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Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd

Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd

Titel: Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regner
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da gemacht?« fragte Frank, nur um irgend etwas zu sagen, während er neben Harry, der ihn dabei am Arm hielt wie einen Verhafteten, über den Körnerwall humpelte. Der Schmerz im Bein ließ langsam nach, aber dafür tat die Schürfwunde am Arm jetzt doppelt weh.
    »Das war ganz früher«, sagte Harry, »das weiß ich doch nicht mehr, was ich da gemacht habe. Ich glaube, ich hatte mich verlaufen.«
    Sie kamen an die Treppe, und Frank gelang es unter dem Vorwand, das Geländer ergreifen zu wollen, sich von Harry loszumachen. Harry blieb aber dicht hinter ihm, während sie zum Storyville hinabstiegen.
    »Martin Klapp, den habe ich schon lange nicht mehr gesehen«, sagte er.
    »Er dich auch nicht, Harry. Der wird sich freuen.«
    »Sieht der immer noch so aus?« »Wie?«
    »So komisch?«
    »Schwer zu sagen«, sagte Frank, der sich langsam Sorgen machte. Harry schien ihm irgendwie seltsam drauf zu sein, so anhänglich, und Frank war sich ziemlich sicher, daß es keine gute Idee war, ihn mit ins Storyville zu seinen neuen Wohngenossen zu bringen, aber es war ja auch nicht meine Idee, dachte Frank, es war Harrys Idee, er hat etwas von einer Naturgewalt, er ist wie ein Platzregen oder Windstärke zwölf, dachte er, man kann nicht wirklich etwas gegen ihn tun, nur rechtzeitig in Deckung gehen. Dann betraten sie das Storyville.
    Obwohl es draußen erst dämmerte, war es im Storyville schon dunkel, denn es lag im Souterrain, und die Fenster waren zur Sicherheit auch noch mit Holz vernagelt. Im Tresenbereich, links vom Eingang, wo es bulgarischen Rotwein in Wassergläsern und Flaschenbier gab und die Leute stehen mußten, brannten einige schwache Glühbirnen, der Rest der Kneipe, der mit Sofas, Sesseln und Couchtischen vom Sperrmüll möbliert war, wurde nur von Kerzen beleuchtet. Es roch nach Alkohol, Schimmel, Zigaretten, Hasch und Räucherstäbchen.
    »Da ist ja Martin Klapp«, rief Harry und zeigte zu den Sofas hinüber. »Der hat sich ja überhaupt nicht verändert!«
    »Oh ja, danke Harry«, sagte Frank und humpelte zu Martin Klapp und Achim, die es sich auf einem großen Sofa bequem gemacht hatten. Harry kam hinterher.
    »Hee, Martin«, rief er. »Martin Klapp!«
    Martin Klapp und Achim schauten auf. Martin Klapp sah nicht erfreut aus, Harry zu sehen.
    »Hallo Harry«, sagte er säuerlich. »Was machst du denn hier?«
    Frank ließ sich in einen Sessel fallen. Harry packte sich einen anderen, weiter weg stehenden Sessel, hob ihn über einige Leute, die im Weg saßen, mühelos hinweg und knallte ihn neben den von Frank.
    »Mußte Frankie helfen«, sagte er. »Der ist voll auf die Schnauze gefallen da oben.« Er setzte sich breitbeinig hin und schaute sich erwartungsvoll um.
    »Na sowas aber auch«, sagte Martin Klapp.
    »Ich hol mal Bier«, sagte Harry und sprang wieder auf. »Was willst du haben, Frankie?«
    »Rotwein«, sagte Frank, der eigentlich auf Alkohol überhaupt keine Lust hatte.
    »Rotwein?« sagte Harry ungläubig. »Echt?«
    »Ja. Ich geb dir mal Geld«, sagte Frank und kramte zwei Mark aus seiner Hosentasche. Zu seiner Erleichterung nahm
    Harry das Geld an.
    »Und ihr?« fragte Harry die anderen.
    »Schon gut«, sagte Martin Klapp. Achim schüttelte den Kopf.
    »He, dich kenn ich«, sagte Harry und zeigte mit dem Finger auf Achim.
    »Weiß nicht, woher«, sagte Achim.
    »Ich kenn dich!«
    »Okay, okay«, lenkte Achim ein.
    »Von der Schule. Ist lange her, aber ich kenn dich.«
    »Kann sein, weiß ich nicht mehr.«
    »Ich hol mal was«, sagte Harry und ging.
    Martin Klapp sah ihm nach und beugte sich dann zu Frank hinüber. »Bist du bescheuert, Harry hier mit reinzubringen?« sagte er.
    »Konnte nichts machen«, sagte Frank. »Bin da oben auf die Schnauze gefallen, und dann war er plötzlich da.«
    »Seit wann fällt man einfach so auf die Schnauze?« fragte Achim.
    »Naja …«, begann Frank, »das war …«
    »Der hat mir mal was auf die Schnauze gehauen«, unterbrach ihn Martin Klapp.
    »Ich weiß«, sagte Frank. Er erinnerte sich noch gut daran, obwohl es sechs oder sieben Jahre her war, sie waren damals zwölf oder dreizehn gewesen, und Martin Klapp hatte irgendwas zu Harry gesagt, was Harry nicht richtig gefunden hatte, und dann hatte Martin Klapp den Fehler gemacht, darauf zu bestehen, und Harry hatte ihm dafür die Nase zerhauen, es war eine ziemliche Schweinerei gewesen, überall Blut und so weiter, und danach hatte Harry den ersten Verweis von der Schulkonferenz bekommen.
    »Ist das Harald Klein?«

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