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Neugier ist ein schneller Tod - Neugier ist ein schneller Tod - A Mortal Curiosity

Titel: Neugier ist ein schneller Tod - Neugier ist ein schneller Tod - A Mortal Curiosity Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Granger
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fetten Druckbuchstaben … und er war Irrenarzt! Er hatte in Wien und Paris studiert und seinen Beruf in den Armenhäusern beider Städte ausgeübt, bevor er sich in London als Autorität für Wahnsinn in sämtlichen Spielarten niedergelassen hatte. Er führte sogar ein privates Hospital, in welchem die Aristokratie und andere einflussreiche Persönlichkeiten ihre peinlichere Verwandtschaft wegsperren lassen konnte – zweifellos gegen erkleckliche Gebühren.
    Dieser Eintrag, so spärlich er sein mochte, lieferte mir eine Menge zum Nachdenken.
    »Da liegt also der Hase im Pfeffer!«, sagte ich grimmig zu mir selbst. »Die kleine Mrs. Craven ist von Sinnen, und der Doktor wurde nach Hampshire geschickt, um dies zu bestätigen. In diesem Fall ist Lizzie die Gesellschafterin einer gefährlichen Irren und auf Gedeih und Verderb deren möglicherweise gewalttätigen Anfällen ausgeliefert. Weder Mrs. Parry noch Mr. Roche hielten es für angebracht, diese Tatsache zu erwähnen, als sie Lizzie ihre Pflichten beschrieben.«
    Das war für sich genommen schlimm genug. Doch ich wusste auch, dass Ärzte ihre ganz eigene Weise hatten, Eindruck auf Frauen zu machen. Nicht, dass ich Lizzie zutraute, sich so leicht beeinflussen zu lassen. Doch ihr eigener Vater war Arzt gewesen, und die medizinische Profession mochte ihr aus diesem Grund in einem sehr vorteilhaften Licht erscheinen. Ich wusste nicht, ob dieser Dr. Lefebre verheiratet war. Ich vermutete, eher nicht. Nicht viele Frauen würden danach trachten, mit einem Irrenaufseher verheiratet zu sein, ganz gleich, wie bedeutend seine Reputation sein mochte. (Gut möglich, dass eine ganze Reihe von Frauen in diesem Land zu der Erkenntnis gelangt ist, unbeabsichtigt einen Irrenhauswärter geheiratet zu haben, doch das ist eine andere Geschichte.)
    Lizzie jedoch, mit ihrem ärztlichen Hintergrund, sah das vielleicht anders. Sicherlich erschien die Aussicht, mit einem erfolgreichen und ohne Zweifel wohlhabenden Arzt gleich welcher Fachrichtung verheiratet zu sein, sehr vorteilhaft im Vergleich zu der Ehe mit einem mittellosen Inspector der Metropolitan Police, der niemals freie Zeit für seine Frau hatte.
    An diesem Punkt meiner düsteren Überlegungen – und ein wenig nach Mittag – erreichte mich die Nachricht, dass Superintendent Dunn mich augenblicklich zu sprechen wünschte.
    Ich eilte also zu seinem Büro, trat ein und – sah mich meinem Rivalen gegenüber, Dr. Lefebre! Es konnte niemand anders sein. Lizzie hatte ihn so detailliert beschrieben, dass ein Irrtum so gut wie ausgeschlossen war. Und was für ein öliger, lässig-eleganter Bursche er war! Seine Garderobe hatte sicherlich so viel gekostet, wie ich in einem ganzen Jahr verdiente. Sein Backenbart war makellos getrimmt, und sein Zylinderhut, den er auf den Knien hatte, war von erlesenster Qualität. Der Anblick dieses Mannes bestätigte all meine schlimmsten Befürchtungen. Doch was führte ihn hierher zum Scotland Yard?
    Ich gestehe, dass ich in Panik geriet, und bevor irgendjemand irgendetwas sagen konnte, platzte ich hervor: »Was ist passiert?«
    Es musste etwas geschehen sein, das ernst genug war, um den Doktor hierher zu führen, und meine große Sorge war, dass es Lizzie zugestoßen sein könnte. Dann bemerkte ich den Blick von Superintendent Dunn, und das brachte mich wieder zur Besinnung. Es gelang mir, in halbwegs normalem Tonfall (wie ich hoffte) »Sie wollten mich sehen, Sir?« hinzuzufügen.
    »Ja, ja«, erwiderte Dunn ein wenig gereizt. Er war ein kräftig gebauter Mann mit einem Schopf unbändiger Haare. Im Allgemeinen begann er seinen Tag mit sorgfältig geglätteter Frisur, doch je länger sich der Tag hinzog, desto mehr erhoben sich die Haare revoltierend gegen ihren Besitzer, bis sie am Ende wirr in alle Richtungen abstanden wie ein Hofbesen. Gegenwärtig hatten sie gerade erst angefangen, sich aus ihrem geordneten Verbund zu lösen. Vielleicht sollte er Lefebres Barbier einen Besuch abstatten.
    Dunn deutete auf die beiden Besucher in seinem Büro. »Mr. Charles Roche und Dr. Marius Lefebre. Ich nehme an, die Namen der beiden Gentlemen sind Ihnen bereits vertraut, oder?« Dunns Augenbrauen trafen sich in der Mitte über der Nasenwurzel, als er mich verdrießlich ansah. »Oder hat Miss Martin Ihnen noch nicht geschrieben?«
    Ich hatte den anderen Gentleman in Dunns Büro bis jetzt kaum beachtet und wandte mich nun zu ihm um. Ich sah einen großen älteren Mann mit silbernem Backenbart und

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