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Nesthäkchen 07 - Nesthäkchen und ihre Küken

Nesthäkchen 07 - Nesthäkchen und ihre Küken

Titel: Nesthäkchen 07 - Nesthäkchen und ihre Küken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Else Ury
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nun, damit würde es nicht so einfach sein. Die Versicherungssumme bedeutete nur einen Tropfen auf einen heißen Stein. Man kam ohnedies jetzt gerade aus. An Sparen, wie in den ersten Jahren ihrer Ehe, war gar nicht mehr zu denken. Sie hatte sich schon manchmal den Kopf zerbrochen, wie sie auch ihr Teil zum Verdienst beitragen könnte. Aber Rudi hatte sie ausgelacht, sooft sie davon gesprochen hatte, und hatte ihr die Sorgen von der Stirn geküßt. »Du hilfst ja tagtäglich erhalten und sparsam verbrauchen. Von früh bis spät bist du im Hause tätig. Ist das gar nix? Hätt' ich nit solch ein tüchtiges kleines Fraule, müßten wir uns Kinderfräulein und Stubenmädel halten, gelt? Was ich dadurch spare, wird halt auf dein Verdienstkonto gebucht, Herzle.« Ja, so hatte sich Rudi jedesmal geäußert, wenn sie ihm mit so »arg törichten Dingen«, wie er es nannte, kam. Aber jetzt war das anders. Jetzt hieß es Neuanschaffungen machen. Da mußte sie unbedingt auch ihr Teil dazu beitragen. Wie - das war ihr noch völlig unklar. Aber augenblicklich war keine Zeit, solchen Gedanken nachzuhängen. Frisch ans Werk, wie sie ihr Lebtag alles angepackt hatte, wollte sie gehen. Das Schicksal sollte sie nicht unterkriegen.
    Die Kinderstube war mohrenschwarz. Immerhin waren die Möbel wohl noch gebrauchsfähig, wenn man sie auflackierte. Dort ein verkohltes Bein - ach Gott, es gehörte zu dem in eine schwärzliche Masse verwandelten Teddybären, den Klein-Ursel ganz besonders liebte. Auch Puppe Gerda - Vronli nannte stets eins ihrer Kinder Gerda, seitdem die Mutter ihr erzählt hatte, daß dies einst ihre Lieblingspuppe gewesen war - ja, auch Puppe Gerda hatte dran glauben müssen. Hansis Schaukelpferd, auf dem Onkel Hans und Onkel Klaus schon geritten waren, hatte seinen stattlichen Schwanz eingebüßt. Sonst aber schaute es ganz munter in das Durcheinander. Annemarie zog es am Zügel aus seinem verkohlten Stall, als ob ihm jetzt noch Gefahr drohe. Sie mußte lachen. Das erste, wobei sie in diesem Chaos Hand anlegte, war der Gaul. Sicher das Allernotwendigste.
    »Mutti heiten ... Lein-Usche auch heiten«, klang es da plötzlich hinter ihr. »Ursel, wie kommst du denn hierher?« Erschreckt wandte sich Annemarie um. Sonst war keiner weiter zu sehen. »Ja, Urselchen, bist du denn ganz allein gekommen?« »Danz lein!« bestätigte das winzige Persönchen stolz. »Bei ollen Onte Bubumann dar niß ßeen. Danz etlis!«
    Annemarie konnte sich nicht helfen. Anstatt ihrer Tochter wegen ihrer eigenmächtigen Handlungsweise Vorhaltungen zu machen, lachte sie hellauf über das energische kleine Ding.
    »Ja, Urselchen, was willst du denn hier bloß?« »Pielen in ßeene Tinnerstube.«
    »Da, sieh, wie deine Kinderstube ausschaut.« Sie nahm das Kind auf den Arm. »Baba!« sagte Ursel. Und dieses eine Wort kritisierte die ganze Verwüstung treffender als eine ausführliche Beschreibung.
    »Urselchen, hier ist es nicht schön für dich. Komm, ich bringe dich wieder hinüber.« »Niß zu ollen Bubumann ... Mutti bleiben.« Fest preßte Ursel ihr angesengtes Köpfchen an den der Mutter.
    »Kindchen, hier kann ich dich wirklich nicht gebrauchen. Ach, sieh mal, da kommt ja Vronli aus der Schule. Die geht mit dir hinüber und spielt mit dir.«
    »Ach, jieh mal!« begrüßte Klein-Ursel freudig die große Schwester.
    Die stand starr, die Augen weit aufgerissen. »Nanu-was ist'nhier los? Sind Räuber dagewesen?«
    »Schlimmer als das, Feuer ist ausgebrochen, weil der ungezogene Hansi die Streichholzschachtel angefaßt hat.«
    »Lein-Usche auch anfaschen, auch ßeenes Tuckelißtsen matten!« Das waren die pädagogischen Erfolge.
    »Untersteh dich. Ja, sieh nur, Vronli, wie es bei uns ausschaut. Schlafzimmer, Kinderstube, alles verbrannt.«
    »Meine neue Zensurenmappe von Tante Ola etwa auch?« fragte Vronli entsetzt. »Dort drüben auf dem Pult hat sie gelegen. Aber da sind jetzt bloß noch olle verbrannte Papiere. Muttichen, das ist ja meine neue Zensurenmappe«, ein Jammergeschrei hallte durch den Raum, »schau nur, da ist noch ein kleines Stückchen Rot mit Gold.« Vronlis Schmerz löste sich in einem heftigen Tränenausbruch. Frau Annemarie mußte lächeln.
    »Weine nicht, Vronli, der Weihnachtsmann bringt eine andere Zensurenmappe. Eine blaue oder grüne? Oder wieder eine rote?« »Eine grüne.« Vronli schien getröstet. »Ling-ling-ling-ling isch dadeseid«, berichtete Klein-Ursel.
    »Das Kind meint die Feuerwehr«, erklärte Annemarie ihrer

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