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Nestroy-Jux: Ein Wiener Kaffeehauskrimi (German Edition)

Nestroy-Jux: Ein Wiener Kaffeehauskrimi (German Edition)

Titel: Nestroy-Jux: Ein Wiener Kaffeehauskrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Bauer
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betreffenden Dame
recht bald gesagt«, schloss Leopold. »Weil Sie wahrscheinlich grundsätzliche Schwierigkeiten
haben, Dinge für sich zu behalten, und weil Ihnen Frau Friedl sehr nahe steht.«
    »Woher wollen
Sie das wissen?«, reagierte Biedermann überrascht.
    »Na, das
ist doch nicht so schwer. Ich hab ja Augen im Kopf und sehe die vornehme Zurückhaltung,
mit der Sie ihr ständig Aufmerksamkeiten erweisen: einen Blick, ein Lächeln, einen
angedeuteten Kuss. Da wird das Schweigen nicht sehr lange angehalten haben, nehme
ich an.«
    »Geben Sie
mir noch einen«, forderte Biedermann, während er erneut prüfte, ob auch ja niemand
vom Rest der Schauspieler, vor allem seine Sonja Friedl, mitbekam, worüber er sich
mit Leopold unterhielt. Aber die waren Gott sei Dank viel zu sehr mit sich selbst
beschäftigt.
    Leopold
stellte zwei weitere Glas Weinbrand auf die Theke. »Sie wissen, dass es für Sie
unangenehm werden könnte«, warnte er sein Gegenüber. »Die Aussicht auf Geld im Todesfall
ist immer ein ausreichendes Motiv für einen Mord. Das brauche ich Ihnen doch nicht
zu sagen, oder?«
     
    *
     
    »Meine Situation ist vertrackt«,
sinnierte Biedermann.
    »Sehr vertrackt«,
nickte Leopold.
    »Und mein
Alibi …«
    »Mit Frau
Friedl?«
    »Ja!«
    »Können
Sie sich in dem Fall in die Haare schmieren«, stellte Leopold fest. »Weil Sie beide
der Tat verdächtig sind.«
    »Noch zwei
Weinbrand«, ordnete Sven Biedermann an. »Und dann fangen doch bitte einmal Sie zu erzählen an. Ich habe jetzt, glaube ich, genug geredet.«
    »Was soll ich Ihnen denn erzählen?«, wollte Leopold, der den ungewohnten Einfluss des
Alkohols spürte und mannhaft dagegen ankämpfte, wissen.
    »Na, Ihre
Geschichte, die Sie im Verein zu präsentieren gedenken, natürlich. Das sind Sie
mir jetzt schuldig. Ich kann sie mir ja dort nicht anhören, ich bin nicht mehr dabei.«
    »Ausgeschlossen!
Wo bliebe denn da meine Anonymität«, wehrte Leopold sich.
    »Sie haben
gesagt, wir sind Leidensgenossen und wir sollten einander vertrauen. Daran kann
ich mich trotz der paar Getränke noch deutlich erinnern«, blieb Biedermann hart.
»Außerdem ist es Ihre Chance auf eine kostenlose Probe. Es wird Ihnen sicher etwas
von Ihrer Nervosität nehmen.«
    Leopold
wusste, dass er nicht trinken sollte und trank dennoch. Es schmeckte ihm einfach.
Dabei machte ihn Alkohol immer melancholisch. Viele Dinge gingen in seinem Kopf
herum, Dinge, die sich nicht mehr unbedingt um Herwig Walters und dessen Tod rankten.
Er dachte an früher, wie er es nur mehr selten tat, an Zeiten, die weit, weit zurücklagen,
beinahe noch weiter als die ersten Erinnerungen an seine Arbeit im Café Heller.
Und auf einmal verspürte er den Drang, etwas darüber zu sagen. »Ich habe es nicht
gewollt, und es ist dennoch so gekommen«, begann er.
    »Das behaupten
alle«, bemerkte Biedermann sarkastisch. Er war auch ganz schön angeschlagen und
fühlte sich in seiner Rolle als Zuhörer sichtlich wohler.
    »Lassen
Sie mich jetzt reden oder nicht?«, fuhr Leopold ihn, gestärkt durch den Weinbrand,
an. »Seien Sie ruhig, und unterbrechen Sie mich nicht! Sie wissen ja gar nicht,
worauf ich hinauswill. Ich möchte vorausschicken, dass ich damals jung und dumm
war. Ich arbeitete noch nicht hier im Heller, sondern in einem anderen Kaffeehaus,
der Name spielt jetzt keine Rolle. Zu der Zeit hatte ich eine Freundin, wie man
sie sich nur wünschen kann: hübsch, klug, fleißig, treu. Sie hatte immer einen Scherz
oder ein aufmunterndes Wort auf den Lippen, war so richtig eine Frau fürs Leben.
Für mich kam diese Beziehung leider viel zu früh. Meine Gedanken waren bei ihr,
aber auch ganz woanders, nämlich bei meinen Spezi und beim Fortgehen. Lisi hat mir
fast jeden Rausch verziehen, auf den sie draufgekommen ist – zum Glück hat sie nicht
alle mitbekommen. Wenn sie wirklich einmal böse war, hat sie recht gehabt, obwohl
ich mir’s nie gefallen habe lassen, wenn sie mit mir vor meinen Freunden darüber
debattieren wollte. Schließlich gehört sich so etwas nicht.
    Die Freunde
haben bei mir überhaupt viele Rechte gehabt. Frei wollte ich halt sein und ungebunden.
Eine ständige Freundin kommt einem da manchmal wie eine Fessel vor, da kann sie
noch so verständnisvoll sein. Die meisten der anderen hatten jedenfalls keine, und
dementsprechend haben sie auch auf mich eingeredet. Ob meine Lisi wirklich immer
zu mir halten würde, ob ich mir da so sicher sein könne. Direkt in eine Opferrolle
haben sie

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