Nett ist die kleine Schwester von Scheiße
theoretisch ist alles geeignet, um unsere Gefühle zu verletzen. Das versetzt den Gutmensch in Angst, denn er möchte auf keinen Fall ignorant wirken. Am besten funktioniert das Drama, wenn sich ein Migrationshintergrund oder wenigstens Verwandte (zur Not auch deren Nachbarn) anführen lassen, die mal im Ausland gelebt haben.
Der Kontrolleur
Die Rolle und ihr Gegenspieler: Mit Kontrolleuren sollte man keinen Umgang haben, wenn es sich vermeiden lässt.
Kontrolleure gibt es überall. Der Nachbar, der wegen jeder Kleinigkeit die Hausverwaltung anschreibt und mit der Polizei im täglichen Telefonkontakt steht, um angebliche Ruhestörungen zu melden. Der Busfahrer, der einem Fahrgast die Tür nicht mehr öffnet, wenn er sich mit seinem Fahrzeug zehn Zentimeter vom Bordstein der Bushaltestelle entfernt hat. Der Freund, der alle Schritte eifersüchtig überwacht, die Arbeitskollegin, die jedes Gespräch an sich reißt und alles besser weiß. Kontrolleure sind die unangenehmsten Menschen, die es gibt, sie vertrauen niemandem, selten loben sie, und wenn, dann in dem Bewusstsein, dass das Ergebnis ein besseres gewesen wäre, wenn sie die Sache erledigt hätten.
Sie würgen jedes Gespräch und jede Ausgelassenheit ab und unterdrücken jede Entspannung und jedes Abenteuer. Gegen sie ist kein Kraut gewachsen. Sollte man ihnen begegnen, gilt die Regel: be nice twice. Das heißt, im ersten Schritt warnen Sie den Kontrolleur, dass sein Verhalten Sie ärgert und bieten ihm einen Ausweg. Im zweiten Schritt wiederholen Sie den Vorschlag, mit dem man Ihrer Meinung nach die Situation noch retten könnte. Danach ist Schluss, alles vorbei, Sie sind zu keinerlei Gespräch mehr bereit. Wenn Sie hundertprozentig sicher sind, einen Kontrolleur vor sich zu haben, können Sie natürlich auch gleich draufhauen.
Auf dem Sofa zu sitzen und über schlechtes Benehmen zu lesen, ist das eine, es selbst zu tun, das andere: Setzen Sie Ihr Wissen in die Praxis um. Prüfen Sie in dem folgenden Test, in welcher Situation Sie sich zukünftig schlechter benehmen wollen. Denken Sie dabei auch an die verschiedenen Rollen und ihre Gegenspieler.
Der große Persönlichkeitstest
1)
Sie sind bei einer Freundin zum Essen eingeladen. Gekocht hat der Besuch aus Indien, und zwar, wie er sagt, das Lieblingsrezept seiner Großmutter. Das Essen schmeckt scheußlich, dennoch loben die Gäste es in den höchsten Tönen. Auf dem Weg zum Badezimmer kommen Sie an der Küche vorbei, aus dem Mülleimer ragt eine Tiefkühlpackung Gut und Günstig – Indisches Currygemüse.
Wie reagieren Sie?
a) Ich setze mich wieder und verliere kein Wort darüber, was ich in der Küche gesehen habe.
b) Zurück in der Runde beginne ich, das Essen übertrieben zu loben, und löchere den Koch mit Fragen nach Details über Gewürze und Zubereitung.
c) Ich gehe ins Zimmer zurück und halte die Tiefkühlpackung für alle Gäste sichtbar in die Höhe und frage mit Unschuldsmiene: »Und was ist das?«
2)
Sie sind mit einem Freund verabredet. Eine Stunde vorher merken Sie, dass Sie gar keine Lust haben, ihn zu treffen. Was tun Sie?
a) Ich gehe trotzdem hin und nehme mir für das nächste Mal fest vor, genauer darauf zu achten, ob und wann ich Lust habe, jemanden zu sehen.
b) Ich rufe an und sage offen, dass ich keine Lust mehr habe.
c) Ich rufe an und lüge wie gedruckt.
3)
Die spießige Nachbarin klingelt bei Ihnen – sie hat sich ausgesperrt und muss nun warten, bis ihr Mann nach Hause kommt. Sie bitten sie herein. In Ihrer Wohnung herrscht Chaos, am Gesicht der Nachbarin können Sie ablesen, wie entsetzt sie ist. Wie kommen Sie da wieder heraus?
a) Ich entschuldige mich für die Unordnung.
b) Ich sage gar nichts und biete ihr einen Tee an.
c) Ich nehme mir etwas aus dem Kühlschrank, esse es mit viel Geschmatz und Bröselei im Stehen, ohne ihr etwas anzubieten.
4)
Ihre Abteilung trifft sich zu einem »Team-Building-Event«, um die Atmosphäre im Büro zu verbessern. Jeder soll sagen, was ihn am meisten an den Kollegen stört. Was sagen Sie?
a) Ich lobe die Atmosphäre und beteuere, wie gern ich jeden Tag ins Büro komme.
b) Ich sage kurz und knapp, was mich stört, biete aber gleich Lösungsvorschläge an.
c) Ich nutze die Gelegenheit und lasse alles hemmungslos raus, was mich an den anderen Kollegen nervt.
5)
Was halten Sie von der Regel, mit dem neuen Partner nicht über verflossene Beziehungen zu reden?
a) Goldrichtig. Die
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