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Nesthäkchen 07 - Nesthäkchen und ihre Küken

Nesthäkchen 07 - Nesthäkchen und ihre Küken

Titel: Nesthäkchen 07 - Nesthäkchen und ihre Küken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Else Ury
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die Flammen über zu Klein-Ursels Bett. »Lein-Usche Bettßen ... olles Tuckelißt!« Trotz des schreienden Protestes der kleinen Besitzerin beginnen die bösen Flammen mit gierigen, blutroten Zungen Klein-Ursels Kopfkissen mit dem hübschen Spitzeneinsatz, den die Großmama gehäkelt hat, zu fressen.
    Dichter Qualm erfüllt das Zimmer, reizt die Kinder zum Husten. Sie finden die Tür nicht mehr in diesem beißenden, schwarzen Rauch.
    Da wird die Tür aufgerissen. Todesentsetzte Mutteraugen starren weit aufgerissen in das Furchtbare.
    »Rudi ... unsere Kinder ... unsere Kinder!« Wie der Schrei einer Irren gellt es von Annemaries Lippen. Dann ist sie mittendrin in Rauch und züngelnden Flammen. Neben ihr arbeitet sich Rudi, der mit ihr zu gleicher Zeit das Schlafzimmer erreicht hat, durch die schwarze Rauchmauer hindurch.
    »Meine Kinder ... meine süßen Kinder ...!« Annemarie empfindet nicht die sengende
    Hitze. Mutterliebe treibt sie mitten hinein in das Flammenmeer.
    Da fühlt sie sich am Arm gepackt - rückwärts gerissen.
    »Zurück ... Annemarie ... zurück! Hier ist' Ursele ... 'nausnit euch beiden!«
    Irgend etwas wird ihr in die Arme gedrückt, die so kraftlos sind, daß sie die leichte Last kaum tragen können.
    Sie fühlt sich, gänzlich willenlos, zur Tür geschoben, kaum vermag sie noch hervorzustoßen: »Hansi-Hansi ...?«
    »Den Bub hab' ich ... nur 'naus ins Freie, daß ihr außer Gefahr kommt.«
    Frische Luft schlägt Annemarie entgegen. Regen kühlt den erhitzten Kopf. Sie empfindet einen stechenden Schmerz an der Hand. Aber sie achtet dessen nicht. Wohin nun?
    »Zu mir. Ich bitte, daß Sie mir die Ehre geben, Herr Doktor, mir Gattin und Kinder anzuvertrauen. Pfefferkorn ist mein Name. Ihr Nachbar von gegenüber.« Der alte Junggeselle von drüben stand im Schlafrock plötzlich im Garten hinter ihnen. Es hatte ihn hinübergetrieben, als in der stillen Straße die Entsetzensschreie laut wurden, als schwarze Rauchwolken aufquollen. Er hatte bereits ein Unglück geahnt, als er die junge Frau plötzlich ins Haus jagen sah.
    »Herr Pfefferkorn, ich bin Ihnen für Ihr freundliches Anerbieten sehr dankbar. Wollen Sie sich bitte meiner Frau und der Kinder annehmen! Ich muß noch einmal ins Haus, die Feuerwehr telefonisch zu alarmieren und meine Kassette mit wichtigen Papieren zu holen.« Er legte den bewußtlosen Hansi dem fremden alten Herrn in den Arm. »Auch das Mätzele, die Freude der Kinder, darf nimmer in den Flammen umkommen ...« Damit war Rudi schon wieder die Steinstufen zum Haus hinauf.
    »Aber du darfst in den Flammen umkommen, was ... ich bleibe bei dir, Rudi«, schrie Annemarie und wollte dem alten Junggesellen auch noch die Ursel in den andern Arm drücken und hinter ihrem Mann her zurück in das brennende Haus.
    »Halt ... halt, junges Frauchen!« Fest wurde Annemaries Handgelenk umspannt!
    »Ihre erste Sorge sind jetzt die kleinen Kinder, die brauchen die Mutter und müssen so schnell wie möglich ins Trockene. Kommen Sie, gnädige Frau, nehmen Sie meinen Arm. Stützen Sie sich darauf. Der Gatte wird uns alsbald folgen.«
    »Gott geb's.Gott geb's'! Wie von Sinnen flüsterte es Annemarie vor sich hin.
    Schwankend ging sie an der Seite des alten Mannes.
    »Frau Lübke, schnell ... eine Wärmkruke und Decken«, rief Herr Pfefferkorn schon in der Tür seiner Wirtschafterin zu, die irgendwo rumorte.
    »Nanu, wo brennt's denn ... so 'ndEile wird' sja woll nich haben«, knurrte die zurück, ohne zum Vorschein zu kommen. Frau Lübke ahnte nicht, daß sie den Nagel auf den Kopf getroffen hatte.
    »Drüben bei Doktors brennt's ... die Familie ist hier bei uns. Warme Sachen und heiße Milch für die Kinder, Frau Lübke.« Die Wirtschafterin kannte ihren unpraktischen alten Herrn, der den ganzen Tag bei seinen Büchern hockte, in der plötzlich erwachten Tatkraft überhaupt nicht wieder.
    »Jotte doch, jetzt macht er noch jar 'nKleinkinder-Bewahranstalt bei uns auf!« Trotz ihres Knurrens brachte Frau Lübke Wärmflaschen herbei. Hansi und Ursel wurden in trockene Sachen gehüllt, auf das große schwarze Ledersofa gebettet. Die Mutter flößte ihnen warme Milch ein. Klein-Ursel hatte auch bereits die Blauaugen wieder geöffnet, sie aber mit einem Angstschrei: »Bubumann ... Bubumann!« sofort wieder geschlossen. Phantasierte das Kind?
    Hansis Bewußtsein kehrte erst wieder, als Annemarie ihm kalte Kompressen auf die Stirn legte.
    »Wehweh«, meinte er. Aber man bekam nicht heraus, wo er Wehweh

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