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Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd

Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd

Titel: Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regner
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eine kurze Frage.«
    »Was denn?«
    »Hast du das echt wegen deiner Freundin gemacht?«
    »Was geht’s dich an?« »Okay, geht mich nichts an. Aber nehmen wir mal an, du hast das wegen deiner Freundin gemacht: Warum hast du denen hier nicht einfach gesagt, daß du es wegen der Bundeswehr gemacht hast, daß du das hier nicht mehr aushältst oder so.«
    »Was soll das denn?«
    »Naja, du willst hier doch sicher nicht bleiben, oder? Wenn dich deine Freundin verlassen hat, weil du beim Bund bist, dann willst du hier doch sicher nicht bleiben, oder?«
    »Wer hat denn gesagt, daß die mich verlassen hat, weil ich beim Bund bin?«
    »Ist doch klar«, sagte Frank. »Warum denn sonst?«
    Das ließ Reinboth nachdenklich dreinschauen.
    »Ja, da ist sicher was dran«, sagte er schließlich.
    »Eben, die hat doch an dem Wochenende mit dir Schluß gemacht, als du nicht mehr in die Kaserne gekommen bist, oder?«
    »Ja.«
    »Das war das erste Wochenende nachdem wir eingezogen wurden, oder?«
    »Ja.«
    »Na also!« sagte Frank. »Alles klar.«
    »Quatsch, ich habe die auch vorher immer nur am Wochenende gesehen.«
    »Ach so«, sagte Frank. »Ja dann …!«
    »Was soll das denn jetzt überhaupt?«
    »Ich dachte nur: Wenn du hier so einen Selbstmordversuch gemacht hast, warum hast du denen dann nicht gesagt, daß du es wegen dem Bund gemacht hast? Dann hätten die dich vielleicht entlassen.«
    »Wieso sollten die mich deswegen entlassen.«
    »Mann, die haben heute einen entlassen, weil er zu schlechte Zähne hat. Meinst du, dann behalten die einen, der sich dauernd umbringen will?«
    »Man will sich nicht dauernd umbringen«, sagte Reinboth.
    »Das will man nur einmal.«
    »Ja klar, aber wenn’s doch nun schon mal nicht geklappt hat«, sagte Frank, »dann kann man doch wenigstens noch ein bißchen was daraus machen.«
    »Du verstehst überhaupt nichts«, sagte Reinboth. »Ich meinte das ernst.«
    »Ja sicher«, sagte Frank, »dann ist das natürlich was anderes.«
    »Ja.«
    »Okay, ich geh dann mal«, sagte Frank. »Mach’s gut. Ich hab gehört, du wirst versetzt?«
    »Ja«, sagte Reinboth, und er sagte es in einem Ton, als wollte er eigentlich sagen: Hau ab!
    »Viel Glück«, sagte Frank und ging.
    Draußen ging er schnellen Schritts zum Outpost. Der kleine Abendspaziergang tat ihm gut, er mußte nachdenken. Es wird Zeit, daß etwas passiert, dachte er, als er das Kasernentor passierte und auf die Straße nach Dörverden kam, das muß jetzt mal alles aufhören, dachte er, das ist alles ein Irrtum, Happy Hour ist jedenfalls keine Lösung, dachte er, es ist Quatsch, Whisky-Cola zu trinken, nur weil Happy Hour ist und das Zeug nur eine Mark kostet, dachte er, und genauso ist es Quatsch, weiter bei der Bundeswehr zu bleiben, bloß weil man keine schlechten Zähne hat, dachte er, das muß alles aufhören, das ist alles ein Irrtum, dachte er, und bloß weil man nicht rechtzeitig verweigert hat, heißt das noch lange nicht, daß man es gleich ganz lassen sollte, dachte er, Hoppe hatte recht, man kann es jederzeit machen, und solange man es nicht versucht hat, ist man ein Idiot. Die Bundeswehrzeit ist jedenfalls keine Happy Hour, dachte er, als er nach Dörverden hineinkam und in der Ferne schon das Outpost erkennen konnte, und Reinboth ist auch ein Idiot, Reinboth hatte es in der Hand, dachte er, und dann hat er’s versaut, aber das kann sowieso nur der letzte Ausweg sein, wenn alles andere versagt hat, dachte er, und als er durch die western-saloonmäßige Schwingtür am Eingang des Outpost trat, war er zum ersten Mal seit langem sehr zufrieden mit sich, denn er hatte einen Entschluß gefaßt: Es ist höchste Zeit, dachte er, sich mit Kriegsdienstverweigerung zu beschäftigen.
19. DAS AQUARIUM
    Als Frank tags darauf in Bremen die Wohnung am Oster-torsteinweg öffnen wollte, paßte der Schlüssel nicht. Zunächst glaubte er, er habe sich in der Tür geirrt, aber so war es nicht, deshalb probierte er es noch einmal, aber der Schlüssel paßte noch immer nicht. Schließlich klopfte er. Wolli öffnete ihm.
    »Frankie«, sagte Wolli überrascht.
    »Wolli«, sagte Frank. »Was machst du denn hier?«
    »Wieso?« sagte Wolli.
    »Nur so«, sagte Frank. »Schön, daß du da bist, Wolli. Wie geht’s denn immer so?«
    »Gut«, sagte Wolli.
    »Das ist schön«, sagte Frank. »Läßt du mich dann mal rein?«
    »Ach so, klar«, sagte Wolli und trat einen Schritt beiseite, »stimmt ja!«
    »Was stimmt?« fragte Frank und ging in die Wohnung

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