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Nesthäkchen 10 - Nesthäkchen im weissen Haar

Nesthäkchen 10 - Nesthäkchen im weissen Haar

Titel: Nesthäkchen 10 - Nesthäkchen im weissen Haar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Else Ury
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Ferienpläne. Aber, wenn Sie es einrichten können, täten Sie uns einen großen Gefallen. Ich würde Ihnen die Wahl lassen, zu welchem Ferienzug ich Sie einschreiben soll. Der eine geht nach Schweden - das ist sicher sehr interessant - der zweite nach Niederbayern und der dritte irgendwo an die Waterkant in die Nähe von Kiel. Das Schlimme ist nur, daß Sie sich gleich entscheiden sollen, da wir sonst anderweitig Ersatz schaffen müssen.« »Ich habe mich bereits entschieden, Fräulein Doktor. Selbstverständlich springe ich ein. Ich überlasse es Ihnen, welchen Zug man mir zuteilt«, sagte Marietta bescheiden. »Dann rate ich Ihnen, übernehmen Sie die Leitung an der Ostsee. Schweden ist sicherlich mit Anstrengungen verknüpft, die Luft in Niederbayern nicht kräftig genug für Sie. An der Ostsee haben Sie neben der Arbeit auch Erholung. Die brauchen Sie dringend. Warten Sie, ich schaue gleich nach, wo es hingehen soll.«
    Sie suchte in ihrem Büchlein. »Unbekannte Namen, wohl Privatgüter, auf welche die
    Kinder verteilt werden. Das eine heißt Grotgenheide und das andere ...«
    »Lüttgenheide?« Marietta rief es mit einer ihr sonst fremden Erregung.
    »Ja, woher wissen Sie denn das? Sind Sie dort bekannt?« verwunderte sich die Vorsteherin.
    »Freilich, der Gutsherr ist der Bruder meiner Großmutter - das trifft sich ja herrlich!« »Dann verlange ich also kein zu großes Opfer von Ihnen. Ihre Ferienzeit können Sie dann im September nehmen, so haben Sie anschließend noch die Oktoberferien und können sich genügend erholen. Also haben Sie Dank für Ihre Bereitwilligkeit und setzen Sie sich mit der Zentrale der Ferienkolonie in Verbindung. Dort erhalten Sie weitere Informationen. Gute Fahrt und angenehmen Aufenthalt an der Ostsee!« Geheimrats saßen unter ihrer Linde. Dort war es am kühlsten an heißen Tagen. Das dichte, weitverzweigte Geäst ließ keinen Sonnenstrahl hindurch. Über ihnen im grünen Blätterhaus zwitscherten die Finken.
    »Noch acht Tage lang muß das arme Kind bei dieser glühenden Hitze in die heiße Stadt zur Kinderlesehalle. Die Arbeit in den Erholungsstätten im Grunewald ist jetzt auch kein Vergnügen. Hundert wilde Kinder dort im Zaum zu halten, das ist keine Kleinigkeit. Am Sechzehnten geht's los, mein Alter, nicht wahr? Sobald Marietta frei ist. Wie freue ich mich darauf, daß wir das Kind mal wieder ein paar Wochen für uns haben werden.« »Nun schau einer das vergnügungssüchtige Weible an! Kann es irgendwo schöner sein als hier in unserem Rosengarten unter der Linde? Kissingen ist sicherlich viel heißer. Aber wenn die Frau sich etwas in den Kopf gesetzt hat, nützt dem Mann all sein Neinsagen nichts. Stimmt's nit, Frau Trudchen?« wandte er sich an die mit dem Kaffeebrett erscheinende Getreue.
    Sie schmunzelte. »Der Herr Jeheimrat wird schon recht haben. Was'n vernünftiger Mann ist, der hört eben auf seine Frau. Kunze, sag' ich immer, Kunze, du kannst dich ja bei deinem Jeheimrat mehr mit alljemeine und Doktorbildung bemengt haben, aber was'n jesunden Menschenverstand anbelangt, da nehm' ich' mit euch Männern auf.« »Da hörst du's ja, Fraule, - also ihr seid mir schon eine Gesellschaft!« Der Geheimrat lachte herzlich. Frau Annemarie stimmte mit ein. Sie achteten nicht darauf, daß die Gartentür knarrte.
    Da stand Marietta auch schon an dem Tisch unter der Linde. »Ei, gerade zurecht zum Kaffeestündchen. Tag, Großmuttchen, guten Tag, Großpapa. Eine Neuigkeit - könnt ihr raten? Wo fahre ich am fünfzehnten Juli hin?«
    »Nach Kissingen, wir haben' eben besprochen, der Großpapa und ich.«
    »Falsch - ganz falsch geraten.« Marietta machte ein verschmitztes Gesicht.
    »Ja, also was hat's denn, das Mariele? Wie schaut's denn aus?« Der Großpapa blickte durch seine blaue Brille erstaunt auf die Enkelin.
    »Ihr könnt's nicht raten. Nach Lüttgenheide geht's oder auch nach Grotgenheide. Was sagt ihr nun?«
    »Ausgeschlossen, Kind. Der Großpapa braucht wieder die Kissinger Kur. Und mir selbst ist die See das letzte Mal nicht besonders bekommen. Sicher die Feuchtigkeit ...« »Aber Großmuttchen, wer spricht denn von euch? Ich - ich fahre nach Lüttgenheide. Ich bin zur Ferienkolonie als Ersatz für eine erkrankte Dame gewählt worden - es ist eine große Auszeichnung im ersten Jahr - und denkt nur, der Ferienzug, den ich leiten soll, geht nach Lüttgenheide und Grotgenheide. Ist das nicht merkwürdig?« Marietta sprach so lebhaft, daß sie gar nicht beachtete, wie

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