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Neschan 02 - Das Geheimnis des siebten Richters

Neschan 02 - Das Geheimnis des siebten Richters

Titel: Neschan 02 - Das Geheimnis des siebten Richters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Dunkelheit der hereinbrechenden Nacht.«
    Gimbars Gesicht zeigte grimmige Entschlossenheit. »Ich glaube, wir müssen uns jetzt umso mehr in Acht nehmen. Diese einäugige Ratte führt irgendwas im Schilde, ich weiß nur nicht was.«
    »Zumindest scheint er unsere Lage sehr gut einzuschätzen«, ergänzte Felin.
    »Ein Glück, dass er nichts von meiner Beule weiß«, bemerkte Yonathan. »Er vermutet uns wahrscheinlich schon viel weiter von Cedanor entfernt. Deshalb verfolgen er und seine Kumpane uns mit einem Schiff.«
    »Nicht, um uns zu verfolgen, sondern um uns den Weg abzuschneiden«, meinte Felin.
    Yonathan nickte nachdenklich. »Richtig, er hat von einem bestimmten Ort gesprochen. Kannst du dir denken, was er damit meinte, Felin?«
    »Beli-Mekesch. Die Stadt ist so eine Art Knotenpunkt. Die Berge von Zurim-Kapporeth reichen bis an ihre Mauern. Jeder, der auf dem diesseitigen Cedan-Ufer nach Osten oder nach Süden ziehen will, muss Beli-Mekesch passieren.«
    »Das heißt, auch wir müssen dort durch.«
    »Wohl oder übel«, bestätigte Felin. »Wir könnten natürlich den Cedan überqueren, aber auf der anderen Seite liegt das Land Baschan. Es ist eher flach und gut überschaubar. Dort leben viele Menschen und die Straßen sind belebt.«
    »Ich erinnere mich. Du hast schon mal darüber gesprochen. Gerade jetzt, wo man uns suchen wird, dürften die Soldaten deines Vaters noch einiges zur Belebung der Straßen beitragen.«
    Felin stimmte Yonathan zu. »Wir müssten eben wieder in die Luft gehen können.«
    »Oder uns in Luft auflösen.«
    »Wie meinst du das, Gimbar?«, fragte Yomi. »In Luft auflösen! Ist das schon wieder so ein Piratentrick?«
    »Jetzt kommst du der Sache schon näher, Yo.«
    »Gimbar! Spann uns bitte nicht so lange auf die Folter«, bat Yonathan. »Wenn du eine Möglichkeit siehst, raus damit.«
    Gimbar grinste breit. Seine Nasenspitze zuckte. »Wenn wir bei Nacht durch die Stadt hindurchziehen und sie im Morgengrauen schon wieder in unserem Rücken haben, wird uns niemand entdecken.«
    »Großartig!«, ereiferte sich Yomi. »Und wie willst du es schaffen, bei Nacht in die Stadt hinein-und wieder herauszukommen? Solange die Sonne sich hinter dem Horizont versteckt, sind die Tore geschlossen.«
    »Es gibt immer zwei Möglichkeiten, Yo. Die der Kaufleute und die der Diebe. Kaufleute geben den Wachen Geld, Diebe dagegen nehmen sich ein Seil – das ist wesentlich billiger – und klettern einfach über die Mauer.«
    »Machst du es dir nicht ein wenig zu einfach?«, gab Felin zu bedenken. »Seit dem großen Krieg mit Temánah sind die Mauern der cedanischen Städte hoch und solide gebaut. Ich denke, es wird nicht so einfach sein, sie zu übersteigen. Zumal Beli-Mekesch wegen seiner exponierten Lage über eine sehr aufmerksame Wachmannschaft verfügt.«
    »Keine Mauer kann zu hoch und kein Posten zu wachsam sein, um für einen Meisterdieb ein ernst zu nehmendes Hindernis darzustellen.«
    »Ha!« Yomi klatschte in die Hände. »Jetzt hast du dich verraten!«
    »Und dich mache ich zu meinem ersten Assistenten«, setzte Gimbar ungerührt hinzu.
    Die Nacht verlief ohne Zwischenfälle. Yomi, Gimbar und Felin lösten sich alle drei Stunden mit der Wache ab. Yonathan durfte schlafen.
    Allerdings fiel ihm das nicht leicht. Wegen der Gefahr, entdeckt zu werden, wurde kein Feuer angezündet. Dadurch bekamen sie die Kälte der Nacht ungemindert zu spüren. Zwar herrschten hier in der Südregion nicht solch niedrige Temperaturen wie in Kitvar, Yonathans Heimatort, aber dort hatte er im Winter auch nie unter freiem Himmel geschlafen.
    Aber der vergangene Tag hatte auch sein Gutes gehabt. Bevor die kleine Reisegruppe am Morgen aufgebrochen war, hatte Gimbar eines der Pakete geöffnet, die aus dem gestrandeten Luftschiff gerettet worden waren. Zu Yonathans Freude befanden sich darin seine vertrauten Kleidungsstücke: die weichen Lederstiefel, die braune Wollhose, die raulederne Tunika von zu Hause und sogar der grüne Regenumhang, Din-Mikkiths Geschenk. Alles war gereinigt und sorgfältig ausgebessert.
    Seit dem frühen Nachmittag hatte es nicht mehr geregnet; auch das war erfreulich. Drei- oder viermal öffneten die grauen Wolken sogar für einige Augenblicke ein Fenster zu einem strahlend blauen Himmel.
    So hatten sich Hoffnung und Leid an diesem Tage die Waage gehalten. Zu vorgerückter Stunde war Yonathan endlich zitternd in den tiefen Schlaf der Erschöpfung gesunken.
    Am nächsten Morgen weckte ihn ein

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