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Neschan 02 - Das Geheimnis des siebten Richters

Neschan 02 - Das Geheimnis des siebten Richters

Titel: Neschan 02 - Das Geheimnis des siebten Richters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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an.
    »Was willst du?«, fragte Benith mit zynischem Zucken der Mundwinkel. »Wir haben Glück dieses Schiff hier zu finden. Man wird uns Hilfe für die Reparatur geben.«
    »Hilfe?« Gimbar lachte bitter. »Vielleicht werden sie uns auch gleich mitnehmen, damit wir es bequemer haben – was!?«
    »Vielleicht auch das«, stimmte Benith ungerührt zu.
    »Oder uns die Kehlen durchschneiden«, ergänzte Yomi.
    »Ich muss zugeben, das hast du schlau eingefädelt«, stellte Gimbar fest, als er sich wieder in der Gewalt hatte. »Sie haben uns bereits entdeckt und uns bleibt keine Möglichkeit zu entkommen: Der Wind treibt uns direkt auf diesen schwarzen Geist eines Schiffes zu.«
    »Ich verstehe gar nicht, was du hast«, erwiderte Benith grinsend. »Du tust ja gerade so, als stündest du auf der Seite dieser beiden Verrückten.«
    Yonathan hielt Yomi mühsam am Umhang zurück, damit er sich nicht auf Benith stürzen konnte. Der Verräter hatte vorsichtshalber seinen Säbel gezückt und streckte ihn den Gefangenen entgegen.
    »Wir werden unser schönes Lösegeld verlieren, wenn nicht sogar noch mehr«, bedauerte Gimbar; er durfte keine Zweifel an seinen Absichten aufkommen lassen.
    »Wir werden nichts verlieren, Sohn des Gim.« Beniths Augen leuchteten, seine Mundwinkel zuckten. »Wir werden ein Vielfaches gewinnen!«
    Über der Reling der Narga zeigten sich bärtige, bronzehäutige Gesichter. Yonathan kannte die Männer dieses Volkes und ebenso ihre Waffen, prächtig und martialisch zugleich.
    »Ist es das Schiff, das du drei Nächte vor unserer Ankunft in der Nähe Kartans entdeckt hattest?«, fragte er Gimbar leise, während dieser ihm die Strickleiter für den Aufstieg zur Narga
    straffte; Benith war schon vorausgeeilt.
    Gimbar nickte.
    An Deck fielen Yonathan die vielen Schäden an den Schiffsaufbauten ins Auge. Steuerbords fehlte auf einer Länge von fünfundzwanzig Fuß die Reling. An verschiedenen Stellen lagen aufgehäuft Trümmer herum, die man durch Netze gesichert hatte. Er erinnerte sich an die Verfolgungsjagd zwischen der Weltwind und der Narga. Er hatte es geschafft, Haschevets Macht gegen den Großmast dieses Schiffes zu richten – und ihn abzuknicken wie einen Strohhalm. Jetzt ragte nur noch ein kahler, zersplitterter Stumpf kaum zehn Fuß über dem Mastkragen aus dem Deck. Er war in der Mitte gespalten und die schweren Eisenbande, die ihn dicht über den Deckplanken umfassten, waren gesprengt und hingen nutzlos herab wie offene Sandalenriemen.
    Nachdem auch Gimbar an Deck gekommen war, gesellte sich dem Empfangskomitee ein Mann mit besonders reich verzierter Säbelscheide hinzu. Einer der Wachsoldaten flüsterte ihm etwas ins Ohr, was er mit einem hintergründigen Lächeln beantwortete. Alsdann wandte er sich seinen Gästen zu und stellte sich mit den Worten vor: »Mein Name ist Kirzath. Ich bin der Kapitän der Narga.«
    »Und wir sind…«, wollte Yomi die Vorstellung erwidern, wurde jedoch unterbrochen.
    »Wir wissen, wer ihr seid. Wir haben euch erwartet.« Der Kapitän schenkte Benith, der schräg hinter ihm stand, einen anerkennenden Blick. Gleich darauf wandte er sich einigen seiner Soldaten zu und befahl mit energischer Geste: »Bringt die drei in ihr Quartier.«
    Gimbar wies auf Yonathan und Yomi und protestierte: »Ich glaube, man hat Euch nicht ausreichend informiert, Kapitän Kirzath. Das da sind die Gefangenen. Ich bin Gimbar und gehöre zu den Männern Sargas’.«
    Kirzaths Mundwinkel verzogen sich zu einem überlegenen Lächeln. »O doch, Sohn Gims, man hat mich sehr genau unterrichtet, genauer als dir lieb sein dürfte. Ich kenne deinen Verrat und weiß, dass du mit diesen beiden Burschen unter einer Decke steckst.«
    Sich Yomi und Yonathan zuwendend ergänzte er: »Aber wir werden bald Gelegenheit haben uns eingehender über alle diese Dinge zu unterhalten. Vorerst müsst ihr mich entschuldigen. Ich habe noch wichtige Dinge zu erledigen.« Mit einer spöttischen Verbeugung zog sich Kirzath zurück.
    Wieder einmal fanden sie sich in einem muffigen Laderaum. Yonathan saß auf einem Ballen aus Sacktuch und grübelte. Auf seiner Schulter hockte Gurgi. Zwischen seinen Knien drehte er Haschevet in den nervösen Händen. Ständig blickte ihn ein anderes der vier Gesichter an: Löwe, Stier, Adler, Mensch, Löwe, Stier… Doch keines wollte eine Fluchtmöglichkeit nennen. Im matten Licht der Öllampe sandten sie ihren unvergänglichen Glanz aus und Hunderte von goldenen Lichtflecken tanzten über

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