NeuGier
das denn nun wieder? Kleines … irgendwas? Google musste erneut befragt werden und spuckte die Übersetzung prompt aus.
Eigentlich hätte Kate es abgelehnt, als Häschen bezeichnet zu werden, doch auf Französisch und da es von Jacksons kam, klang es seltsam gut. Nicht schrullig oder allzu niedlich und schon gar nicht abwertend, sondern zusammen mit seiner speziellen Angewohnheit, sie ins Traumland zu verabschieden, irgendwie … liebevoll.
***
An sein Dienstags-»Bonjour« hängte Jackson eine Frage an:
Wie würdest du gern einmal Sex haben wollen?
Ihm zu antworten, kostete Kate einige Überwindung, denn prinzipiell erkundigte er sich hier nach einer ihrer erotischen Fantasien, und mit denen war es so eine Sache. Man träumte sie gern, fand sie erregend, doch hatte nicht ernsthaft vor, sie real werden zu lassen. Weil sie einfach zu abgefahren waren oder gar als extrem galten.
Ich werde überrumpelt … entführt sozusagen, aber im verführerischen Sinne
, antwortete sie vorsichtig.
Da ist ein Ort, der etwas Zwielichtiges hat, ein Gewölbe zum Beispiel, und ich sehe, was dieser Ort für Möglichkeiten birgt, bevor mir die Augen verbunden werden. Als nächstes werde ich ausgezogen und gefesselt, geteased, verwöhnt, auf süße Weise gequält und schließlich eher hart als zart gevögelt.
Jackson schien gewartet zu haben, denn er reagierte sofort:
Wenn du das je umsetzen willst, solltest du dir bewusst sein, dass ein solcher Sex an die Kombination aus Lust und Schmerz gekoppelt ist und dass er deshalb eine ganze Menge Vertrauen bedingt und nicht weniger Respekt voreinander.
Kate behielt das Croissant, von dem sie gerade abbeißen wollte, zwischen den Lippen und strich sie die Krümel von den Fingern, um weitertippen zu können. Sie schrieb:
Dessen bin ich mir bewusst. Ich sage ja auch nicht, dass ich es hier und sofort so tun möchte. Findest du es seltsam, dass ich dir keine Bett-voller-Rosenblüten-Fantasie präsentiere?
Jacksons Antwort war beruhigend:
Absolut nicht. Du scheinst, wie ich, den Nervenkitzel zu mögen und herausfinden zu wollen, wo deine Grenzen liegen. Vielleicht sogar, um einen Schritt darüber hinweg zu machen.
Kate dachte darüber nach, dass eine Grenze doch eigentlich das absolute Limit war und der Gedanke daran, sie zu überschreiten eine Furcht auslösen sollte. Aber das tat er nicht, sondern reizte sie vielmehr.
Jacksons eigene Fantasie trudelte am Mittag ein.
Ich würde gern mit dir in einen Pornoshop gehen. Ich würde es genießen zu beobachten, wie deine Erregung zunimmt … beim Anblick all der Toys und der Vorstellung, wie sie einzusetzen sind. Wenn wir dann so aufgeheizt und gierig aufeinander sind, dass wir kaum noch die Finger voneinander lassen können, würde ich mit dir in eine der anliegenden Filmkabinen gehen, dich und mich mit einem Porno an den Rand des Erträglichen bringen und dich nehmen, wie du bist: Hose runter oder Rock hoch, Slip beiseite. Gegen eine Wand, in einem Sessel, von vorn oder hinten. Tief und hart.
Mit angehaltenem Atem las Kate den Text ein zweites Mal. Jacksons Worte trieben eine zehrende, unnachgiebige Lust in ihren Bauch. Es kribbelte zwischen ihren Schenkeln, in ihren Knien und Waden, kitzelte in ihrer Brust. Sie legte das Telefon beiseite, überschlug die Beine und bemühte sich, das Verlangen nach ihm wegzuatmen, um weiterarbeiten zu können. Als sich ihr Blick klärte, wurde sie sich Jessies und Lindsays Anwesenheit bewusst.
»Alles in Ordnung«, erkundigte sich Jessie. »Du siehst aus, als hättest du eine schlechte Nachricht gelesen.«
Kate zog eine Schnute, verneinte und stand auf, um sich ans Löten zu machen – was gerade in diesem Moment eine ziemliche Herausforderung war, denn sie brauchte höchste Konzentration.
***
Dass sie Gold zum Leben erweckte, hatte Kate schon oft als Urteil zu ihren Arbeiten gehört. Nie zuvor hatte sie es selbst so intensiv empfunden. Früher, da hatte sie Schmetterlinge die Flügel ausbreiten und Flammen lodern lassen, doch was sich jetzt in ihren Händen abspielte, das ließ sie in mancher Sekunde innehalten und aufschauen und feststellen, dass sie in ihrer Werkstatt war – und nicht in der Welt der beiden Liebenden.
Gold war es nicht in diesem Fall, sondern Silber. Einst ein Batzen Metall war den zwei Figuren nun Form gegeben. Mit jedem Schliff mehr Gestalt annehmend, bewegten sie sich im Liebesspiel. Obwohl sie ohne Mienen und Details blieben, sondern nur Silhouetten sein würden, spiegelten sie
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