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Nestroy-Jux: Ein Wiener Kaffeehauskrimi (German Edition)

Nestroy-Jux: Ein Wiener Kaffeehauskrimi (German Edition)

Titel: Nestroy-Jux: Ein Wiener Kaffeehauskrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Bauer
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So, und jetzt: rasch, rasch und Augen auf!«
    Unter den
ebenso erstaunten wie neugierigen Blicken von Herrn und Frau Heller, Waldi Waldbauer
und den übrigen Gästen des Café Heller stürmte er zusammen mit Thomas Korber zur
Türe hinaus. »Wie meine Flucht im Theaterstück«, raunte Herr Heller seiner Frau
zu. »Nur halt um einiges schneller.«
     
    *
     
    Anette Riedl ging in gebührendem
Abstand zur Tankstelle auf und ab. Sie sondierte sozusagen das Gelände. Autos fuhren
zu, tankten und fuhren wieder ab, Menschen gingen hinein um zu zahlen oder sich
im Shop zu bedienen und kamen wieder heraus. Aber sie konnte niemanden ausmachen,
dem sie sofort das Prädikat ›Herr Alfred‹ verliehen hätte, niemanden, der so aussah,
als wäre er extra hierher gekommen, um sich auf einen Kaffee mit ihr zu treffen.
    Sie schaute
auf ihre Uhr. Es war gleich neun. Die Sonne hatte einen langen Tag lang auf Floridsdorf
herab geschienen und machte sich daran, hinter dem Bisamberg zu verschwinden. Anette
spürte ein flaues Gefühl im Magen. Sollte sie wirklich da hineingehen? Sich mit
einem wildfremden Mann treffen, den sie vorher nie gesehen hatte? Er würde ihr zwar
etwas über ihre Erbschaft verraten, und wenn es da Probleme gab, war es gut, wenn
sie Bescheid wusste. Aber er würde es nicht umsonst machen, dessen war sie sich
trotz ihres jungen, an Erfahrungen noch nicht reichen Lebens sicher. Wahrscheinlich
wollte er einen Teil des Geldes. Und wie sollte sie dann reagieren, verdammt noch
einmal?
    Hätte sie
doch ihre Mutter mitnehmen sollen? Nein! Sie war jetzt 18, musste lernen, auf eigenen
Beinen zu stehen. Außerdem hatte der Mann gesagt, dass er sich ihr nicht mitteilen
würde, wenn sie das täte. Sie musste nur geschickt sein und kühlen Kopf bewahren.
    Sie ging
an den Zapfsäulen vorbei hinüber in den Shop. Sofort suchten ihre Augen die Ecke
mit den Stehtischen, wo man Kaffee und auch anderes trinken konnte. Die Leute dort
tranken auch meist anderes, nämlich Bier und Wein. Nur ein großer, ungepflegter
Mann mit schmierigem, schwarzem Haar, Brille und grauem Stoppelbart nippte an einem
großen Schwarzen. Anette Riedl musste ihren ganzen Mut zusammennehmen, um ihn anzusprechen:
»Entschuldigen Sie, sind Sie Herr Alfred?«
    »Wie bitte?«
Er schien schlecht zu hören.
    »Sind Sie
Herr Alfred, der mich angerufen hat? Ich bin Anette Riedl.«
    »Ich versteh
di ned, Madl, musst deutlicher reden.« Er kaute etwas Undefinierbares zwischen seinen
gelben Zähnen.
    Der Diskurs
erregte schön langsam die Aufmerksamkeit der anderen. »He, Hansi, hast du dir was
ausg’macht mit der Kleinen? Brauchst dich nicht genieren vor uns, kannst ihr ruhig
zeigen, was du noch so drauf hast«, bemerkte einer der Biertrinker.
    »Gemma,
Hansi! Vernasch’s«, sagte ein Zweiter. »Prost!«
    »Wennst
ein Kavalier bist, zahlst ihr ein Achtel«, lachte ein Dritter.
    »Sei ned
feig, Hansi«, spornte ihn wieder der Zweite an. »Vernasch’s!«
    »Ich weiß
ned, was des Madl von mir will«, verteidigte sich der Herr namens Hansi. »Sie red’t
so undeutlich.«
    »Zahl ich
der Kleinen halt ein Achtel, wenn du so knausrig bist«, bot sich der Erste an.
    »Komm, Mädchen,
stell dich zu uns, mit dem Hansi ist sowieso nichts mehr los«, forderte der Zweite
Anette auf. »Aber von uns kannst was lernen. Bei uns wird dir nicht fad.« Dabei
grinste er ordinär über das ganze Gesicht, sodass man die Lücken zwischen seinen
Zähnen sehen konnte.
    Anette wurde
rot übers ganze Gesicht und lief zur Kassa. Hinter sich hörte sie lautes, ungeniertes
Lachen. »So was lässt man doch nicht laufen, Hansi! Wer weiß, wann sich wieder einmal
so ein junges, hübsches Ding nach dir erkundigt«, krakeelte der Erste.
    »Ich suche
Herrn Alfred. Warum ist er nicht gekommen?«, fragte Anette den Mitarbeiter hinter
der Kassa.
    »Welchen
Herrn Alfred?«, wollte der wissen.
    »Den Herrn
Alfred, der sich hier mit mir treffen wollte«, erklärte Anette, der mittlerweile
zum Heulen war.
    »Das war
unser Hansi, der Schlingel. Der macht das immer so. Und dann weiß er von nichts.
Gib’s zu, Hansi«, rief der dritte Biertrinker.
    »Ich kenne
keinen Herrn Alfred. Aber Sie können ja warten, ob er noch kommt«, schlug der Mann
hinter der Kassa vor.
    »Ihr geht’s
mir alle so was von auf den Geist«, wehrte sich Hansi in der Zwischenzeit gegen
seine Kollegen.
    »Nein, danke«,
sagte Anette höflich, aber bestimmt. Nichts wie raus, dachte sie. Ihre schlimmsten
Befürchtungen hatten sich

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