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Nett ist die kleine Schwester von Scheiße

Nett ist die kleine Schwester von Scheiße

Titel: Nett ist die kleine Schwester von Scheiße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Niazi-Shahabi
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etwas davon.
     
    15)
Sie gehen Freitagabend nach der Arbeit auf eine Privatparty. Kaum sind Sie eine Stunde da, stellen Sie fest, dass Sie entsetzlich müde sind. Was tun Sie?
    a) Sie trinken literweise Cola und verwickeln sich in ein anstrengendes Gespräch.
    b) Sie verabschieden sich höflich und gehen nach Hause.
    c) Sie machen ein heimliches Nickerchen im Bett des Gastgebers und feiern nach einer Stunde weiter.
     
    16)
Auf einem Abendessen schildert Ihnen Ihr Tischnachbar minutiös, wie er in der Sierra Nevada einen echten Pata-Negra-Schinken erstanden habe. Wie er in eine, natürlich touristisch unberührte, Gegend gefahren ist und probiert, gerochen, geschmeckt und gefühlt habe. Dass der Schinken so ein wunderbares Aroma habe, weil die Schweinerasse, halb Haus-, halb Wildschwein, nur mit Eicheln gefüttert werde, alles total natürlich und biologisch. Und total langweilig. Wie reagieren Sie?
    a) Ich sage ihm, wie interessant ich seine Geschichte finde, und versuche, beim nächsten Gang, einen anderen Platz zu ergattern.
    b) Ich revanchiere mich mit einer ebenso ausführlichen und ebenso langweiligen Story.
    c) Ich sage, dass ich mich nicht für andere Länder oder Kulturen interessiere, dass ich außer Gebrauchsanweisungen noch nie ein Buch gelesen habe und am liebsten den ganzen Tag auf dem Sofa sitze oder in der Badewanne liege. Und dass ich leider jetzt gehen muss, weil ich sonst meine Lieblingsfernsehserie verpasse.
Testergebnis
     
    Sie haben zwischen 9 bis 16 mal a) angekreuzt.
    Sie haben 456 Freunde auf Facebook und waren in der Schule immer Klassensprecher. Ihre Kollegen mögen Sie, und die Nachbarin kommt öfter einfach so auf einen Kaffee vorbei. Aber auf die richtig legendären Partys werden Sie nie eingeladen, und die letzte Beförderung ging an den schwarz gekleideten Stoffel aus dem Vertrieb? Außerdem verbringen Sie Ihre gesamte Freizeit als Trauzeuge oder Taufpate bei irgendwelchen langweiligen Familienfeiern? Ihre Lieblingsrolle ist die des Guten. Sollten Sie mehr als 14 mal a) angekreuzt haben, ist Ihnen auch die Rolle des Weinerlichen nicht fremd. Sie sind einfach nett … noch Fragen? Ein Test in einem Buch oder in einer Zeitschrift bringt Sie jedenfalls keinen Schritt weiter.
     
    Sie haben zwischen 9 bis 16 mal b) angekreuzt.
    An sich ist Ihre Verweigerungshaltung lobenswert. Sie sagen immer, was Sie denken, lösen unangenehme Situationen ehrlich und direkt – und gehen keiner Konfrontation aus dem Weg. Für die Abwehr des Dramatikers und des Komplizierten fehlt Ihnen noch ein wenig Originalität. Aber das kann ja noch kommen.
     
    Sie haben zwischen 9 bis 16 mal c) angekreuzt.
    Ganz gleich, was Sie angekreuzt haben – Hauptsache, Sie machen das, was Sie für richtig halten. Dramatiker sind bei Ihnen ganz zahm, die Komplizierten haben bei Ihnen wenig zu lachen, die Guten und die Kontrolleure riechen Sie auf hundert Meter gegen den Wind. Und nach diesem Buch haben Sie vielleicht sogar noch einige Bekannte vom Typ Weinerlich weniger, aber die haben eh nur genervt.
     
    Sie hatten keine Lust, den Test zu machen.
    Großartig. Sie lassen sich nicht vorschreiben, was Sie zu tun haben. Nur weil irgendwo »Ankreuzen« steht, zücken Sie nicht gleich den Stift. Sie haben alle Lektionen des Buches verinnerlicht und können auch ohne einen albernen Test entscheiden, wie Sie sich in entsprechenden Situationen verhalten wollen. Auf ein sinnloses Lob wie »weiter so« verzichten Sie gern.
     
     
Nachwort: Letzte Warnung vor Kamelen
     
    Die zwölfjährige Luise aus Mecklenburg-Vorpommern fuhr an einem kalten Oktoberabend nach dem Cello-Unterricht mit dem Regionalzug nach Hause. Sie hatte ihr Monatsticket in der Schule vergessen und war ohne Fahrkarte in die Bahn eingestiegen. Bei einer Kontrolle bemerkte die diensthabende Schaffnerin die junge Schwarzfahrerin und tat, was sie tun musste: sie zwang das Mädchen, an der nächsten Station auszusteigen. Der Zug fuhr weiter und ließ Luise an einem menschenleeren Bahnhof zurück. Ohne Geld und ohne Handy, dafür mit einem riesigen Cello-Kasten auf dem Rücken, musste sie im Dunkeln durch eine ziemlich einsame Gegend nach Hause laufen. Sie brauchte dafür zwei Stunden, die Eltern waren krank vor Sorge.
    Die wütende Beschwerde der Eltern hatte für die Schaffnerin eine Abmahnung zur Folge; diese wunderte sich. Sie hatte sich doch nur an die Vorschriften gehalten. Das Mädchen hatte keine Fahrkarte, und jemand, der keine Fahrkarte hat, und

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