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Neue Zeit und Welt

Neue Zeit und Welt

Titel: Neue Zeit und Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Kahn
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es nicht nachvollziehen. Und die Tatsache, dass sich praktisch jeder daran beteiligte, erweckte oft das Gefühl in ihr, ganz allein zu sein. Es sind die Höhlen, dachte sie – die Höhlen, die dieses Gefühl der Einsamkeit hervorrufen, diesen Verlust des Richtungssinns bei meinen Freunden.
    David und Michael standen im Begriff, wieder übereinander herzufallen, aber bevor sie anfangen konnten, schloss Paula die Augen, wollte nichts damit zu tun haben.
    Michael schnitt eine Grimasse, setzte sich in eine Ecke, schlug ein Buch auf und begann zu lesen.
    David zupfte an seiner Schwiele.
    »Versuch dir ins Gedächtnis zu rufen, woher du ihn kennst, Paula«, sagte er. »Das könnte wichtig sein.«
     
    Josh saß unruhig in dem großen, einschüchternden Raum – einschüchternd der unbegreiflichen Maschinen entlang der Wände wegen, und angesichts der fünf leeren Stühle, denen er gegenübersaß. Er war seit zwei Tagen wieder normal. Er wusste, wer und wo er war und dass er auf irgendeine Weise von hier fort musste. Das war die Stadt, in die er vor Jahren eingedrungen war, um seine Familie zu retten; hier konnte niemand etwas Gutes im Schilde führen, obschon er nicht glaubte, dass irgend jemand wusste, welche Rolle er gespielt hatte.
    Er war am Tag zuvor in eine größere, reinlichere Zelle verlegt worden, hatte baden können, frische Kleidung und zu essen bekommen. Und nun dieser Saal mit seinen Maschinen. Die Tür ging auf.
    Fünf Wesen kamen herein – drei Neuromenschen, zwei Vampire – und ließen sich auf den Stühlen vor Josh nieder. Die Vampire waren groß, dunkel und machtvoll. Die Neuromenschen sahen ganz verschieden aus: Einer war mager, rosig, mit fast durchsichtigen Körper; der zweite auf grauenhafte Art missgestaltet in der Art eines Unglücksfalls; der dritte klein, verkniffen, am ganzen Körper mit Reptilienschuppen bedeckt. Dass es sich um Neuromenschen handelte, erkannte Josh daran, dass an ihren Hinterköpfen kleine Hahnventile herausragten, durch die alle Neuromenschen ihre Körper mit Hämo-Öl auffüllten.
    Sie blieben fünf Minuten lang regungslos sitzen, bevor der Reptil-Neuromensch mit rauer Stimme sagte: »Willkommen, Mensch. Ich bin Bischof Ninjus. Ich bin der Chef-ENGEL für Sicherheitsfragen. Das hier ist der Sicherheitsrat, und wir sind hier, um dich zu beurteilen – denn aus unbekannten Gründen hat unsere Königin verlangt, mit dir unter vier Augen zu sprechen. »Wir wollen in Erfahrung bringen, warum, und das werden wir auch herausfinden, so wahr wir hier sitzen.«
    Die anderen blieben stumm und warteten auf Joshs Antwort.
    Josh stand vor einem Rätsel.
    »Was soll ich sagen?« gab er zurück, während er in den unergründlichen Gesichtern nach einem Sinn forschte.
    »Wir wollen, dass du sagst, warum du hier bist«, erklärte der durchsichtig rosige Neuromensch. »Ich bin Fleur, Leitender Genetikingenieur. Du musst uns mitteilen, warum unsere Herrin, die Königin, dich zu sprechen wünscht.«
    »Ich bin Joshua, Mensch und Schreiber«, erwiderte Josh, Vertrauen mit Vertrauen erwidernd. »Und ich möchte ebenfalls wissen, weshalb ich hier bin.«
    Die Neurofrau, die einem Unglücksfall ähnlich sah, sagte leise zu dem fast durchsichtigen Kollegen, der sich als Fleur vorgestellt hatte: »Uman danang Gönihng zologlu.«
    Fleur nickte und wandte sich wieder an Josh.
    »Meine Kollegin Elspeth empfiehlt, offen mit dir zu reden. Nun gut. Seit fünf Jahren sucht die Königin nach einem Menschen, der an der sinnlosen Verwüstung dieser Räumlichkeiten hier beteiligt war. Willkürliche Zerstörung von Privatbesitz, der Tod des ENGEL Gabriel und anderer …«
    Sie wussten es! Woher konnten sie es wissen? War es möglich, zu leugnen? Konnte er fliehen? Während Fleur weitersprach, zuckte ein Dutzend Überlegungen blitzartig durch Joshuas Kopf.
    »… bleibt also die Frage: Bist du dieser Mensch? Und wenn das so ist, warum bist du jetzt zurückgekommen?«
    Josh fühlte sich auf so schwankendem Boden, dass er zu dem Schluss kam, eingeschränkte Wahrheit sei noch das Beste.
    »Es war keineswegs sinnlose Verwüstung – wir haben unsere Leute befreit, die nicht hier sein wollten.«
    Unter den Inquisitoren entstand Gemurmel. Bischof Ninjus, der Neuromann mit der Reptilienpanzerung, stieß hervor: »Bei Qualk, soll das heißen, du bist das gewesen?«
    »Außerdem«, fuhr Josh fort, durch die Bestürzung, die er hervorgerufen hatte, etwas mutiger geworden, »was soll das Gerede von einer Königin? Es hat

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