Neulandexpedition (German Edition)
ist immer noch mein bester Freund, verdammt!, sagte ich mir entschlossen.
„Ach, kommt schon. Die Sache mit Rike ist doch auch so 'n seltsames Ding gewesen“, erwähnte Meike nun ein weiteres meiner Lieblingsthemen. Denn wie stets, wenn die Sprache auf Bjorns Ex kam, verknotete sich mein Magen. Daran, dass der immer dann zum Verrenkungskünstler mutierte, hatte ich mich mittlerweile gewöhnt.
„Würd' mich nicht wundern, wenn das so 'ne Alibikiste gewesen wäre. Sie 'ne Lesbe und er-“
„Jetzt mach aber mal 'nen Punkt, Meike!“, empörte sich Sandra.
„Was denn?“
„Bjorn ist unser Freund.“
„Na und? Ihr müsst zugeben, dass wir es alle nicht verstanden haben, was dieses Model von unserem Troll wollte.“
„Vielleicht schwer zu glauben, aber für manche zählen wirklich die inneren Werte und in dem Punkt ist er schön“, platzte mir plötzlich der Kragen.
Baff sah Meike mich an und auch Sandra und Alwin musterten mich überrascht. Ich war es selbst, aber bereuen tat ich meine Worte nicht, und so stand ich auf, um zur Tür zu stapfen. Ich hatte sowieso keine große Lust auf diesen Abend gehabt, nun war sie mir vollkommen vergangen.
„Jo ... Jo, warte“, rief Meike hinter mir her und holte mich im Flur ein. „Es tut mir leid. Ich dachte nur ... na ja, ihr hattet doch Streit.“
„Das heißt aber nicht, dass ich ihn nicht mehr mag. Gut, wir hatten ... Unstimmigkeiten, aber er ist weiterhin mein Freund!“ Gott, was war ich doch nur für ein Heuchler! Unstimmigkeiten? Ich hatte mich verhalten wie der letzte Arsch! Kein Wunder, dass er mich nicht mehr sehen wollte. Wieder ziepte mein Magen.
„Es tut mir leid, wirklich. Ich hätte so was nicht sagen dürfen. Es ist nur...“, sie presste die Lippen aufeinander und zuckte die Schultern. „Du kennst sie nicht. Sie ist ... schön. Und du musst zugeben, 'n Model ist Bjorn wirklich nicht. Sie hätte jeden haben können und nach ihr hatte er meines Wissens keine Freundin mehr. Find' ich eben merkwürdig.“
„Vielleicht ist er einfach noch nicht drüber hinweg“, knurrte ich. War mir aber selbst nicht sicher, was die Wahrheit war. Ebenso wenig, welche Variante mir besser gefallen würde.
„Ja, vielleicht. Jo, geh noch nicht, hm?“
Ich zögerte. Okay, wo sollte ich jetzt auch groß hin? In mein winziges WG-Zimmer, um Donovan bei seinem Geigenspiel zuzuhören? Sehr verlockend. Bei meinem nächsten Wohnpartner würde ich garantiert stärker auf dessen Beruf achten und Berufsmusiker standen auf der schwarzen Liste.
Meine eigentliche Zuflucht hatte ich mir selbst verbockt, weil mich die Panik gepackt hatte.
„Ich hab mich so auf heute Abend gefreut“, fügte sie hinzu und sah mich so hoffnungsvoll an, dass ich nachgab. Immer noch unsicher, ob ich das Richtige tat, folgte ich ihr zurück ins Wohnzimmer, wo die anderen beiden bereits das Spielbrett aufgebaut hatten.
Sandra wirkte grimmig und auch Alwin hatte einen verkniffenen Zug um den Mund. Aber Meike setzte sich, als wäre nichts gewesen auf das Sofa und schenkte uns jeweils noch etwas zu trinken ein.
Da es irgendwie blöd gewirkt hätte, wenn ich mich auf den Sessel ihr gegenüber anstatt neben sie gesetzt hätte, nahm ich an ihrer Seite platz. Sie bedachte mich sogleich mit einem strahlenden Lächeln.
Wieder fragte ich mich, was ich hier machte. Denn hier sein, wollte ich eigentlich nicht. Ich wollte woanders sein, etwas klären. Insgeheim hatte ich gehofft, dies genau hier tun zu können, und nun fehlte die Person.
Warum? Wegen mir? Sonst ließ Bjorn nie einen Spieleabend ausfallen und wer zum Teufel war überhaupt dieser Cosmo?
Fragen über Fragen und er war nicht hier, um mir vielleicht Einige davon zu beantworten. Denn mein bester Freund wollte mich anscheinend nicht mehr sehen. Was meine Schuld war. Alles war meine Schuld und ich verstrickte mich immer mehr. Vielleicht hatte ich auch einfach zu lange gewartet.
Körperlich war ich hier, meine Gedanken bei Bjorn. Bei ihm und diesem ganzen Durcheinander.
Er hatte mich geküsst, ich ihn. Zwar nur ganz kurz, aber ich hatte es getan. Doch es war falsch gewesen und deshalb musste ich ihn einfach wegstoßen. Ihn irgendwie auf Abstand bringen, weil mir diese Gefühle eine Heidenangst gemacht hatten. Und sie taten es immer noch. Genauso wie die Vorstellung, was sie anrichten konnten.
Wenn ich ehrlich zu mir war, war auch das der Grund, warum ich hier geblieben war. In Meikes Nähe verging die Furcht ein wenig und ich mochte sie,
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