenkessels. Einen Moment blickte er beklommen in die Glut, in der noch die Asche Zirahs schwelte. Dann forderte er: »Schnell, gebt mir eine Decke oder irgendwas!«
    Felin zerrte eine Schlafdecke unter dem Gepäck hervor und reichte sie hinauf.
    Yomi schlug nach der Flamme. »Hu!«, stöhnte er. »Meine Sohlen verglühen gleich.« Aber er schlug weiter auf die Flamme ein, bis sie schließlich erlosch.
    Er sprang auf das Deck zurück und hüpfte von einem Fuß auf den anderen. »Puh, ich sage euch, das war unheimlich heiß! Ich glaube, meine Füße sind etwas verkohlt.«
    Felin lächelte. Er legte dem langen Seemann die Hand auf die Schulter und erklärte feierlich: »Du hast heute sehr viel Mut bewiesen, Yomi. Jetzt kann ich verstehen, dass Yonathan so viel daran lag, seine Gefährten auf der Flucht bei sich zu haben.«
    »Auf mich hätte er ruhig verzichten können«, grummelte Gimbar. Er hatte sich seit dem Start des fliegenden Schiffes nicht von der Stelle gerührt und wahrscheinlich hätte er es auch nicht gekonnt.
    »Jetzt hör auf, Gimbar«, tröstete Yonathan seinen Freund. »Ich weiß, dass du nicht feige bist. Wahrscheinlich hat jeder Held vor irgendetwas Angst: vor großer Höhe, engen Räumen, vor Spinnen, Schlangen, Mäusen – oder vor schönen Mädchen.«
    Gimbars Gesicht hellte sich ein wenig auf. »Zum Glück kann Schelima mich so nicht sehen. Sie würde sich sofort einen anderen Verehrer suchen.«
    »Wart’s ab, bis du wieder festen Boden unter den Füßen hast. Dann bist du wieder ganz der alte.«
    In diesem Moment zuckte ein Blitz durch den nächtlichen Himmel und tauchte die Landschaft unter dem Schiff in ein taghelles, blauweißes Licht. Fast gleichzeitig ertönte ein ohrenbetäubender Donnerschlag.
    »Das hat uns gerade noch gefehlt!«, sagte Felin düster.
    Yonathan blickte zum Himmel. »Ein Gewitter! Wir sollten sehen, dass wir schleunigst runterkommen.«
    »Ich fürchte, das geht schneller, als uns lieb ist.« Yomis Worte klangen wie aus der Ferne.
    Ein zweiter Blitz erhellte die Nacht und Yonathan suchte nach dem Ursprung der Stimme; sie kam von außerhalb des Schiffes. »Yo, was machst du denn da schon wieder?«
    Yomi hatte sich weit nach draußen gelehnt. Jetzt richtete er sich wieder auf. »Wir verlieren unheimlich schnell an Höhe. Unter uns liegen Berge und Bäume – ich würde die Bäume vorziehen. Was meint ihr?«
    Yonathan und Felin mussten die Nachricht erst verdauen. »Eigentlich klar«, meinte Felin dann. »Das Feuer ist aus und die Luft entweicht durch die Löcher, die Zirah gerissen hat.«
    »Und was tun wir jetzt?«, wollte Gimbar wissen.
    »Uns fest halten, Gimbar. Uns gut fest halten.«
    Von da an ging alles sehr schnell. Wie der nächste Blitz offenbarte, sauste das Luftschiff an einer schroffen Felswand entlang, konnte sie jeden Moment streifen. Was dann mit den Passagieren geschehen würde, war nicht besonders schwer zu erraten.
    Ein weiterer Blitz zeigte, dass Barasadans Erfindung gerade um Haaresbreite an einer spitzen Felsnadel vorbeisegelte. Dahinter kam eine Weile nichts. Aber das Schiff sackte weiter und weiter ab, mit beängstigender Geschwindigkeit!
    Dicke Regentropfen fielen jetzt. Beim nächsten Blitz konnte man deutlich die dunklen Kronen eines Waldes erkennen, der direkt auf dem schräg nach unten geneigten Kurs des Luftschiffes lag.
    »Da! Feuer!«, rief Yomi und deutete hinauf.
    Ein Rest der Glut war wohl im Fahrtwind neu entflammt und unbemerkt zum unteren Rand des Segelkastens gekrochen. Im Nu stand das Werk aus Seide, Firnis und Papyrusrohr in Flammen. Yonathan hörte Schreie und Rufe. Auch später konnte er nicht sagen, ob diese von ihm selbst oder von seinen Freunden stammten.
    »Wir müssen raus!«, schrie jemand.
    »Nein, es ist noch zu hoch«, brüllte ein anderer.
    Oben tobte ein Flammenmeer.
    Abermals

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