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Neulandexpedition (German Edition)

Neulandexpedition (German Edition)

Titel: Neulandexpedition (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nico Morleen
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tiefer in meinen Sitz.
    Die Zeit verging zu langsam und gleichzeitig zu schnell. Ich wusste nicht, was ich Bjorn sagen sollte, sehnte mich andererseits aber ganz schrecklich nach ihm.
    Als der Zug am Bahnsteig hielt, sah ich mich daher sofort nach ihm um und tatsächlich entdeckte ich ihn etwas abseits des Trubels. Er suchte ebenfalls die Türen mit Blicken ab und wippte unruhig auf den Fußballen hin und her. Die Sehnsucht mich jetzt sofort in seine Umarmung zu flüchten, war plötzlich übermächtig.
    Die Menschen um mich herum ignorierte ich, bahnte mir einen Weg an ihnen vorbei und warf mich Bjorn in die Arme. Er fing mich auf, überrascht, aber er fing mich auf. Störte sich ebenfalls nicht an den Massen um uns herum. Erleichtert schloss ich die Augen, als er mich an sich presste.
    Sicherheit, Geborgenheit, bei ihm konnte ich plötzlich wieder frei atmen. Ich war zu Hause, da wo ich hingehörte.
    „Hey, du hast schon vorhin so komisch geklungen“, sanft strich er mir über den Rücken und wich ein Stückchen zurück, um mir ins Gesicht zu sehen.
    „Ich hab's ihnen gesagt“, nuschelte ich. „Ich erzähl dir nachher alles.“
    Er nickte, nahm meine Hand und ging mit mir ganz selbstverständlich Händchen haltend durch den Bahnhof, wobei er mich immer wieder musterte. Genauso wie der eine oder andere Passant, was mich nach Achims Auftritt überhaupt nicht mehr juckte. Sollten die doch glotzen und sich denken, was sie wollten.
    Es überraschte mich ein wenig, dass Bjorn tatsächlich die ganze Zeit, bis wir bei mir ankamen, die Klappe hielt, dass er sobald wir in meinem Zimmer waren fragte: „Wie haben sie reagiert?“, eher weniger.
    „Meine Eltern meinten, dass sie sich schon gefragt haben, wann ich es ihnen endlich sage“, erzählte ich bereitwillig und begann meine Tasche auszupacken.
    „Aber das ist doch toll!“ Er stützte sich auf dem Bettgestell ab, beugte sich so, dass er mir ins Gesicht sehen konnte, und runzelte die Stirn. „Da ist aber noch mehr. Sonst würdest du nicht so ein Gesicht machen, und was ist das da überhaupt an deinem Kinn?“
    Aus einem Reflex heraus tastete ich nach der Stelle und zuckte leicht zusammen. Ich hatte zwar bereits gekühlt, aber trotzdem würde ich wohl einen blauen Fleck davontragen.
    „Das ist...“, ich zögerte. Ich wollte ihn nicht anlügen, aber sollten sich die beiden – so unwahrscheinlich es auch war – jemals treffen, wäre mit dem Geständnis, dass Achim mir eine verpasst hatte, sofort dicke Luft. Normalerweise war Bjorn nicht nachtragend und gab jedem eine zweite Chance, aber in dem Fall war ich mir nicht so sicher. „Ich hatte 'nen kleinen Zusammenstoß mit einem Idioten.“ Das war nicht gelogen, nur wer der Idiot war, musste ich ihm nicht unter die Nase reiben.
    „Du hast dich geprügelt?“, fassungslos riss er die Augen auf.
    „Na ja, nicht wirklich“, gestand ich und strich mir seufzend durch die Haare. „Der Kerl hat mir eine verpasst und mehr nicht. Prügeln ist nicht so mein Ding.“
    „Hätte mich auch gewundert“, murmelte Bjorn und besah sich skeptisch mein lädiertes Kinn. „Und warum hat der...“
    „Frag nicht. War was ganz Blödes und so wild ist das nicht“, winkte ich ab und stopfte die Schmutzwäsche in den Wäschekorb.
    „Ausufernde Geburtstagsfeier, hm?“
    „Ja, so ungefähr“, ich sah ihn nicht an.
    „Aber tut weh, hm?“, meinte er mitfühlend und schlang die Arme von hinten um mich. „Soll ich mal pusten?“
    Ich grinste leicht. „Hab gehört, Küsse sollen da viel besser helfen.“
    „Oh, wirklich? Sachen gibt's“, schmunzelte er und berührte hauchzart mit den Lippen mein Kinn.
    „Ein bisschen höher wäre auch nicht schlecht.“
    „Du meinst hier?“, er wanderte ein wenig höher und küsste meinen Mundwinkel.
    „Nee, noch mehr in der Mitte“, wies ich ihn an.
    „Oh, du meinst da?“, grinsend küsste er mich. Ich drehte mich in seinen Armen herum, verstärkte so den Kuss. Erst nach einer ganzen Weile löste er sich und sah mich mit gerunzelter Stirn an.
    „Wie hat eigentlich dein Bruder reagiert?“, wollte er wissen.
    „Nicht so gut“, gab ich zu. „Er hat mein Handy durchsucht und das Foto von uns gefunden.“
    „Oh ha“, meinte er und verzog das Gesicht.
    „Japp, da wird erstmal Funkstille herrschen, wenn der sich überhaupt jemals wieder einbekommt.“
    „So schlimm?“, hakte er betreten nach und streichelte mir stetig über den Rücken. Wahrscheinlich fiel es ihm noch nicht einmal

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