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Nesthäkchen 04 - Nesthäkchen und der Weltkrieg

Nesthäkchen 04 - Nesthäkchen und der Weltkrieg

Titel: Nesthäkchen 04 - Nesthäkchen und der Weltkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Else Ury
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wohnende Deutsche gebracht. Die Polizei hatte die deutschen zu deren eigener Sicherheit festnehmen müssen.
    Diese Zeitungsnachrichten waren natürlich dazu angetan, die große Sorge der alten Dame um ihre Tochter, von der sie immer noch nichts hörte, zu vermehren. Es war ihr gelungen, das Zeitungsblatt vor den Kindern zu verbergen. Was sollten die sich auch noch um ihre Mutti ängstigen! Nur der große Hans trug gemeinsam mit Großmama die Sorge. Man hatte ihm beim Roten Kreuz den Rat gegeben, über Holland zu schreiben, und nun wollte die Großmama keinen Tag mehr damit zögern.
    Nesthäkchen sollte sie begleiten. Aber das wollte nicht. Nee, wenn es nicht Unter die Linden durfte, blieb es überhaupt zu Hause.
    So saß Annemarie an diesem goldenen Sedantage allein aus dem Balkon oder vielmehr »Vorbau« und strickte eine Leibbinde für den Vater, der jetzt zwischen Reims und Verdun viel Arbeit hatte.
    Aber die Kleine war gar nicht vergnügt bei ihrem Werk. Eigentlich hätte sie ihrem Vatchen, der es jetzt so schwer hatte, lauter frohe Gedanken mithineinstricken müssen, denn Nesthäkchen war doch sein Sonnenschein.
    Das fand auch die liebe Sonne droben am Himmel. Sie sandte ihre lustigsten, übermütigsten Strahlen zu der kleinen Strickerin herab, aber das hübsche Kindergesicht wollte sich trotzdem nicht erhellen.
    Annemarie war aber auch zu ärgerlich. Und wenn sie ehrlich war…, und das war sie eigentlich immer -, am meisten auf sich selbst. Warum war sie auch in ihrem Eigensinn nicht mit Großmama mitgegangen! Nun mußte sie an dem schönen Sedantage allein hier zu Hause hocken. Freundin Margot, aus deren Gesellschaft sie heimlich gehofft, schien auch ausgegangen zu sein. Wenigstens ließ sich auf das verabredete Freundschaftszeichen, dreimaliges Klopsen an der Balkonwand, kein Echo vernehmen.
    Wie dumm, daß Hans selbst heute Dienst hatte. Dem großen Bruder hätte Großmama sie sicherlich anvertraut.
    Schloß es da nicht an der Eingangstür? Das konnte nur Hans sein.
    Au fein…, gerade heute kam er früh, vielleicht ging er noch ein bißchen mit ihr Unter die Linden.
    »Ist denn kein einziges Frauenzimmer hier im Hause?« - Hans ging suchend durch alle Zimmer.
    »Ja, hier ist eins«, meldete sich Nesthäkchens Stimme vom Balkon.
    »Ach, du«, machte der Bruder, der in großer Eile zu sein schien, wegwerfend. »Wo ist die Großmama oder Fräulein?«
    Annemarie antwortete nicht. Fiel ihr ja nicht im Traum ein, wenn der Hans so zu ihr war.
    »Herrgott, Mädel, sei doch nicht so störrisch, du siehst doch, daß es sich um eine Sache von größter Wichtigkeit handelt. Ist denn Hanne nicht wenigstens da?«
    »Nee, die ist einholen gegangen. Und Großmama und Fräulein sind auch fort«, bequemte sich Annemarie jetzt zu antworten. Denn Sachen von größter Wichtigkeit erregten die Wißbegier des kleinen Fräuleins.
    »Das ist ja eine nette Geschichte«, der Bruder war in heilloser Aufregung.
    »Was ist denn los, Hänschen, sag‘ es mir doch, ich bin doch schon elf Jahre alt«, die Kleine brannte vor Neugierde.
    »Ich habe euch da was mitgebracht«, der Bruder wies aus ein ziemlich umfangreiches Paket, das er unter seiner Lodenpelerine versteckt hielt. Ein leises, leises Mauzen ward hörbar.
    »Ach, ein Kätzchen - eine junge Katze…, die habe ich mir schon lange gewünscht! Schenke sie mir, Hänschen, bitte, bitte, schenk‘ sie mir doch!« Annemarie umsprang freudestrahlend den Bruder. Vergessen war im Nu alle schlechte Laune.
    »Das Kätzchen ist - ein kleines Ostpreußenkind!« Da zog der Obersekundaner endlich das Bündel hervor, das er unter der Pelerine ungeschickt im Arm hielt.
    Nesthäkchen stand starr.
    Ein rotgeschrienes Kahlköpfchen ward sichtbar, zwei energisch an der Luft herumfuchtelnde Händchen. So klein, so winzig klein wie die einer großen Puppe.
    »Ist das süß!« Da kam wieder Leben in das erstaunte kleine Mädchen. »Das ist ja noch tausendmal niedlicher als ein Kätzchen. Schenkst du’s mir, Hänschen?« Nesthäkchens Hände griffen liebevoll nach dem quakenden Bündel. »Ein richtiges Wickelkind - ach, werden mich meine Freundinnen darum beneiden!« Wie sie es einst mit ihrer großen Puppe Gerda getan, so begann Nesthäkchen das rotkarierte Bündel mütterlich hin und her zu schaukeln.
    Wirklich, das Weinen hörte auf.
    Zwei große, blaue Kinderaugen sahen stumm verwundert in die ebenso blauen Annemaries, die beseligt an ihnen hingen.
    »Laß es bloß nicht fallen, Annemie«, der

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