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Neschan 02 - Das Geheimnis des siebten Richters

Neschan 02 - Das Geheimnis des siebten Richters

Titel: Neschan 02 - Das Geheimnis des siebten Richters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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einmal den Weg beschrieb. »Ich muss erst noch diesen Dummkopf hier einfangen.«
    Doch der war nicht mehr da. Er hatte den Augenblick, in dem der Karawanenführer seine Anweisungen gab, dazu benutzt, auf Kumi zuzueilen.
    »O Yehwoh, schenke diesem grünen Jungen einen Funken Verstand!«, flehte Yehsir – so laut, dass Yonathan es hörte.
    Der beschloss, bei passender Gelegenheit auf diesen Punkt zurückzukommen – schließlich war er doch kein Dummkopf! Entrüstet drehte er sich zu Yehsir um und musste eine beängstigende Entdeckung machen.
    Wasser kam das Tal hinab. Zwar wenig noch, aber es schoss mit der Geschwindigkeit eines jagenden Falken von Osten her auf Yehsir und Yonathan zu.
    Noch im Laufen griff Yonathan in Goels Beutel und förderte den Keim Din-Mikkiths zutage. Endlich hatte er begriffen, wie wenig Zeit ihm blieb. Als er Kumi erreichte, berührte er sogleich dessen Hals.
    »Lass mich aufsteigen und dann fort von hier!«, teilte er dem Tier mit.
    Der Kopf des weißen Lemaks fuhr in die Höhe; Gurgi, die wie immer oben im Haarbüschel hockte, wäre fast davongeschleudert worden. Kumi ließ sich so schnell er konnte niedersinken, seinen Herrn aufsteigen und war schon wieder auf den Beinen.
    Das Ganze geschah rechtzeitig genug, um Yehsir daran zu hindern, Yonathan einfach zu packen, notfalls niederzuschlagen und auf sein Pferd zu zerren.
    »Jetzt aber los!«, brüllte Yehsir gegen den Lärm von Sturm, Regen und Wellen an, der inzwischen das ganze Tal erfüllte.
    Tatsächlich war der Grund zwischen den Hügelketten schon vollständig mit einer Schlammflut bedeckt, die schnell anstieg. Yehsirs Pferd und Yonathans Lemak sprengten auf die einzige Stelle zu, die einen Aufstieg zum Kamm der südlichen Hügelkette ermöglichte, weniger als eine halbe Meile entfernt und doch unendlich weit weg.
    Das schmutzig braune Wasser ging Yehsirs Rappen bereits bis zum Bauch, als dieser endlich den Hang erreichte. Yonathan war vorangestiegen, Yehsir hatte darauf bestanden. Eigentlich wäre es ja sinnvoller gewesen, mit dem größeren Lemak bis zum Schluss zu warten, aber in dem Gesicht des Karawanenführers hatte ein Ausdruck gelegen, der jeden Widerspruch erstickte.
    Besorgt drehte Yonathan sich zu dem älteren Freund um. Yehsirs Pferd fand keinen Halt. Das schnell fließende Wasser leckte an den Flanken des eben noch so flachen Aufstiegs und trug immer mehr davon ab. Wieder und wieder gruben sich die Hufe in den weichen Sand, brachen jedoch nur weitere Brocken davon los und sanken immer wieder in den Strom zurück.
    »Du schaffst es nicht«, brüllte Yonathan. »Spring vom Pferd und klettere so hinauf.«
    »Wirf mir ein Seil zu!«, befahl Yehsir stattdessen.
    Yonathan gehorchte. Er löste ein Seil, das alle mit sich trugen, vom Sattel und warf Yehsir das eine Ende zu.
    »Jetzt zieh!« Yehsirs Worte konnten nur noch sehr unvollkommen das Tosen von Donner und Wasser übertönen. Aber Yonathan wusste auch so, was zu tun war. Vorsichtig trieb er Kumi, an dem das Seilende befestigt war, nach oben. Yehsirs schwarzer Hengst drohte inzwischen davongespült zu werden. Der aus dem Nichts geborene Strom zerrte an den Beinen des Tieres.
    Es wollte nicht gelingen. Der Rappe fand keinen Halt. Yonathan schrie vor Verzweiflung und Zorn über die eigene Dummheit. Warum sprang Yehsir nicht? Wohl, weil er ohne sein Pferd erst recht dem Untergang geweiht wäre.
    Da sah Yonathan von Osten eine gewaltige Welle heranrollen. »Kumi!«, brüllte er. »Jetzt oder nie!«
    Das Lemak zog aus Leibeskräften, gehorsam wie selten zuvor. Jeden Augenblick drohte die Flutwelle Yehsir unter sich zu begraben. Schon hob die Vorhut der riesigen Wasserwand den Rappen samt Reiter in die Höhe.
    »Zieh, Kumi!«, schrie Yonathan voller Angst um den Gefährten.
    Ein starker Ruck, Kumi stolperte einige Schritte vorwärts, nur wenige zwar, aber genug. Das Pferd des Karawanenführers steckte nicht mehr im nassen Schlamm und das Lemak konnte es den Hang hinaufziehen. Zum Glück kam Yehsirs Tier gleich auf die Beine und konnte den Rest des Weges aus eigener Kraft zurücklegen, gerade noch rechtzeitig, bevor der Scheitelpunkt der Flutwelle alles fortspülte.
    Als endlich alle in Sicherheit waren, wurde Yonathan das ganze Ausmaß seiner Dummheit bewusst. Beschämt blickte er in die Runde seiner Gefährten. Der Regen stürzte wie aus Kübeln hernieder. Wasser rann über angespannte Gesichter, Haare klebten wie nasses Herbstlaub. Doch der Schauer konnte Yonathan nicht so den

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