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Nesthäkchen 07 - Nesthäkchen und ihre Küken

Nesthäkchen 07 - Nesthäkchen und ihre Küken

Titel: Nesthäkchen 07 - Nesthäkchen und ihre Küken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Else Ury
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niß?«
    »Weil ich nicht will.«
    »Das sagt man nicht«, korrigierte Vronli.
    »Muttißen, du soll aber willen, bitte, bitte, will doch mal!« Ursels Unterlippe schob sich vor, das war ein sicheres Zeichen für den Beginn eines Konzertes. Marlene nahm den kleinen Quälgeist auf den Schoß. Sie wollte schon mit ihm fertig werden. Annemarie war viel zu nachgiebig. »Still bist du, verstanden ... ganz still!« Die Tante setzte ihre gestrenge Lehrerinnenmiene auf.
    Der Erfolg war schlagend. Ehe sich's Marlene versah, hatte sie von der kleinen Hand eine Ohrfeige fort, daß das Fräulein Doktor gar nicht wußte, wie ihm geschah.
    »Olle lixte, ekliße Söre!« Ursel schimpfte aus Leibeskräften.
    »Göre ... haha ... Tante Marlene ist eine Göre ...« Vronli, die sich gottvoll amüsierte, erreichte das mütterliche Strafgericht zuerst. Sie befand sich plötzlich außerhalb des Zimmers ohne eigenes Zutun.
    Ursel wurde hinterherspediert, obwohl die Freundinnen, die sich vor Lachen über die Schlagfertigkeit Ursels ausschütten wollten, für sie baten.
    Ilse neckte Marlene: »Schade, daß deine Klasse das nicht mit angesehen hat, Fräulein Doktor.«
    »Was fange ich nur mit meinen ungeratenen Kindern an?« Annemarie machte ein verzweifeltes Gesicht, was die Heiterkeit noch erhöhte.
    »Halt in die Spree werfen, das ist das einfachste.« Im Türrahmen wurde der Herr Gemahl sichtbar, die beiden soeben an die Luft Gesetzten hielt er zärtlich im Arm. »Rabenvater, was hast denn du überhaupt hier schon zum Kaffeekränzchen zu suchen!« Freudestrahlend hing Annemarie als dritte Rudi am Hals.
    »Wie lange Jahrre seid ihrr eigentlich schon geheirrattet?« erkundigte sich Vera mit scheinheiligem Gesicht.
    »Grad' lang genug, daß meine treulose Frau im Tiergarten mit andern Herren promeniert und sie sich sogar heimlich zum Kaffee einlädt. Aber ich bin halt hinter ihre Schliche gekommen. Ich hab' ihn abgefangen, den Schwerenöter ...«
    »Ach, meine Überraschung! Ist er schon da? Jetzt ratet, Marlene und Ilse, wen ich euch hier gleich zum Kaffee servieren werde?«
    »Klaus ...«, entfuhr es Ilse.
    »Nee, von dem habe ich nur einen Brief, er und Peter haben die Güter gekauft.« »' sischt halt a schwäbisches G'richt, luegt Kinderle, kennt ihr'schpder kennt ihr'sch nimmer?« schwäbelte Annemarie ausgelassen, einen Herrn vor sich herschiebend. »Grüß euch Gott, Ulrich und Hermann ... ' Dreimädlehaus halt wiedereröffnet?« »Der Viehdoktor ... nein, der Viehdoktor!« schrie Ilse erfreut. »Hast das Karpfenaug' nicht auch mitgebracht?«
    »Der Frau Neschthäkche war ich auch ohne Karpfenaug' willkommen, die ischt und bleibt halt die Beschte. Wenn der Herr G'mahl nix dagege hat.« Er machte eine Verbeugung zu Rudi hin und begrüßte die übrigen Freundinnen, die ihm von der Hochzeit her noch bekannt waren. Dann wandte er sich wieder Ilse zu.
    »Noch immer ledig?« erkundigte er sich neckend. »A Affenschand ist' sialt, daß so a arg sauberes Mädle fremde Kinder erziehen tut und nimmer die eigenen. Hätt' ich nit daheim schon ein brav' Weible sitze, i tat' dich halt nehme, Hermann.« »Aber ich dich nicht, Viehdoktor«, gab Ilse schlagfertig zurück.
    »So, Herr Viehdoktor, nun berichten Sie mal, wie es Ihnen in der langen Zeit ergangen ist«, wandte sich Marlene an den Schwaben.
    »Hascht Spätzli im Kopf oder bischt besoffe, Ulrich? Du bischt ja guet ... Herr Krabbe«, er sprach ihr geziert nach, »brrr ... darauf muß i halt erseht a Schnaps trinke.« Aus dem einen Schnaps wurde eine ganze Runde, an dem sich auch die Freundinnen beteiligten. »'Eist im Mai' war man doch mäßiger im Alkoholgenuß«, lachte Annemarie. »Margot, du hast bereits eine rote Nase. Willst du noch ein Schnäpschen?« »Lein-Usche Näpßen ... auch Näpßen haben ... ischt dasch Lein-Usche sein?« meldete sich die kleine Person.
    »Teufelsmädle ... bischt ja deinem Mutterli halt aus dem G'sichtg'schitte. Und schwätze tut's, als sei's aus unserem Schwabeland. Hascht mich denn liab, Urschele?« Krabbe nahm das kleine Ding aufs Knie.
    »Dar niß pieb miß!« Ursels deutliche Ablehnung steigerte die frohe Laune. »Auch nimmer, wenn i halt Zuckerle hab'?«
    »Mal jehnen, mal jehnen, Usche Schutterle jehnen!« Ursel riß ungeduldig an den Rockknöpfen des neuen Onkels. Erst eine umfangreiche Bonbontüte befreite den armen Viehdoktor.
    Auch Vronli, die sich bei dem Wort Zuckerle näher gepirscht hatte, nahm ihre Tüte mit einem wohlerzogenen Knicks in

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