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Nette Nachbarn

Nette Nachbarn

Titel: Nette Nachbarn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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starrte ihn an. »Eine tolle Idee!«
    Er runzelte die Stirn, offensichtlich
ehrlich überrascht. Ich interessierte mich zwar für seine Sendungen, aber
normalerweise ließ ich mich nicht davon mitreißen.
    »Don«, fing ich an, »heute ist
Mittwoch, der Tag deiner Talk-Show.«
    »Ja, wir bringen das Band mit der Big
Money Band — «
    »Dann ist es keine one-in-four?«
    »Nein.«
    »Wie flexibel ist KSUN, wenn es darum
geht, wann du etwas bringst?«
    »Wie meinst du das?«
    »Könntest du heute abend eine
one-in-four-Sendung bringen?«
    »Ich nehme es an.« Er warf Carolyn
einen Blick zu, die ebenso verwirrt aussah wie er. »Es gibt keinen Grund, warum
ich gerade dieses Band spielen sollte. Aber ich habe niemanden für die
one-in-four, der so kurzfristig kommen könnte.«
    »Doch, hast du.«
    Plötzlich leuchteten Carolyns Augen
auf, und sie nickte, erkannte, was ich vorschlagen wollte. Don runzelte noch
immer die Stirn.
    »Hör mal, Don«, fuhr ich fort. »Ich
habe gerade an den vermißten Mann gedacht, Duc Vang, und daß die Leute, wenn
sie von seinem Verschwinden wüßten, uns vielleicht einen Hinweis geben könnten.
Normalerweise würde ich hingehen und Fragen stellen, in der Nachbarschaft, aber
das kann ich nicht, ohne Ärger mit der Polizei zu bekommen. Aber wenn wir die
Leute übers Radio darauf aufmerksam machen würden...«
    Er nickte abwartend.
    »KSUN hat im Tenderloin einen großen
Zuhörerkreis — eine der Frauen, die im Globe wohnen, hat mir das erzählt, und
ich habe es aus den Radios in den Geschäften da unten gehört. Ich bin also
sicher, daß die Flüchtlinge eurem Sender zuhören, und sie würden einem
Programm, in dem es um sie selbst geht, bestimmt besondere Aufmerksamkeit
schenken.«
    »Du meinst also, ich sollte eine
Sendung machen, in der ich Carolyn zum Flüchtlingsproblem befrage, und am Ende
bittet sie um Informationen über diesen Duc Vang?«
    »Ja.«
    »Nein.« Carolyn beugte sich vor und
legte eine Hand auf meinen Arm. »Don kann mich über die Flüchtlinge
interviewen, aber ich glaube, die Bitte um Information muß von dir kommen.«
    »Von mir?«
    »Ja. Ein Privatdetektiv ist für alle
viel interessanter. Du würdest dafür sorgen, daß sie sich wirklich hinsetzen
und zuhören. Du könntest sagen, du würdest an diesem Fall arbeiten, und dann
darum bitten, daß die Leute anrufen und — «
    »Das könnte ich nie!«
    »Warum nicht?«
    »Im Radio? Live?« Meine Stimme war ein
schriller Quieker, und alle beide lachten.
    »Ehrlich, das könnte ich nicht«,
wiederholte ich.
    »Klar könntest du das, Baby«, sagte
Don.
    »Ich würde kein Wort herausbringen.
Würde vor Entsetzen sterben.«
    »Und das«, wandte sich Don an Carolyn,
»ist eine Frau, von der ich weiß, daß sie eine .38 in der Tasche hat.«
    »Das ist etwas ganz anderes«, erklärte
ich.
    »Wieso?«
    »Nun, das gehört zu meinem Job.«
    Carolyn sagte: »Dann sieh es doch so,
daß diese Radiosendung auch zu deinem Job gehört.«
    Ich dachte nach. Meine Stimme würde
zittern und brechen; selbst wenn ich mir aufschrieb, was ich sagen wollte,
würde ich alles durcheinanderbringen; und anschließend würde ich den Wunsch
haben, davonzulaufen und mich zu verstecken. Aber ich vermutete, daß ich es tun
könnte — für Duc, wenn aus keinem anderen Grund.
    Dann dachte ich an Greg Marcus. Konnte
er mir irgendwie den Vorwurf machen, ich hätte seine Untersuchungen behindert,
wenn ich mich an den Rundfunk wandte? Nein. Wie sollte er? Er war es, der mir
gesagt hatte, die Vangs sollten bis morgen warten, ehe sie auch nur mit der
Polizei sprachen. In Gregs Augen hatte Ducs Verschwinden nichts mit den Fällen
zu tun, an denen er arbeitete.
    »Ich mache es«, erklärte ich.
    Don drückte mir die Hand.
    »Aber können wir das auch tun?«
fügte ich hinzu. »Wird der Sender es zulassen?«
    Unter seinem schwarzen Bart verzog Don
die Lippen. »Natürlich.«
    »Wie kannst du dir da so sicher sein?«
wollte Carolyn wissen. »Es kommt in der letzten Minute — «
    »Nun, unser Programmdirektor, Tony
Wilbur, hat natürlich das letzte Wort in dieser Angelegenheit.«
    »Glaubst du, er wird zustimmen?«
    »Ich weiß, daß er es tut.«
    »Woher weißt du das?« fragte ich.
    »Weil«, und jetzt richtete er sich
stolz auf, »du den Mann vor dir siehst, der neulich nacht einen klatschnassen
und stinkbesoffenen Tony Wilbur aus dem Gefängnis gerettet hat.«
    Natürlich — das Fiasco in der Blue
Lagoon. »Meine Mutter hat mir immer erzählt, daß eine gute

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