Neubeginn in der Rothschildallee - Roman

zu können war die Waffe der Klugen. Nur die Bereitschaft zu akzeptieren, was einem zugedacht war, schützte vor der Missgunst des Schicksals.
    »Was hast du hier vor?«, fragte sie, denn noch hatte sie nicht gelernt, den großen Erkenntnissen der Menschheit zu vertrauen.
    »Heiraten«, sagte Don Juan. »So schnell wir können. Das Schicksal verzeiht jeden Fehler nur einmal. Ich bleibe hier. So Gott will, für immer.«
    »Und deine Eltern?«
    »Die wollen es so. Sie haben gesagt, wenn ihr Sohn von Montevideo nach Frankfurt fliegen kann, werden sie es auch können. Mein Vater hat sich in den Kopf gesetzt, dass ich unseren alten Betrieb wieder aufbaue.«
    »Bist du sicher, dass du nicht schwindelst?«
    »Ganz sicher. Wir haben lange darüber gesprochen. Es ist ja ganz anders als bei dir und deinem Vater. Meine Eltern sind zu zweit, meine Schwester wohnt im Nebenhaus. Dein Vater hat nur dich. Komm, gehen wir nach oben. Du hast ja noch nicht einmal eine Jacke an.«
    »Ich werde nie wieder eine Jacke brauchen. Wusstest du, dass Liebe wärmt?«
    »Ja«, sagte Don Juan. »Vom ersten Moment an habe ich das gewusst.«
    Ihr Vater stand vor der Wohnungstür. Fanny nahm sich vor, ihm erst nach dem Geburtstag zu erzählen, dass Don Juan in Frankfurt bleiben wollte, doch auf der sechzehnten Stufe von den zwanzig rief sie ihm entgegen: »Wir wollen heiraten.«
    »Don Juan ist ein feiner Mann«, sagte Fritz. »Er hat bei mir um deine Hand angehalten, und ich habe sofort Ja gesagt. Du musst dir um mich keine Sorgen machen, Tochter. Clara und ich wollen ja auch heiraten. Aber noch finden wir beide, dass wir zum Heiraten zu jung sind.«