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Neulandexpedition (German Edition)

Neulandexpedition (German Edition)

Titel: Neulandexpedition (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nico Morleen
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vor Panik abwechselnd heiß und kalt. „Sag mir, was das hier für ein Scheiß ist? Ist das irgend so ein krankes Internetzeugs, wo sich zwei Kerle abknutschen und alle es so witzig und süß finden? In was für eine Scheiße bist du da nur geraten! Ich hab gleich gesagt, dass dieser Unischeiß absoluter Schwachsinn ist und du das alleine nicht packst.“
    „Bist du jetzt fertig damit, meine Freunde zu beleidigen?“ Dass er auch mich wie den letzten Volltrottel darstellte, war ich bereits gewohnt.
    „Freunde? So was hier...“, er rief ein Bild der Clique auf. Wir Jungs verzogen darauf unsere Gesichter zu Fratzen, von den Mädchen war nichts zu sehen. Es war vor knapp einem Monat auf Ronys Geburtstagsfeier entstanden und wir hatten uns später alle über die Fotos kaputt gelacht. Mein Bruder schien sie weniger amüsant zu finden. „Boah, Johan! Was haben die mit dir gemacht? Ins Hirn geschissen? Die geben sich doch nur mit dir ab, weil sie 'nen Deppen brauchen.“
    „Nein, tun sie nicht. Sie sind nicht wie deine Freunde.“ Einen Moment verschlug es Achim die Sprache, dann lief er hochrot an.
    „Na, ich will auch sehr hoffen, dass meine Freunde nicht solche Schwuchteln sind. Ansonsten wären sie tot!“
    Ich schluckte schwer. In seinen Augen sah ich puren Hass.
    „Also Johan, bist du wirklich auch so 'ne Schwuchtel?“, drohend trat er einen Schritt auf mich zu. Sag es, na los, komm schon. Sag es, schien seine ganze Körperhaltung zu sagen, während er mich teils herausfordernd, teils warnend ansah.
    Der Kloß in meinem Hals verhärtete sich, ich bekam kaum noch Luft, denn zum ersten Mal machte er mir wirklich Angst.
    Achim war einen halben Kopf größer als ich, doch war sein Oberkörper durch jahrelange Besuche in der Muckibude um einiges beeindruckender als meiner. Er kam eher nach unserem Vater, hatte seine Statur und die braunen Haare geerbt. Ich nach unserer Mutter, und gegen ihn hätte ich, wenn es hart auf hart kam, keine Chance. Und diese Überlegenheit war ihm vollkommen bewusst.
    „Und wenn es so ist, was dann? Verprügelst du mich?“ Ich war selbst über meine Stimme erstaunt, sie zitterte kein Stück, im Gegensatz zu meinen Knien.
    Er trat noch einen Schritt näher, ballte die Hände zu Fäusten. „Lass es ja nicht drauf ankommen“, zischte er.
    „Ja, ich bin schwul“, über die Worte war ich genauso überrascht, wie über den Kinnhaken, der mich härter traf, als ich erwartet hatte. Achim hatte mich, seit ich denken konnte, mit Worten und seinem Verhalten verletzt, aber noch nie körperlich. Langsam hob ich die Hand, befühlte die Stelle und bewegte den Unterkiefer. Autsch!
    „Tja, hat nicht geklappt“, spöttelte ich und fragte mich gleichzeitig, ob ich jetzt vollkommen den Verstand verloren hatte. Ihn in einer solchen Situation zu reizen ließ darauf schließen. „Meinst du, ich hab mir das ausgesucht? Meinst du, ich hab mir nicht zig tausendmal gewünscht, ich wäre 'normal'?“, brüllte ich ihn nun an.
    „Warum bist du's dann nicht? Scheiße, so schwer ist das ja wohl nicht!“, schrie er mir in gleicher Lautstärke ins Gesicht.
    „Das bin ich“, gab ich nun leiser, aber fest zurück. „Ich bin genauso normal wie du.“
    „Nein, das bist du nicht! Du bist krank und ekelhaft. Verdammt Johan, ich hab mich all die Jahre ja wohl schon genug für dich geschämt. Aber das jetzt ... Boah, ich könnt kotzen, wenn ich dich nur anguck'“, angewidert verzog er das Gesicht und trat zurück.
    „Rede nicht so mit deinem Bruder!“, fuhr ihn plötzlich unser Vater an. Gleichermaßen überrascht wandten wir ihm beide den Blick zu. Ich hatte überhaupt nicht bemerkt, dass er dazu getreten war. „Dein Bruder ist homosexuell, das verändert aber nichts und du hast kein Recht, ihn so zu beleidigen.“
    „Aber ... aber Papa...“, stammelte Achim und starrte ihn mit offenem Mund an. Ich hoffte, ich guckte ein wenig intelligenter aus der Wäsche, würde aber nicht darauf wetten.
    „Was? Hält Johan dir etwa dein Sexualleben vor? Nein, obwohl er in deinem Fall wirklich eine Menge zu kritisieren hätte, wenn ich mir so deine Freundinnen anschaue“, setzte unser Vater noch eins drauf. Ich hatte mit vielem gerechnet, aber nicht damit!
    „Aber er ist 'ne Schwuchtel!“, keifte Achim und war mittlerweile hochrot im Gesicht. „Das ist widerlich, unnormal und total krank! Wenn das meine Kumpels erfahren, bin ich bei denen für immer unten durch“, in seinem Blick blitze Hass, als er mich nun

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