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Neschan 02 - Das Geheimnis des siebten Richters

Neschan 02 - Das Geheimnis des siebten Richters

Titel: Neschan 02 - Das Geheimnis des siebten Richters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Land, aber das Schleichen und Spähen ist mein Fachgebiet.«
    Yomi ergriff für Gimbar Partei. »Lass ihn ruhig gehen, Felin. Er ist der Dieb.«
    Gimbar schlich auf die Straße hinaus. Geduckt, mit katzenhaften Bewegungen, ständig beide Richtungen der Straße im Blick haltend, stahl er sich vorsichtig auf die andere Seite hinüber und verschwand dort im Unterholz. Es hatte nur wenige Augenblicke gedauert.
    Im Geäst konnte man die gebogene Falkennase erkennen, die sich aufmerksam nach rechts und links wandte, als wolle sie eine Witterung aufnehmen. Dann endlich winkte er.
    »Jetzt!«, flüsterte Felin heiser und schlüpfte aus dem Dickicht hervor.
    Yonathan folgte dichtauf. Yomi, die Stecken der Tragbahre unter den Armen, drängte sich als Letzter hinaus ins Freie.
    Schon nach wenigen Schritten jedoch sahen sie, dass Gimbar auf der anderen Seite heftig mit den Armen wedelte.
    »Zurück!«, formten seine Lippen lautlos.
    »Ist er jetzt völlig übergeschnappt?«, fragte Yomi.
    Yonathan schaute sich um. Nichts war zu sehen. Doch da glaubte er ein Geräusch zu hören: ein fernes Donnern.
    »Schnell!«, stieß er hervor. »Da kommen Reiter!« In der Hoffnung, seine beiden Freunde würden schon wissen, was er meinte, wirbelte er herum und stürmte auf den schützenden Waldrand zu. Jeder Schritt seiner Stiefel dröhnte in seinem Kopf und die Geräusche, die Yomi und Felin machten, als sie neben ihm im Gebüsch landeten, waren wie Peitschenhiebe.
    »Hoffentlich haben sie nichts mitbekommen!«, keuchte Yonathan. Vor seinen Augen tanzten Sterne.
    »Ich glaube nicht«, flüsterte Felin gelassen.
    Gimbar, auf der anderen Seite der Straße, hatte sich längst wieder ins Ast- und Blattwerk zurückgezogen.
    Von Nordwesten her näherte sich ein Trupp von Reitern. Beim Näherkommen erkannte Yonathan, dass es sich um Soldaten des Königs handelte.
    »Eine Patrouille meines Vaters«, flüsterte Felin.
    Die drei Gefährten duckten sich noch tiefer in den grünen Schutzwall.
    Mit ohrenbetäubendem Getöse donnerten etwa zwei Dutzend ahnungslose Reiter vorüber. Erst als sie schon eine geraume Zeit hinter der östlichen Straßenbiegung verschwunden waren, kam wieder Leben in Zweige und Blätter. Gimbar schälte sich aus der grünen Wand gegenüber. Er winkte hastig und eindringlich.
    »Ich denke, wir sollten uns beeilen«, meinte Felin.
    Diesmal glückte die Überquerung. Die vier Gefährten zogen sich sofort einen Bogenschuss weit von der Straße zurück.
    »Das war unheimlich knapp, Gimbar!«, sagte Yomi. »Du hättest uns ruhig ein bisschen früher warnen können.«
    Gimbar warf die Arme in die Höhe und klagte: »Der Tag, an dem ich dir mal was recht mache, wird in Cedan zu einem Gedenktag ausgerufen werden, Yo.«
    »Eine ziemlich gute Idee!«, fand Yomi. »Wie sieht’s aus damit, Felin? Wenn du erst mal Kaiser bist, lässt sich da doch sicher was machen. Man könnte ihn den Yomi-Tag nennen. Hört sich doch unheimlich gut an, oder?«
    Bis zum Lager Baltans war es nur noch einen Bogenschuss weit. Der Platz, der auf einer geräumigen Waldlichtung lag, befand sich nahe genug bei der Pilgerstraße, um nicht verdächtig zu erscheinen, und weit genug, um den Ankömmlingen in Ruhe einen herzlichen Empfang zu bereiten.
    »Ich bin froh euch alle wieder zu sehen!«, sagte Baltan, dem seine Erleichterung anzusehen war. »Wenngleich ich bei deinem Anblick meine Sorge nicht vollends von mir werfen kann, Yonathan«, fügte er hinzu.
    »Ach, das ist halb so schlimm«, wehrte der Angesprochene ab. »Du siehst ja: Ich bin schon wieder auf den Beinen.« Yonathans Freude darüber, den weisen Bundesgenossen wieder zu sehen, wirkte wie ein Schmerzmittel. Auch wenn Baltan nicht wie er selbst ein Träumer gewesen wäre, hätte er in dem listigen alten Kaufmann eher einen väterlichen Freund als nur einen engen Verbündeten gesehen.
    »Ihr müsst mir unbedingt jede Einzelheit eurer Flucht erzählen«, drängte Baltan. »Aber kommt erst einmal in meinZelt, ihr alle. Ich habe noch einige Überraschungen für euch.«
    Nachdem Baltan die vier Gefährten umarmt hatte, fasste er schließlich Gimbar am Arm. Während er mit dem kleinen Mann voranging, lag seine Hand auf dessen Schulter und die beiden unterhielten sich angeregt. Yonathan folgte ihnen in das geräumige Zelt, dessen Außenhaut aus weißgrauen, filzartigen Matten bestand, die über Stangen und Seile gehängt worden waren.
    »Sahavel!«, rief der Prinz voller Freude, kaum dass er seinen Fuß auf die

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