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Nesser, Hakan

Nesser, Hakan

Titel: Nesser, Hakan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Perspektive des Gaertners
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trinken einige Biere.«
    »Ich...
ich weiß nicht«, stottert Fred Sykes und wirft einen Blick auf seine Mutter,
die in einem Sessel vor einem flimmernden, stummen Fernseher schläft. »Ich
glaube...«
    »Wir
können meinen Wagen nehmen«, sage ich. »Ein Happen Fleisch und ein paar
Bierchen. Sie kennen doch sicher einen netten Platz in Oneonta?«
     
    Er
kratzt sich wieder am Hals und geht eine Weile mit sich selbst zu Rate.
Anschließend nickt er und schlurft zum Küchentisch. Schreibt eine kurze
Nachricht auf einen gelben Zettel, den er dann vorsichtig zwischen die
gefalteten Finger seiner Mutter schiebt. Eine Sekunde von Zärtlichkeit kommt
und geht.
    Wir
verlassen das Haus auf leisen Füßen.
     
    37
     
    »Wie
gesagt, die bleiben meistens für sich.«
    »Warum?«
    »Keine
Ahnung. Die sind nun mal so.«
    »Aber
ab und zu treffen Sie sie trotzdem?«
    »Sie
treffen? Ne, das tue ich nicht. Man sieht sie mal in der Stadt oder bei Zacks.
Tom und dann diesen Aron.«
    »Und
Jeff?«
    »Verdammt
nein, nie. Niemals Jeff.«
    »Warum
nicht?«
    »So
einen wie Jeff zeigt man nicht. Dafür gibt es keinen Grund.« Fred Sykes' Zunge
ist nach einem Hanger Steak und drei Bieren locker geworden. Er ist jetzt bei
seinem vierten Bier; wir sitzen in einem Lokal, das The Rotten Goose heißt, es liegt eingeklemmt zwischen einer
Reifenreparaturwerkstatt und einem Beerdigungsinstitut an der Interstate 88,
die durch Oneonta führt. Wir sind fast die Einzigen in der Dämmerung des
leeren, langgestreckten Lokals, es ist erst sechs Uhr, und die Stammgäste sind
noch nicht eingetrudelt. Fred Sykes zählt sich nicht zu den Stammgästen, aber
er kennt den Besitzer, und wir bekommen zehn Prozent auf Speisen und Getränke.
    »Aber
Sie haben den neuen Sohn schon mal kennen gelernt?«, frage ich. »Aron.«
    »Nur
ein einziges Mal«, erklärt Fred Sykes. »Hier in der Stadt. Und dann war ich ja
bei ihnen zum Roden.«
    »Haben
Sie mit ihm geredet?«
    »Nein.«
    »Auch
beim Roden nicht?«
    »Ne,
habe ihn nur gesehen. Ihn gegrüßt. Tom war derjenige, mit dem ich geredet hab.«
    »Und
Aron und diese Frau, die waren also zusammen?«
    »Zusammen?
Was weiß denn ich. Ich habe sie nur einzeln gesehen.«
    »Haben
Sie die Frau auch begrüßt?«
    »Nein.
Hab ich doch schon gesagt, ich hab sie nur ganz kurz gesehen.«
    »Und
kein kleines Mädchen?«
    »Nein.«
    Ich
mache eine Pause, denke nach. Fred Sykes trinkt einen Schluck Bier. Er scheint
es zu bereuen, dass er sich darauf eingelassen hat, mit mir zu reden.
    »Warum
fragen Sie so viel?«
    »Ich
habe meine Gründe. Wohnen die schon lange hier in der Gegend?«
    »Die
Fischermans? Ja, die waren schon immer hier. Tom ist irgendwo ein Stück weiter
geboren. Pilgrims End.
Wir sind zusammen zur Schule gegangen.«
    »Was
arbeiten die?«
    Er
zuckt mit den Schultern. »Jagen. Holzen im Wald ab.«
    Ich
weiß nicht, ob das reicht für den Lebensunterhalt, aber Fred Sykes scheint der
Meinung zu sein, und ich lasse es auf sich beruhen. Es tut nichts zur Sache.
    »Aber
niemand wusste, dass Tom einen Sohn in Europa hatte«, frage ich stattdessen.
»Bis er aufgetaucht ist?«
    Fred
Sykes schüttelt den Kopf.
    »Und
wie kommt es, dass der Sohn in Europa geboren wurde, wenn Tom doch in Vietnam
im Krieg war?«
    Fred
Sykes runzelt die Stirn, es scheint, als wäre diese Fragestellung neu für ihn.
Vielleicht ist es aber auch nur die Geographie außerhalb der USA, die ihn in
Verwirrung bringt. »Was weiß denn ich. Der Alte ist wohl dorthin gefahren.
Jedenfalls ist Tom Veteran. Ist '70 oder '71 zurückgekommen, war zwei Jahre
weg, glaube ich.«
    »Könnte
es nicht sein, dass er aus Vietnam abgehauen und nach Europa gegangen ist?«
    »Was?«
    Ich
wiederhole meine Hypothese, aber er versteht offensichtlich nicht, worauf ich
hinauswill. Wenn man ein Veteran ist, dann ist man ein Veteran. Und wenn man
ein bisschen desertiert ist, dann ist das nichts, womit man herumprahlt und
was man jedem auf die Nase bindet, wenn man wieder nach Hause kommt. Ich
schweige eine Weile und überlege, was es eigentlich für einen Sinn macht, hier
zu sitzen und zu versuchen, aus Fred Sykes noch weitere Informationen
herauszuquetschen.
    »Tom
Fischerman ist ein Arschloch«, sagt dieser unvermittelt nach einem weiteren
stärkenden Schluck Bier.
    »Ach
ja?«, frage ich nach.
    »Ist
er immer gewesen, und das ist nicht besser geworden, seit er wieder nach Hause
gekommen ist.«
    »Und
inwiefern ist er ein Arschloch?«
    Fred
Sykes holt tief Luft, seine schiefen

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