Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Neugier ist ein schneller Tod - Neugier ist ein schneller Tod - A Mortal Curiosity

Titel: Neugier ist ein schneller Tod - Neugier ist ein schneller Tod - A Mortal Curiosity Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Granger
Vom Netzwerk:
heiß ist wie in diesem Jahr. Es hat herzlich wenig Regen gegeben, und alles ist furchtbar trocken. Der Ginster und dieErika brennen wie Zunder! Es ist eine ziemlich gefährliche Arbeit, sie auszuschlagen. Übrigens, wenn Sie hier draußen unterwegs sind, passen Sie auf Giftschlangen auf. Sehen Sie den Weg dort?«
    Er deutete mit der Peitsche auf einen der schmalen Wege, die mir bereits zuvor aufgefallen waren. »Die Ponys machen diese Pfade. Sie gehen immer auf dem gleichen Weg zu den Stellen, wo sie Wasser finden. Das machen sie Jahr für Jahr, ohne Zweifel schon seit Hunderten von Jahren, trotten immer wieder den gleichen Weg, den andere vor ihnen getrampelt haben. Heutzutage sind diese Pfade gefährlich geworden. An einem hübschen, warmen Tag wie diesem liegen die Schlangen mitten auf diesen Wegen und sonnen sich, und man kann leicht auf eine treten. Wenn Sie eine sehen und nicht mehr ausweichen können, versuchen Sie, ihr auf den Kopf zu treten. Der Schwanz kann Ihnen nichts anhaben, aber die Biester können ziemlich schmerzhaft beißen.«
    Nach seinem einschüchternden Ratschlag fuhren wir schweigend und halbwegs komfortabel weiter. Es gab nichts mehr zu sehen außer gelegentlich einem weidenden Pony. Wir begegneten keinem anderen Fuhrwerk mehr, mit Ausnahme eines bunt bemalten Zigeunerwagens, gezogen von einem gescheckten Pferd, hinter dem barfüßige Kinder umhertollten. Der Anblick ihrer fröhlichen, unschuldigen Gesichter brachte mich zum Lachen, und selbst Lefebres Miene verzog sich zu einem Lächeln. Wir wechselten Blicke und grinsten uns an wie zwei Leute, die einen Witz teilten, auch wenn ich keine Ahnung hatte, was für ein Witz das gewesen sein sollte.
    Unerwartet rief Lefebre über das Rattern der Räder hinweg: »Freiheit! Erlangen wir sie jemals wieder, nachdem wir die Kindheit hinter uns gelassen haben? Was meinen Sie, Miss Martin?«
    »Nicht alle Kinder genießen die Freiheit, die sie haben sollten«, erwiderte ich. »Die glücklicheren schon, nehme ich an.«
    Er hob die buschigen Augenbrauen. »Zählen Sie sich selbst zu den Glücklicheren oder den Unglücklichen?«, erkundigte er sich.
    »Ich habe großartige Freiheit genossen! Doch das lag daran, dass ich ohne Mutter aufgewachsen bin, mein Vater ein viel beschäftigterMann war und es niemanden gab, der sich sorgte, was ich wohl gerade anstellte.«
    »Dann waren Sie unglücklich«, meinte er.
    Ich widersprach ihm heftig. »Absolut nicht! Die Kinder, die ich als unglücklich betrachten würde, sind die, die schon in den frühesten Jahren anfangen müssen, für ihren Lebensunterhalt zu arbeiten, wie beispielsweise in den Kohlenminen in der Umgebung meiner Heimatstadt.«
    »Die Armen haben ein schweres Leben, so viel steht fest«, räumte Lefebre ein. »Aber Geld zu besitzen bringt seine eigenen Fesseln mit sich.«
    »Man kann nicht erwarten, alles zu bekommen und keine Gegenleistung dafür zu erbringen.« Ich wusste nicht recht, wovon er überhaupt redete, und es erschien mir als völlig unpassend, sich in diesem schaukelnden, ruckelnden Einspänner über ein Thema wie dieses zu unterhalten.
    Mein Tonfall schien ihm mein Missfallen zu zeigen, also schwieg er fortan zu diesem Thema, wenngleich er mich nachdenklich musterte.
    Vielleicht findet er mich merkwürdig? , überlegte ich. Na und? Wenn schon – ich kann es nicht ändern. Ich rede, wie mir der Schnabel gewachsen ist, pflegten die Menschen in meiner Heimatstadt über mich zu sagen. Im Allgemeinen die Menschen, die wussten, dass sie soeben eine Grenze überschritten hatten, um ein weiteres Sprichwort zu benutzen. Doch der nagende Gedanke blieb, dass er möglicherweise versucht hatte, mir etwas zu sagen.
    Hernach fuhren wir eine Weile schweigend weiter. Schließlich erblickten wir vor uns zwei Personen, die hintereinander am Straßenrand entlangtrotteten. Eine Frau folgte einem Mann, der mit den Händen in den Hosentaschen und einem keck sitzenden Hut unbeschwert vor sich hin marschierte. Es war wohl früher einmal ein Zylinderhut gewesen, doch eine Seite war absichtlich eingedrückt worden, so dass der Deckel nun schief war. Ich hatte diese Mode in den Londoner Straßen bei Halsabschneidern und Halunken beobachtet.
    »Ah!«, rief Greenaway, indem er den Einspänner verlangsamte undanhielt, als wir die beiden eingeholt hatten. Jetzt bemerkte ich auch, dass sie von zwei kleinen Terriern begleitet wurden, die aus der Heide herbeigesprungen kamen, wo sie zwischen den Erikasträuchern

Weitere Kostenlose Bücher