Neuanfang
„Das ist mein Land, das sie angreifen. Niemand darf das meinem Land antun.“
Einige Menschen kamen schon als Patrioten zur Welt und Cody Coleman gehörte eindeutig dazu.
„Ich bin stolz auf dich.“ Jenny stand auf und ging zu ihm.
Auch Cody erhob sich, ebenso wie Jim.
„Ich bin auch sehr stolz. Ich glaube, das ist eine gute Entscheidung!“ Jim klopfte Cody anerkennend auf die Schulter.
Es gab nicht mehr viel zu sagen. Cody hatte bereits seine Entscheidung getroffen. Er hatte noch ein Schulhalbjahr und einen Sommer vor sich, und dann würde er Soldat werden. In der Zwischenzeit waren Jenny und Jim und ihre Kinder die einzige Familie, die Cody hatte. Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, um über die Entscheidungen zu diskutieren, die zu diesem Moment geführt hatten.
Jetzt war der richtige Zeitpunkt für eine Umarmung.
Kapitel 11
Tränen liefen über Baileys Gesicht und sie zog sich leise von ihrem Horchposten zurück. Sie hatte sich gewundert, worüber ihre Eltern und Cody so lange sprachen. Also hatte sie die Jungs mit ihrer Sportsendung im Fernsehzimmer zurückgelassen und war durch den Flur geschlichen. Sie hatte sich über die leisen Stimmen und den ernsten Tonfall gewundert.
Ihre Eltern wollten Cody die Möglichkeit geben, selbst zu entscheiden: Entweder nahm er an einem Therapieprogramm teil und würde bei ihrer Familie wohnen bleiben. Oder er entschied sich auszuziehen und auf eigene Faust eine Lösung für sein Problem zu finden. Bailey hatte noch keine Gelegenheit gehabt, unter vier Augen mit Cody zu reden, nachdem er aus dem Krankenhaus entlassen worden war. Doch sie kannte ihn gut genug um zu wissen, wie er sich entscheiden würde. Er würde an dem Entzugsprogramm teilnehmen, das war keine Frage.
Warum also dauerte das Gespräch so lange?
Sie erreichte das Ende des Flurs und stellte sich neben die offene Tür des Gäste-Badezimmers. Sie fühlte sich ein wenig schuldig, weil sie lauschte, doch nachdem sie das Gespräch etwas verfolgt hatte, brachte sie es nicht fertig, wegzugehen. Und nun wusste sie es.
Cody ging zur Armee.
Sie wischte sich über die Augen und schniefte. Drei Schüler der Clear Creek Highschool hatten sich nach ihrem Schulabschluss bei der Armee verpflichtet.
Einer von ihnen hatte sein Bein verloren, als er auf eine Landmine getreten war. Seit ungefähr einem Jahr war er nun zurück und studierte an der Indiana University. Als Bailey und ihre Familie ihn einmal auf dem Markt gesehen hatten, hatte Bailey weggeschaut. Sie hatte nicht gewusst, ob er sie wiedererkannte, und selbst wenn, wäre ihr nichts eingefallen, was sie hätte sagen können. Er war jeden Sommer das Spielfeld ihres Vaters rauf und runter gerannt. Der Gedanke, dass er nun kein linkes Bein mehr hatte, war unvorstellbar.
Und nun bestand die Möglichkeit, dass Cody dasselbe passierte. Oder Schlimmeres.
Bailey schauderte und verließ ihren Lauschposten. Plötzlich vibrierte ihr Handy in der Hosentasche. Eine SMS. Bailey wartete, bis sie die Küche erreicht hatte. Dann lehnte sie sich an die Theke und öffnete ihr Handy. Die SMS kam von Bryan Smythe – das war der vierte Tag hintereinander, dass er ihr SMS schickte.
Wegen Bryan hatte sie in der vergangenen Woche schon etliche Gebete gesprochen. Als sie sich unterhalten hatten, hatte sie ihm erklärt, dass sie im Moment keinen Freund wollte. Das war die Wahrheit, aber außerdem wollte sie ihn ein wenig auf die Probe stellen. Wenn er wusste, dass sie momentan kein Interesse an einer Freundschaft hatte, würde er vielleicht aufhören, sie anzurufen.
Doch ihre Aussage schien Bryans Meinung nicht zu ändern. Genauer gesagt stimmte er ihr praktisch zu, wenn sie davon sprach, dass sie jetzt Single bleiben wollte. „Wir sind noch zu jung für eine ernsthafte Beziehung“, hatte er ihr gestern gesagt, als sie miteinander telefoniert hatten. „Wenn wir Gott an die erste Stelle setzen, wird er unser Leben in die richtigen Bahnen lenken.“ Sie hatte das Lächeln in seiner Stimme gehört. „Abgesehen davon warte ich auf dich, wann immer du für eine Freundschaft bereit bist.“
Gespräche wie dieses waren der Grund dafür, dass sie abends wach lag und über Bryan nachdachte, so wie sie es gestern Abend getan hatte. Denn vielleicht war er der Richtige – der eine Richtige unter den vielen. Wenn er bereit war, so lange zu warten, bis sie sich eine Freundschaft vorstellen konnte, dann war er nicht wie die anderen Jungen, die sie kannte. Außer vielleicht Tim
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