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Netha-Chrome

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Titel: Netha-Chrome Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janco Weiland
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Plexiglasscheibe an der Front. Ich war beeindruckt, als die Flüssigkeit dort blieb, wo sie war, anstatt alles sofort unter Wasser zu setzen.
    „Ganz einfach“, grinste er. „Die Hydrations-Flüssigkeit wird zum Zeitpunkt des Öffnens schlagartig geleeartig. Man legt sich dann am besten nackt hinein, und sobald die Luke hier vorne wieder verschlossen wird, verflüssigt sich das Zeug wieder.“
    Ich schob beeindruckt meine Unterlippe vor. „Sachen gibt’s...“
    Ich machte einen weiteren Schritt vor und stand nun fast mitten in Tolucas Zelle. Ich schaute ich mich um, obwohl es hier wahrlich nicht viel mehr zu entdecken gab. Links neben dem Eingang stand eine Schiebetür offen, die zur Toilette führte. Hier gab es weder eine Dusche noch eine Badewanne.
    „Ähm, wo wäscht man sich hier?“, fragte ich.
    „Es gibt öffentliche Waschräume auf Ebene Vier. Die sind furchtbar dreckig und für Menschen mit schwachem Immunsystem nicht zu empfehlen“, antwortete Toluca schulterzuckend, während er seinen Apparat wieder verschloss. Na super! Noch ein Grund, diese Höhle so schnell wie möglich wieder zu verlassen.
    Plötzlich wurde das Licht im gesamten Komplex gedimmt und wechselte über in ein kaltes blaues UV-Licht.
    „Was ist jetzt los?“, wollte ich wissen.
    „Nachtmodus“, antwortete der Regulat. „Wäre es hier immer so hell, bekämen die Menschen hier unten überhaupt keinen Schlafrhythmus.“ Schlaf. Schlaf war ein tolles Stichwort.
    „Ein wenig Schlaf würde uns wirklich guttun“, seufzte ich und visierte die Pritsche an, die Toluca zuvor als Bett tituliert hatte. Eine Beleidigung für alle Betten dieser Welt.
    „Ja, wir haben viel durchgemacht“, bestätigte der Hacker. „Ich bin nicht weit von hier. Wohnzelle AA45, falls ihr noch irgendetwas benötigt.“
    „Ich denke, wir haben alles“, warf Sydney ein. „Danke, Toluca.“
    Der Regulat nickte uns zu und war kurz darauf auch schon aus der Tür. Ich atmete tief durch und ließ meine Blicke zwischen der viel zu kleinen Pritsche und Sydney hin und herwandern. Dann rieb ich meinen Nacken.
    „Tja. Ich denke, einer von uns wird auf dem Boden schlafen müssen.“
    „Ich muss nicht unbedingt schlafen“, gab die KI zu verstehen. „Machen Sie sich also keine Sorgen.“
    Ich schlich zur Pritsche und ließ mich in die harten Federn fallen. „Autsch!“
    „Stimmt was nicht?“, fragte Sydney.
    Ich erhob mich wieder und rieb meinen Steiß. „Das Ding ist knüppelhart. Wie kann man auf so einem harten Bett schlafen?“
    „Versuchen Sie es. Sie benötigen dringend Ruhe.“
    „Sie scannen nicht zufällig wieder meine Bio-Daten?“, fragte ich und hob meine Augenbrauen an. Sydney schüttelte den Kopf.
    „Nein, das brauche ich gar nicht. Ich sehe, wie verspannt und erschöpft Sie sind.“
    Ich schaute die KI an. In ihrem wunderschönen Gesicht standen ebenfalls Anspannung und Erschöpfung und das unvorteilhafte blaue Licht der Wohnzelle ließ ihre Haut zusätzlich aschfahl erscheinen.
    „Ihnen scheint es aber nicht besser zu gehen“, bemerkte ich, während sich jeder einzelne Knochen in meinem Körper inzwischen bemerkbar machte. Aber zumindest hatte mein Arm aufgehört zu pochen und zu hämmern, der unregelmäßigen Schwerkraftregelung in den unteren Ebenen sei Dank. Je weniger Schwerkraft, desto weniger schmerzte er auch. Einst hatte ich gar mit dem Gedanken gespielt, auf eine einsame Farm in den Outbacks zu ziehen, da die Schwerkraft außerhalb der Stadt naturbelassen niedriger war. Im Grunde war ich ganz froh, eine solche Entscheidung nicht getroffen zu haben. Doch je mehr Scheiße um mich herum passierte, desto öfter ärgerte ich mich darüber, Tracer in der Stadt geworden zu sein, anstatt ein einsamer Farmer in den staubigen Weiten des Mars`.
    „Mir geht es gut“, erwiderte die KI, verschränkte die Arme hinter ihrem Rücken und stellte sich vor die kleine Sichtluke. „Schlafen Sie jetzt. Ich halte Wache für den Fall, dass uns die Soldaten doch gefolgt sind.“
    Ich seufzte leise und stahl mich in ihren Rücken. Sachte legte ich dann meine Hände auf ihre Schultern.
    „Geht es Ihnen wirklich gut?“, wollte ich wissen. „Ich meine, die Sache mit Washington…“
    „Wir waren Kollegen“, antwortete sie unterkühlt und ohne mich dabei anzusehen. „Es ist tragisch, was passiert ist. Aber die Ereignisse beeinflussen mich in keiner Weise, falls Sie das meinen.“ Sie klang so kalt und emotionslos wie früher.
    „Sicher?“, fragte ich

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