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Neschan 02 - Das Geheimnis des siebten Richters

Neschan 02 - Das Geheimnis des siebten Richters

Titel: Neschan 02 - Das Geheimnis des siebten Richters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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im Gepäck. Es ist beinahe so, als hätte jemand gerade diese Pferde aussortiert und uns nur diejenigen mit Töpfen, Holz und gedörrter Nahrung gelassen. Ich fürchte, wir werden dursten müssen.«
    »Und wenn wir den Verbrauch rationieren?«, fragte Yonathan.
    »Meinst du, das habe ich nicht schon berücksichtigt?«
    »Gibt es denn gar nichts, was wir tun könnten?«
    »Wir könnten ein paar Pferde schlachten. Dann hätten wir weniger durstige Hälse, die sich um das Wasser streiten.«
    »Aber die Tiere könnten uns nützlich sein, wenn es regnet und wir Wasser auffangen können.«
    »Das ist tatsächlich die einzige Hoffnung, an die wir auch schon gedacht haben«, sagte Gimbar.
    »Eine unheimlich schwache Hoffnung«, ergänzte Yomi.
    »Ich dachte mir, dass du etwas Ähnliches sagen würdest«, bemerkte Yonathan.
    Yehsir nannte die Dinge beim Namen. »Das Problem ist, wir nähern uns langsam dem Frühling. Die Winterregenfälle nehmen in dieser Übergangszeit stark ab. Dafür steigt die Sonne am Himmel immer höher. Es wird also sehr heiß werden.«
    »Keine guten Aussichten«, meinte Felin. »Unser Leben hängt mal wieder an einem seidenen Faden, wie ich sehe.«
    Man beschloss, den Rest des Tages im Schatten der Felsen zu verbringen. Dort gab es wenigstens einen gewissen Schutz vor Sonne und Wind. Doch was nutzte es schon, sich vor einem Wetter zu schützen, das nicht von der Natur, sondern von feindlichen Mächten geschaffen wurde?
    Yonathan beschloss, vorerst seine Erlebnisse für sich zu behalten. Die ganze Geschichte mit den Bochim war ohnehin aufs Höchste unglaubwürdig und man musste das Vertrauen seiner Freunde ja nicht über Gebühr beanspruchen. Er sagte nur, er hätte einen sehr sicheren Unterschlupf gefunden und dort gewartet, bis der Sandsturm vorüberging, was ja nicht falsch war.
    Am nächsten Morgen wurde die Reise schon vor Sonnenaufgang fortgesetzt. Yehsir achtete jetzt noch mehr darauf, die heißen Tagesstunden zu meiden und dafür lieber während der früh einfallenden Nachtkälte weiterzuwandern. Trotzdem wurde die Situation schon bald sehr ernst. Solange das Wasser noch kein knappes Gut war, hatte nie jemand darüber nachgedacht, wie man mit schwindenden Vorräten in der Wüste überleben konnte. In den zäh dahinfließenden Stunden und Tagen ließ die grausame Wüstensonne nichts unversucht ihnen das Wasser aus den Poren zu treiben und Yonathan verwünschte seine Nachlässigkeit, aber auch den bösen Schatten Bar-Hazzats. Schließlich war er es gewesen, der ihn in den Schwarzen Tempel gelockt hatte, wo er Goels wundersames Fläschchen verloren hatte, als er aus dem Loch in der Tempeldecke herausschlüpfen musste. Er hatte gewusst, dass er es einmal dringend brauchen würde. Und jetzt war es so weit. Oh, wie sehr hätte er es brauchen können!
    Die wenigen persönlichen Wasservorräte, die jeder mit sich führte, waren schon nach einem Tag verbraucht. Am darauf folgenden Morgen verteilte Yehsir Trockenfisch. »Er ist salzig, aber er hält das Wasser im Leib.« Yonathan öffnete zusätzlich den Beutel Goels – neben dem verlorenen Fläschchen das zweite wunderkräftige Utensil, das lebensrettende Nahrung in unbegrenzter Menge spenden konnte, vorausgesetzt, man öffnete es nur dann, wenn echter Mangel bestand. Yonathan war sich nicht sicher, ob Durst ein ausreichender Grund für die Inanspruchnahme des Beutels sei. Aber der Beutel schien nichts dagegen zu haben. Er gab keine verfaulten, stinkenden Speisereste her, wie es Yonathan daheim in Kitvar erlebt hatte, als er ihn einmal aus reiner Neugierde öffnete. Käse, Brot, Nüsse und Äpfel waren zwar für einen durstigen Wüstenwanderer kein wirklich befriedigender Wasserersatz, aber immerhin enthielt diese frische Kost ein wenig Feuchtigkeit und half den brennenden Durst im Zaum zu halten.
    Mit dem dritten Tag wurde die Wirkung dieser Hilfe aber schwächer – zwar waren sie satt, aber der Durst ließ sich nicht betrügen. Nur Kumi schien der Wassermangel nichts auszumachen. Menschen und Pferde dagegen schleppten sich nur noch kraftlos voran. Wie in einem ockergelben Meer schwammen sie immer weiter und sahen doch nirgends ein rettendes Ufer. Mit entzündeten, roten Augen und aufgesprungenen Lippen boten die Wüstenwanderer einen jämmerlichen Anblick. Jeder Versuch einer Aufmunterung scheiterte. Die fünf verloren ihre Zuversicht.
    Und dann brach auch noch eines der Packtiere zusammen. Yehsir tötete es mit dem Dolch, um es von seinen Qualen

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