Neulandexpedition (German Edition)
steiften sich unter Blicke im Spiegel, doch sofort wich er mir wieder aus. Klar, was sonst? Verletzt drehte ich den Kopf und lehnte ihn zurück an die Scheibe. Wahrscheinlich wollte er Sandra wirklich nur einen Gefallen tun und verzichtete deswegen auf seine kostbare Meike. Gott, war mir schlecht.
„Okay, kann's dann losgehen?“, fragte Elias in die Runde und fuhr, als kein Einspruch kam, los.
„Hat jemand vielleicht 'ne Cola für mich?“, erkundigte sich Jo nach einer knappen halben Stunde. Alle im Wagen wussten im Grunde, an wen die Frage eigentlich gerichtet war; an mich.
Normalerweise dachte ich an so etwas, weil es vorhersehbar war, dass er es vergaß. Heute nicht.
„Sorry, nur noch Wasser“, meinte Larissa, als ich nicht reagierte.
„Apfelschorle“, erwiderte Elias und ich spürte förmlich Johans erwartungsvollen Blick auf mir, genau, wie die Überraschung der anderen beiden als ich meinte:
„Nee, nur Fanta.“ Wohl wissend, dass er die Orangenlimo angewidert ablehnen würde. Wenn ich schmollte, war ich wirklich ein Ekel. Ich sollte mich schämen, dass ich ihn hier verdursten ließ. Sollte, tat es aber nicht. Selbst Schuld.
„Oh, okay“, nuschelte er und in seiner Stimme schwang eindeutig Enttäuschung mit. Was erwartete der? Sah mich erst nicht mehr mit dem Arsch an, aber seine Verpflegung sollte ich weiterhin übernehmen? Pah! Dass konnte der vergessen.
Elias forschenden Blick entging ich, indem ich meinen Kopf an das kühle Glas der Scheibe zurücklehnte und abwechselnd die Augen schloss oder aus dem Fenster starrte.
Die Anderen ließen schließlich Chips, Lakritze und auch eine Tüte mit Gummibärchen herumwandern; ich lehnte ab. Mit war auch so übel genug.
Bei den Gummibärchen lag es mir allerdings auf der Zunge, Johan zu warnen, dass er welche für abends aufheben sollte, hielt aber die Klappe.
Ging mich nichts an. Jo ging mich nichts mehr an, das hatte er gestern und auch heute am Morgen nur allzu deutlich gemacht. Sollte er also sehen, wie er klar kam.
Ich wollte nur noch nach Hause und vor allem raus aus diesem Wagen, denn die Nähe zu ihm machte mich verrückt! Sie rief mir immer wieder seine Ablehnung vor Augen und ließ meine Kehle brennen. So war ich mehr als froh, als Elias schließlich vor meinem Haus hielt.
„Kommst du morgen mit zum Fußball?“, erkundigte sich dieser, während ich meinen Sicherheitsgurt löste.
„Kann nicht. Muss noch 'nen Berg für die Uni nachholen“, lehnte ich ab, bevor ich ein „Wir sehen uns“, eher an Larissa und Elias richtete und ausstieg.
„Okay, ich ruf dich an“, rief mir Elias hinterher, während ich die Tür zuknallte, um meinen Rucksack aus dem Kofferraum zu holen. Ganz, ganz kurz erlaubte ich mir Jos blonden Hinterkopf anzusehen, wandte mich dann aber ab und stapfte, ohne mich umzudrehen zu meiner Haustür.
Home, Sweet Home, hoffentlich hatte ich noch genug Taschentücher für die nächste Heulattacke da. So ein Dreck!
Kapitel 9
Liebeskummer war scheiße. Mal ehrlich, warum veranstaltete man eigentlich so ein Trara? Er oder sie wollte nichts von einem, Pech gehabt, suchte man sich eben wen anders. Das wäre logisch. Warum machten Gefühle einen dann zu so einem heulenden Idioten?
Da verkroch man sich, verbrauchte Familienpackungen an Taschentüchern, stopfte wahlweise alles Mögliche in sich rein oder bekam nix runter und terrorisierte seine Mitmenschen mit schlechter Laune und Musik.
Ich würde Jo nie verzeihen, dass er mich in ein solch bemitleidenswertes Etwas verwandelt hatte!
Gut, das mit den Herzschmerzliedern verkniff ich mir, aber die riesige Tafel Schokolade hatte bereits dran glauben müssen. Und um mich noch ein Bisschen mehr zu quälen, guckte ich mir Fotos an. Natürlich mit diesem Fiesling in der Hauptrolle. So ließ ich das vergangene halbe Jahr Revue passieren und blieb schließlich an einem Bild hängen, das bei unserem ersten Treffen aufgenommen worden war. Ganz automatisch verirrten sich auch meine Gedanken zu diesem Tag...
„Hey, wo ist eigentlich deine schlechtere Hälfte?“, erkundigte sich Elias grinsend bei Sandra. Sie stellte gerade eine riesige Schüssel Nudelsalat auf den Gartentisch, der bereits mit diversen Dips und Soßenflaschen beladen war.
Um die Wartezeit bis zum großen Futtern unseres ersten Grillens des Jahres zu überbrücken, knabberte ich Salzstangen. Ganz automatisch reichte ich dabei immer mal wieder eine davon an Elias hoch, der neben mir
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