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Neschan 02 - Das Geheimnis des siebten Richters

Neschan 02 - Das Geheimnis des siebten Richters

Titel: Neschan 02 - Das Geheimnis des siebten Richters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Piratenschebecke werden sollte. Wohl deshalb hatte ihm sein Eigentümer den Namen Mücke gegeben.
    Yonathan und Yomi standen am Strand zusammen mit Gimbar und Blodoks Adjutanten, der grimmig dreinblickte. Sie warteten auf den letzten Mitreisenden.
    »Da kommt er ja endlich«, grunzte der bärtige Pirat, während sein Blick beinahe angewidert eine dünne Gestalt verfolgte, die gerade zwischen zwei Schiffen aufgetaucht war und sich nun auf die Gruppe am Strand zubewegte. »Du hättest deinen Hintern ruhig etwas früher von der Pritsche schieben können«, begrüßte er den Neuankömmling.
    »Ich hatte noch etwas mit Blodok zu bereden«, erwiderte der Angesprochene gleichgültig. Ohne den Dicken noch eines Blickes zu würdigen, wandte er sich interessiert den beiden Gefangenen zu.
    Yonathan widerstand dem forschenden Blick des jungen Piraten. Aber er fühlte Misstrauen in sich aufsteigen, ein fast körperlich spürbares Gefühl, das wie heiße Milch in seinen Eingeweiden brannte. Hinzu kamen ein unangenehmes Prickeln auf seiner Kopfhaut und der Eindruck, Haschevet würde sich auf seinem Rücken besonders schwer machen.
    »Denkst du, dass es wirklich nötig ist, sie die ganze Zeit über gefesselt zu lassen?«, brach Gimbar das unangenehme Schweigen, ohne seinen Reisegefährten zu grüßen.
    »Hast du etwa Mitleid mit ihnen?«, fragte der andere mit spöttischem Lächeln.
    »Mitleid? Pah!«, erwiderte Gimbar verächtlich. »Ich will nur nicht, dass uns unsere Börse gleich absäuft, wenn sie unterwegs mal baden geht. Andererseits, wenn du die Verantwortung übernimmst, Benith… Was hältst du davon, Kaidon?«
    »Macht das unter euch aus«, schnaubte der dünnhaarige Pirat mit einer wegwerfenden Handbewegung. »Aber macht, dass ihr endlich fortkommt.«
    »Also, was ist nun?«, wandte sich Gimbar wieder Benith zu. »Nehmen wir den beiden nun die Fesseln ab?«
    »Meinetwegen. Sobald wir auf offener See sind. Aber wenn wir an Land gehen oder wenn einer von uns beiden schläft, werden sie wieder gebunden!«
    »Einverstanden«, entgegnete Gimbar zufrieden und Yonathan konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass sein neuer Gefährte wirklich mit allen Wassern gewaschen war.
     
     
Ein neuer Name für Verrat
     
    Ein frischer Westwind trieb die Mücke stetig voran. Gimbar hatte neben dem Großsegel noch zwei kleinere Dreieckssegel längsschiffs vor dem Mast gehisst. Diese Klüver machten den kleinen Segler noch handlicher, da sie die Gewalt des heranstürmenden Windes besser verteilten. Gleichzeitig sorgte die größere Segelfläche auch für einen besseren Vortrieb.
    »Unheimlich raffiniert«, murmelte Yomi, bevor das Piratendorf endgültig hinter einer weit ins Meer reichenden Landzunge verschwand.
    »Von hier sieht es wirklich wie ein Schiffsfriedhof aus«, gab Yonathan ihm Recht.
    »Was es tatsächlich ja auch ist«, bemerkte Gimbar.
    »Ein Platz, von dem jeder Kapitän sein Schiff fern halten wird«, erläuterte Benith stolz, beinahe so, als wäre die Tarnung für das Piratennest sein persönlicher Einfall gewesen.
    »Merkwürdig, dass man jemanden laufen lässt, der hinter dieses Geheimnis gekommen ist«, murmelte Yonathan beiläufig, aber doch laut genug für Benith, der diese Bemerkung mit einem kalten Blick quittierte.
    Die ersten drei Tage auf See verliefen gut. Der Himmel hielt seine Schleusen geschlossen und das einzige Wasser, mit dem die vier Insassen der Mücke in Berührung kamen, stammte von der aufgepeitschten Gischt, die der Wind über das Schiff versprühte, wenn es wie ein übermütiges Fohlen auf den Wellen tanzte. In diesen Stunden schätzten Yonathan und Yomi einmal mehr die Wasser abweisenden Umhänge, die sie von Din-Mikkith geschenkt bekommen hatten. Selbst Gurgi gewöhnte sich schnell an das Leben an Bord und hatte schon bald die ganze Mücke, bis hin zur Mastspitze, erkundet.
    Gimbar flüsterte ihnen ab und zu ein paar ermutigende Worte zu. Nach außen hin gab er sich nicht übermäßig freundlich, aber doch rücksichtsvoll – wie man eine Ware behandeln würde, für die man einen guten Preis erzielen will.
    Benith schwieg die meiste Zeit. Ihm bedeuteten die Gefangenen so viel wie der Wurm dem Angler – er musste leben und zappeln, wenn er Beute anlocken sollte, aber danach hatte er seine Schuldigkeit getan. Nur wenn Yonathan und Yomi sich unterhielten, erwachte Benith und teilte ihnen unmissverständlich mit, wie sich ein ordentlicher Wurm zu verhalten hatte: »Maul halten!«
    Wenn sie in der

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