Neulandexpedition (German Edition)
ich mochte sie wirklich. Eigentlich war Meike genau die Art Frau, die ich mir früher immer als die perfekte Kandidatin für meine Wunschbeziehung vorgestellt hatte.
Früher, so mit elf, zwölf. Aber dieses Bild war dennoch da gewesen, bis, ja bis Bjorn auf der Bildfläche aufgetaucht war. Denn seitdem ich ihn kannte, hatten Frauen überhaupt keinen Platz mehr in meinem Leben, in meinen Gedanken, meinen ... Träumen.
Zugegeben, hatten sie früher auch nicht unbedingt, aber so schlimm war es noch nie gewesen.
Ich hatte es verdrängen und mir zumindest einreden können, dass nur diese perfekte Frau auftauchen musste, um diesem ganzen Quatsch ein Ende zu bereiten. Die Hoffnung starb bekanntlich zuletzt.
Doch jetzt ging dies nicht mehr, denn Bjorn konnte ich nicht verdrängen – wollte es nicht!
Und so verbrachte ich meine Zeit mit ihm, dabei wäre in dieser Situation besser Abstand angesagt gewesen und nicht dieses Aufeinandergeglucke. So machte ich es doch nur noch schlimmer. Ich sollte meine Freizeitgestaltung ändern, mich weniger an ihn hängen, konnte es aber nicht. Immer und immer wieder suchte ich seine Nähe.
Wie extrem das Ganze war, fiel mir erst vor drei Monaten wirklich auf, als mich nämlich mein Bruder Achim nach meinem Liebesleben befragte. Seine Lieblingsbeschäftigung, nebenbei bemerkt.
„Wann warst du das letztem Mal aus?“, hatte er am Telefon wissen wollen und auf meine Erwiderung, dass ich erst gestern mit Bjorn im Kino gewesen sei, nur abfällig geschnaubt: „Ich meinte, wann du das letzte Mal 'ne Braut klargemacht hast!“
Fast hätte ich gelacht, wenn es nicht so traurig gewesen wäre. Ja, wann war das gewesen? Nach angestrengtem Nachdenken war es mir eingefallen. Es war vor fast sieben Monaten gewesen und noch bevor ich von zu Hause weggegangen war.
Da war ich mit einer Frau ausgegangen, an deren Namen ich mich nicht einmal mehr erinnerte. Die Katastrophe, in der dieses Treffen geendet hatte, stand mir allerdings noch allzu deutlich vor Augen. Mit 'klarmachen' war auch da nicht viel gewesen. Doch das band ich ausgerechnet Achim bestimmt nicht auf die Nase und daher log ich, damit er Ruhe gab.
Alles andere würde mein großer Bruder nicht verstehen. Konnte er nicht, wollte er nicht. Wir waren zu verschieden; in so vielen Dingen. Und trotzdem erwartete er, dass ich so war wie er. Dabei bestand unsere einzige Gemeinsamkeit wohl aus dem Blut, welches durch unsere Adern floss.
Für ihn war es ganz normal, mit Freunden abzuhängen. Leute zu haben, mit denen er reden konnte. Er hatte einen besten Freund! Das alles hatte ich bis vor Kurzem jedoch nicht gehabt. Und so redete ich mir ein, dass ich eben lediglich Nachholbedarf hatte und sich dieses Bedürfnis ständig in Bjorns Nähe zu sein, irgendwann legen würde.
Die Goldmedaille in Selbstverleugnung geht an Johan Sonnberg.
Der wirkliche Holzhammer, wie sehr ich mir etwas vormachte, kam dann allerdings bei unserem Campingwochenende.
Schocktherapie vom Feinsten sozusagen. Dass aber auch Bjorn ... da wäre ich nie drauf gekommen!
Und weil mich immer noch die Nachwehen in den Klauen hielten, war ich erneut in das altbekannte und so verhasste Verhaltensmuster zurückgefallen. Daher blieb ich sogar bei Meike als sich Alwin und Sandra schließlich nach zwei Runden Tabu , in der Meike und ich kläglich versagten, verabschiedeten.
Während der ganzen Zeit hatte ich Bjorn noch stärker vermisst. Wir waren ein eingespieltes Team, regelmäßig die Besten und wenn nicht, lachten wir uns zwischenzeitlich kaputt, wenn der Eine den Begriff des Anderen nicht erriet. Selbst verlieren machte mit ihm Spaß.
Mit Meike war das undenkbar. In solchen Situationen regte sie sich fürchterlich auf. Versagen war nicht ihr Ding. Ich vermutete, dass auch sie in diesem Moment lieber Larissa als Partner gehabt hätte, statt mich.
„Ich hab aber wirklich nicht mehr viel Zeit“, presste ich hervor, nachdem sie die beiden Anderen zur Tür gebracht und sich wieder neben mich gesetzt hatte. Viel zu nah, wohlgemerkt.
Es war eine Ausrede. Es war noch früh, gerade kurz nach neun, morgen Samstag und ich hatte den restlichen Abend nichts vor. Was sie zum Glück nicht wusste.
„Macht doch nichts. Hauptsache du bleibst noch ein Weilchen. Sonst kriegt man dich ja ohne deinen Zwilling gar nicht zu fassen“, meinte sie und sah mich erwartungsvoll an.
Panik breitete sich in mir aus. Bestimmt bildeten sich schon hübsche Schweißflecken unter meinen Achseln.
Was
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