Neuanfang
seine Gefühle für sich behalten, doch sie brodelten ganz offensichtlich unter der Oberfläche. Es war eine gute Entscheidung gewesen, mit dem Gespräch bis heute zu warten.
Am Mittwochabend kam Cody zu Jim und Jenny, bevor das Abendessen begann. „Können wir nach dem Essen reden?“
Die Mahlzeit verlief ruhig, so wie die meisten Mahlzeiten verlaufen waren, seitdem Cody wieder zu Hause wohnte. Als sie fertig waren, nahm Bailey die Jungs mit in das Fernsehzimmer. Sie warf Jenny einen Blick zu, der ihr zu verstehen gab, dass sie für sie beten würde. Jenny machte sich große Sorgen um Cody. Sie befürchtete, er würde den Kontakt zur Familie abbrechen und in ein tiefes schwarzes Loch fallen, aus dem er ohne Hilfe nie wieder herauskommen würde.
Sie gingen in das Wohnzimmer hinüber und Cody setzte sich an das äußerste Ende des Sofas. Jenny nahm den Sessel beim Kamin und Jim saß beim Klavier auf dem Stuhl, der Cody am nächsten war.
Cody fuhr mit der Zunge über seine trockenen Lippen und balancierte seine Ellenbogen auf den Knien. Er sah aus, als würde er gleich vor Angst sterben. „Zuerst …“ Er schluckte schwer, „… möchte ich sagen, dass mir das alles sehr leidtut. Was ich getan habe, war … vollkommen falsch, und ich möchte, dass Sie … dass Sie wissen, dass …“ Seine Stimme brach und er ließ seinen Kopf hängen. Nach ein paar Sekunden rieb er sich die Nase und schüttelte den Kopf. Er sah nicht auf. „Es tut … es tut mir so leid.“
Jenny fühlte, wie Tränen in ihre Augen stiegen. Sie wollte so gerne zu ihm gehen, sich neben ihn setzen, ihn in die Arme nehmen. Doch sie überließ Jim die Führung des Gesprächs. Cody war sein Spieler und die beiden hatten eine besondere Verbindung. Wenn die Zeit für eine Umarmung gekommen war, würde Jim nicht zögern.
Nach einer endlos langen Minute rieb Cody endlich mit seinem Handrücken über die Wangen und hob den Kopf. Hoffnungslosigkeit stand in seinem Gesicht geschrieben. „Trinken … ist alles, was ich jemals gekannt habe.“
Jims Blick wurde weich. „Aber das muss aufhören. Das siehst du doch ein?“
„Natürlich.“ Wut flackerte kurz in seinem Blick auf und hinterließ einen Ausdruck des Schmerzes. „Meine Mutter hat mir und meinen Freunden Drinks gemixt, als ich zwölf Jahre war. Zwölf Jahre alt!“
Ein Knoten formte sich in Jennys Magen. Wenn sie Cody nur früher dort herausgeholt hätten, wenn sie das Jugendamt informiert und Cody aus dieser Wohnung gerettet hätten! „Hat deine Mutter damals auch schon Drogen genommen?“
„Auf jeden Fall.“ Cody winkte ab. „Sie hatte eine Schublade voll mit Nadeln und Tütchen. Sie versuchte immer, das vor mir zu verstecken, doch ich wusste, wo die Sachen lagen.“ Er verschränkte seine Arme. „Ich wusste auch, dass sie gestohlen hat. Manchmal tat sie das direkt vor meinen Augen.“
„Das war nicht fair und das war auch nicht richtig.“ Jenny wünschte, seine Mutter würde hier sitzen und mit eigenen Augen sehen, was ihr Egoismus und ihre Abhängigkeit bei ihrem Sohn verursacht hatten. „Du hättest bei uns bleiben sollen, als du das erste Mal kamst.“
„Ich weiß.“ Cody starrte auf seine Knie. Er war neu auf der Highschool gewesen, als er schon einmal drei Wochen bei ihnen gelebt hatte. Seine Mutter und er lebten in einer Wohnung nur ein paar Straßen weiter und Cody war ständig vorbeigekommen. Schon damals war Jim für Cody der Vater gewesen, den er nie gehabt hatte.
„Also, lass uns jetzt über die Party sprechen … Was ist passiert?“ Jim lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Er legte ein Bein über das andere und wartete.
„Karls Eltern waren für ein paar Tage unterwegs. Er hatte Basketball-Training, deshalb blieb er allein zu Hause.“ Cody zuckte mit den Schultern, doch die Geste wirkte nicht trotzig. Er presste die Hände ineinander und versuchte, Jims Blick zu begegnen. „Karl lud das Team und ein paar Mädchen ein, und er sagte uns, dass er eine Menge zu trinken hätte.“
Jenny sah zu ihrem Mann hinüber. Das war das, was er befürchtet hatte, und was seine Mannschaftsführer im Wartezimmer des Krankenhauses zugegeben hatten. Jenny war sich nicht sicher, wie sich die Dinge während des übrigen Schuljahres noch entwickeln würden, doch Jim hatte einen Plan. Irgendetwas mit dem ehemaligen Polizisten, der ehrenamtlich für die Sicherheit bei den Spielen der Clear Creek Highschool sorgte. Entweder ließen Jims Spieler die Finger vom Trinken oder sie
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