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Nesthäkchen 09 - Nesthäkchens und ihre Enkel

Nesthäkchen 09 - Nesthäkchens und ihre Enkel

Titel: Nesthäkchen 09 - Nesthäkchens und ihre Enkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Else Ury
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einem ziemlich blassen Gesicht. Jetzt freilich hatte es Farbe. Es war kältegerötet, die Augen zeigten Tränenspuren. »Nanu, Jerdachen, weinste etwa? Oder is es man nur vom Schneetreiben draußen?« begrüßte sie das Frau Trudchen. »Die abscheulichen Straßenjungen haben mich mit Schnee bombardiert«, beklagte sich Gerda weinerlich.
    »Und da heulst du, mein Mädel?« Die Großmama schüttelte verwundert den Kopf. »Warum hast du sie denn nicht wieder bombardiert? Es gibt doch nichts Lustigeres als solch eine Schneeballschlacht. Ich glaube, ich wäre heute noch dazu imstande.« Ganz jung sah das Gesicht der Großmama aus in der Erinnerung an längst vergangene Jugendfreuden. »Aber die Kinder von heute.«
    »Ja, Muttchen, die Menschen und die Verhältnisse sind eben verschieden«, nahm sich Vronli ihres Töchterchens an. »Unser Kind hat in schweren Zeiten, wo man selten etwas Neues kaufen konnte, lernen müssen, seine Sachen zu erhalten und ...« Sie unterbrach sich plötzlich: »Das sind doch sicher die Zehlendorfer. »
    Laute Kinderstimmen klangen aus dem Garten herein. Vom Erkerfenster aus bot sich ein drolliges Bild. Hans Hartenstein zog seine beiden Jüngsten auf einem Rodelschlitten durch den verschneiten Gartenweg, während die beiden älteren Mädel, im Verein mit der Mutter, dem männlichen Teil der Familie mit Schneeballgeschossen zu Leibe rückten. Das gab ein Juchhei, daß die große Linde ganz verschlafen aus ihrem Schneebette herausblinzelte. Kamen alte Zeiten zurück?
    »Nun, Mutterchen, wie ist's? Wollen wir hinaus und uns beteiligen?« fragte Professor Ebert scherzhaft.
    »Ich ziehe eine Tasse heißen Kaffee vor, Georg.« Sie trommelte an die Scheiben und winkte lebhaft. Dieses Zeichen der Großmama wurde respektiert. Der Rodelschlitten hielt vor der Eingangstür. Das Quartett stürmte in die Diele, die geliebte Großmama mit ihren Zärtlichkeitsbezeigungen fast umreißend.
    »Kinder, reißt mich nicht in Stücke. Nun, mein Lillichen, wieviel Fehler waren denn im letzten Diktat? Ei, Evchen, dein Püppchen will mich heute besuchen? Edchen, du hast mir ja einen nassen Schneekuß versetzt. Und mein Kleinster, mein Heinzelmännchen - der hat ja heute gar keine Augen für seine Omama. Ja freilich, wenn auch gerade Frau Trudchen mit dem Pfannkuchenberg kommt.«
    Die Kinder quiekten vor Vergnügen über den nassen Schneekuß und über den Pfannkuchenberg. Man schälte sie aus ihren Wollsachen heraus, wobei Gerda den kleinen Kusinen und Vettern schon mütterlich zur Hand ging.
    »Etwas spät geworden, Mutter. Aber du kennst ja meine unpünktliche Frau«, begann Hans Hartenstein, ein wohlbeleibter, lustiger Herr.
    »Das glaubt dir Mutter am allerletzten, Hansi. Die kennt deine Pünktlichkeit noch von früher her«, wehrte sich seine kleine, zierliche Frau.
    »Ja, pünktlich war von meinen Kindern eigentlich nur Vronli, und die hat es auch nicht von mir, sondern vom Vater«, räumte Frau Annemarie heiter ein. »Der Hansi - lieber Gott - aus der Haut konnte man fahren bei seiner Pomadigkeit. Kommst du nicht heute, kommst du morgen. Und mein Urselchen - na, die läßt heute noch so auf sich warten wie früher. Wer weiß, wie lange sie ihre alte Mutter noch warten läßt.« Plötzlich war es ernst geworden, das liebe, freundliche Gesicht.
    »Alte Mutter - na, erlaube mal, Mutter, daß ich im Namen aller hier versammelten Pfannkuchenesser energisch protestiere. Unsere Mutter ist nicht alt und wird niemals alt sein!« Es war Hans Hartenstein durchaus ernst mit seinen Worten.
    »Frage nur unsere Kinder, Mutter«, bekräftigte Frau Ruth. »Wenn wir die fragen, wer ihr bester Spielgefährte ist - na, wer ist euer liebster Spielkamerad, Kinder?« wandte sie sich an die Pfannkuchen Schmausenden.
    »Die Omama - die Omama!« Sie überschrien sich gegenseitig. Evchen und Heinz, die heute die Ehrenplätze neben der Großmama innehatten - an jedem Sonntagnachmittag hatten zwei andere den Vorzug - umfingen und streichelten sie zärtlich mit klebrigen Pfannkuchenhändchen.
    »Kinder, ihr verderbt ja Omamas schönes Kleid«, wehrte Tante Vronli sorgsam. Der Pfannkuchenberg war in erstaunenswerter Zeit gestürmt. »Bekommt der arme Opapa nun gar keine?« erkundigte sich Edchen mitleidig und sah unschlüssig auf seinen wenig appetitlichen Rest, ob es sich wohl lohne, ihn aufzuheben. Aber die gute Großmama beruhigte ihn zu seiner Erleichterung.
    »Iß nur, mein Jungchen. Frau Trudchen hat sicher was für Opapa

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