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Neues Vom Watership Down

Titel: Neues Vom Watership Down Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Adams
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konnte, wer er einmal gewesen war – die Legende verrät es uns nicht. Die Dritte Kuh ist jenseits von allem, was wir kennen, und jenseits des Fassungsvermögens eines jeglichen Kaninchens.
    Als er am Ende lange durch die Eingeweide der Kuh gewankt und gestolpert war, erschöpft, zermürbt und ausgelaugt, kam er zu einem Steilhang, an dessen Fuß er ein schwaches Licht gewahrte. Und da lag ein See, ein leuchtender See mit goldener Milch. Das war nichts anderes als der Euter der Dritten Kuh, deren Milch die Segnungen aller Jahre enthält und die Wärme aller Sonnen, die je geschienen haben: Es ist der See der Jugend.
    El-ahrairah stand staunend an diesem herrlichen See, und während er hinabblickte, überwältigte der wunderbare Anblick seine Sinne. Seine Pfoten glitten aus, und plötzlich fiel er kopfüber in die goldene Milch.
    Er mühte sich paddelnd und strampelnd ab, denn er fand keinen Ausstieg. Er merkte, wie seine Kräfte ihn allmählich verließen. Er sank hinab, er ertrank, und er gab sich selbst auf.
    Doch ganz zum Schluß fühlte er sich in eine glatte Röhre hineingezogen und von dort in einen warmen, nassen Mund. Im nächsten Augenblick lag er spuckend und würgend im Freien, auf warmem Gras. Neben ihm hing der runde Kuheuter. Weißhorn hatte ihn aus einer Zitze der Kuh herausgesuckelt.
    Jugendglut und Jugendkraft befeuerten El-ahrairah. Er tanzte auf dem Gras. Er machte Freudensprünge auf den Steinen. Er sang Weißhorn etwas vor, ohne zu wissen, was er sang. Weißhorn sang mit, und singend wanderten sie zusammen nach Hause.
    Der Heimweg war kurz, denn nun war es Sommer geworden, und sie kamen dreimal so schnell voran, weil sie wußten, daß ihre Abenteuer glücklicherweise vorüber waren. Von El-ahrairahs Heimkehr weiß ich nur noch ein wunderliches Ding. Als er zu dem Ort kam, wo der verzauberte Wald der Ersten Kuh gestanden hatte, war nichts mehr davon zu sehen. Der Wald unter dem Down war genauso geheimnisvoll verschwunden, wie er aufgetaucht war, und niemand hat ihn je wieder gesehen. Nur eines war noch zu sehen: die Goldammer auf dem Weißdorn, die sang:
    El-ahrairah hat's Altem überwunden und das Geheimnis ewiger Jugend gefunden.
    »Na ja«, sagte Bigwig, »das waren sicher keine gewöhnlichen Kühe. Ziemlich dämlich von mir, daß ich das zuerst gedacht habe, obwohl ich ja wissen mußte, daß es sich um ein Abenteuer El-ahrairahs handelte. Und was ist mit Weißhorn? Ist er auch alterslos geworden?«
    »Die Legende sagt darüber nichts aus«, erwiderte Dandelion. »Aber ich bin sicher, El-ahrairah würde nie einen Freund vergessen, der ihm soviel bedeutet hat.«
3. Die Sache mit König Berser-Kerl
Bedenke, wo eines Mannes Ruhm beginnt und endet, und sag: Mein Ruhm war,
daß ich solche Freunde hatte.
W. B. Yeats The Municipal Gallery Revisited
    Der Regen fiel auf Watership Down aus langen, hochaufgetürmten Wolken, durchnäßte den Rasenboden und die Birken am Waldhang. Hazel und mehrere andere Kaninchen saßen gemütlich unter der Erde in ihrem Wabenbau; einige waren mit ihrer Körperpflege beschäftigt, andere unterhielten sich plaudernd über kommende Sonnentage. Kehaar, die Möwe, war vor ein paar Tagen aus dem Süden gekommen und rastete stillzufrieden auf halbem Wege in Hazels Gang.
    »Wer erzählt uns was?« fragte Bigwig und kugelte sich über den Boden. »Dandelion?«
    »Jetzt mal ein anderer zur Abwechslung«, sagte Dandelion. »Bluebell, erzähl uns die Geschichte, die du mir im vergangenen Jahr erzählt hast, die über El-ahrairah und den Krieg mit Berser-Kerl. Die haben sie alle noch nicht gehört.«
    »Das war das einzige Mal, daß El-ahrairah Krieg führte«, sagte Bluebell. »Das erste und letzte Mal.«
    »Hat er gewonnen?« fragte Silver.
    »Natürlich hat er gewonnen. Aber wie er das gemacht hat, war wirklich raffiniert. Hätte er nicht gewonnen, wären wir nicht hier.«
    Wir wissen alle – erzählte Bluebell –, daß Kaninchen niemals ernsthaft Krieg führen, und ganz bestimmt nicht El-ahrairah, der gar keinen Grund hatte und auf den Downs ein glückliches Leben führte. Doch eines Tages, als er sich draußen sonnte, schreckte er plötzlich zusammen. Rabscuttle wetzte über das Gras, und es war klar, daß er wichtige Neuigkeiten brachte.
    »Meister!« keuchte Rabscuttle. »Da sind Tausende von Kaninchen, fremde Kaninchen, im Anmarsch. Genug, um den ganzen Down kahlzufressen und uns alle aus Bau und Heim zu werfen. Da gibt's nur eines – wir müssen wegrennen, solange noch

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