Neulandexpedition (German Edition)
stand und sich an mich lehnte. Körperwärme war was Herrliches, vor allem, wenn man sich gerade den Hintern abfror. Zwischendurch spürte ich auch, dass er die Hände in der Kapuze meines Pullis vergrub.
Denn das Wetter war zwar schön, aber Mitte März zugegebenermaßen ziemlich kühl. Aber Tradition war Tradition, da mussten wir eben durch. Frostbeule oder nicht.
„Er müsste bald hier sein“, lächelte sie, und wie immer, wenn die Rede von Alwin war, schien ihr Gesicht regelrecht zu strahlen. „Ach so, er bringt noch einen neuen Kommilitonen mit.“
„Was? Er wagt es, ohne vorher Kriegsrat zu halten, einen Fremden mit zu unserem heiligen Grillfest zu bringen?!“, tat ich entsetzt und Meike neben mir lachte auf. Ich grinste zurück.
„Pfui, er sollte sich schämen. Das gibt aber Minuspunkte“, stimmte sie zu und nickte so heftig, dass ihr Pferdeschwanz wippte.
„Johan ist erst vor Kurzem hergezogen und kennt hier niemanden“, meinte Sandra schmunzelnd. „Er tat Alwin leid, ihr kennt ihn doch.“ Ja, ja, Alwin und sein großes Herz für Streuner. Es sollte uns daher eigentlich nicht weiter überraschen, dass er wieder einmal einen anschleppte.
„Johan? Was ist das denn für n' Name?“, schaltete sich nun auch Rony ein und häufte sich einen großen Löffel voll Salat auf einen Pappteller. „Kann eben nicht jeder mit einem so klangvollen Namen gesegnet sein“, gab ich zurück.
„Wo gibt man armen Kindern heutzutage denn noch solche Namen? Wo kommt der her? Von 'nem Bauernhof am Arsch der Welt?“, meinte Elias, wobei er sich näher an mich lehnte.
Vorwurfsvoll schüttelte Sandra den Kopf.
„Leute, bitte seid nett!“, bat sie. „Oder tut wenigstens so.“
„Wir sind doch immer nett“, klimperte Elias mit den Wimpern, setzte sich dicht zu mir und legte mir dabei einen Arm um die Schultern.
„Oh ja, klar, ihr seid Engel“, erklang da Alwins amüsierte Stimme hinter uns, gleichzeitig wandten wir uns um.
Vor uns stand unser schmunzelnder Kumpel mit einem Typen im Schlepptau, der uns skeptisch betrachtete. Sah man mal von dem Stirnrunzeln ab, wirkte er recht nett. Auf den ersten Blick zumindest. Na ja, und verdenken konnte ich ihm das nicht.
Wahrscheinlich gaben Elias und ich ein recht kurioses Bild ab. Rechnete man dann noch unser Gequatsche dazu, war sein Blick mehr als verständlich.
„Keine Angst, sie wirken nur auf den ersten Blick so verrückt. Wenn man sie näher kennt, sind sie recht liebenswert“, meinte Alwin an seinen neuen Freund gewandt. Der schien allerdings nicht ganz überzeugt und so schaltete sich Sandra resolut ein, um die Ehre der Clique zu retten.
„Hi, ich bin Sandra. Schön, dass du kommen konntest“, damit reichte sie Johan lächelnd die Hand.
„Danke für die Einladung“, sagte dieser hastig und erwiderte die Geste.
„Und die beiden Spinner sind Elias und Bjorn. Unser dynamisches Duo“, stellte Alwin uns beide vor. Synchron streckten wir Johan eine Hand entgegen. Einen Moment zögerte er, ergriff dann aber jeweils eine Hand und schüttelte sie gleichzeitig.
Erster Test bestanden. Humor schien er zu haben und auch keine Angst. Sein Händedruck war dazu angenehm, warm, aber weder verschwitzt noch zu lasch.
Alwin hatte nämlich schon einmal einen Freund mitgebracht. An dessen Namen konnte ich mich allerdings nicht mehr erinnern, denn der war bereits bei Punkt zwei – dem Händeschütteln – durchgefallen. Viel zu zögerlich, verschwitzte Patschepfoten und so weichlich, dass es mich an einen Griff in Pudding erinnert hatte. Brrr.
Es war bei dem einen Treffen geblieben. Gut, wir konnten richtig ekelig sein und an dem Tag hatten Elias und ich uns wohl von unserer strahlensten Seite gezeigt. Mein schlechtes Gewissen hielt sich in Grenzen.
„Hey, freut mich“, meinte nun auch Elias. „Und keine Bange, heute ist Fütterung, da sind wir sehr zahm.“ Sein Lächeln war dennoch leicht provozierend, sein Blick abschätzend. Leicht war mein bester Freund nicht zu überzeugen.
„Na ein Glück. Solange ich nicht als Mahlzeit eingeplant bin, ist alles geritzt. Ich lieg nämlich schwer im Magen“, erwiderte Johan ernst und konterte damit souverän.
Ich konnte nicht anders und lachte laut los. Sagte ja schon, Humor. Großer Pluspunkt, gerade wenn er bei uns überleben wollte.
„Ey, du sollst mir Rückendeckung geben und nicht zum Feind überlaufen!“, beschwerte sich Elias bei mir, während Johan mir ein verschmitztes Lächeln schenkte. „Ts,
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