Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Neulandexpedition (German Edition)

Neulandexpedition (German Edition)

Titel: Neulandexpedition (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nico Morleen
Vom Netzwerk:
nicht bin.“
    Polternd stand er auf und rauschte aus der Küche. Kurz starrte ich vor mich hin, Bjorns Hand legte sich sachte auf meine und diese Unterstützung gab mir die Kraft aufzustehen und meinem Bruder an die Tür zu folgen. Er hatte bereits seine Jacke und Schuhe angezogen und trat in den Hausflur.
    „Hast du eigentlich eine Ahnung was du mir ... uns, damit antust! Was die Leute reden, wie sie uns abfällig mustern und tuscheln? Hast du das?“, zischte er hasserfüllt. „Nur weil du deine widerwärtigen Triebe nicht unter Kontrolle hast! Mama schämt sich für dich! Aber der Herr denkt ja immer nur an sich, ne? Bist ja was Besseres.“ Damit drehte er sich um und polterte die Treppe hinunter.
    Ich blieb betäubt von jedem einzelnen seiner Worte zurück, schaffte es gerade so die Tür zu schließen. Ich spürte Bjorn hinter mir, doch er umarmte mich nicht. Wie gut er mich doch kannte. Ich wäre zusammengebrochen hätte er es getan.
    So standen wir da, ich vor der Tür, die ich anstarrte, den Kopf gesenkt und er wenige Schritte hinter mir. Seine Hand berührte schließlich meine, umfasste sie, hielt sie fest. Ich hatte keine Ahnung, wie viel Zeit verging, während wir so verharrten.
    Er log. Zumindest was meine Mutter betraf, hatte Achim gelogen. Was das andere anging, war ich sicher, dass er recht hatte. Wenn es die Leute wussten, würden sie meine Familie anders behandeln, ausschließen, und lästern.
    War ich wirklich ein Egoist, weil ich mein Leben leben wollte, egal, ob diese hinterwäldlerischen, diese intoleranten, ignoranten Menschen nur ihre eigenen Richtlinien akzeptierten?
    Aber wenn ich nicht Händchen haltend mit Bjorn durchs Dorf spazierte, wie sollten sie es dann erfahren? Entgegen Achims Meinung stand mir nämlich nicht „Schwuchtel“ auf der Stirn, Brust oder dem Rücken geschrieben.
    Tränen quollen aus meinen Augen und erst jetzt umarmte mich Bjorn. Er schmiegte sich von hinten an mich, gab mir Kraft. Und jetzt war ich ihm dankbar dafür, konnte es annehmen und mich an ihn lehnen. Mich ihm anvertrauen, denn ich wusste, er war da, er hielt mich, ließ mich nicht fallen.
    Nicht so wie mein eigener Bruder.
     
    Kapitel 24
    Bjorn
     
    Was für ein Arsch! Ich hatte noch nie in meinem Leben so nah davor gestanden, einem anderen eine zu ballern. Aber als dieses fiese Etwas, das sich Bruder schimpfte, Johan so willentlich verletzte, wäre ich dem Mann am liebsten an die Gurgel gegangen.
    Automatisch zog ich Jo noch etwas näher an mich. Seine Wange ruhte an meiner Schulter, während wir gemeinsam auf dem Sofa saßen. Er weinte zwar nicht mehr, dennoch hatte ihn dieses Treffen sichtlich mitgenommen.
    „Gib ihm etwas Zeit. Er ist mit der Situation einfach überfordert.“ Damit das hier klar ist, ich verteidige dieses Schwein nicht, ich wollte lediglich, dass Jo sich besser fühlte.
    „Vielleicht“, nuschelte Johan, ruckelte hin und her und kuschelte sich dadurch noch näher an mich – ich würde mich sicherlich nicht beschweren. „Was du da gesagt hast ... hat mir nicht gefallen.“
    Überrascht sah ich ihn an. „Was hab ich denn gesagt?“
    „Das mit den selbstbewussten, intelligenten Männern. Das letzte Wort hat mir nicht gefallen“, muffelte er.
    „Oh das“, lachte ich auf. „Ey, ich bin doch nicht lebensmüde. Ein Exemplar von der Gattung reicht mir vollkommen.“
    Grinsend knuffte er mich in die Seite.
    „Das will ich dir auch geraten haben.“
    Mein Handy klingelte und lenkte mich etwas ab. Ich zögerte.
    „Geh ruhig ran“, meinte Jo leise.
    „Sicher?“ Bestimmt nickte er und daher nahm ich Elias' Anruf entgegen.
    „Hey, ist Jo auch da?“, hielt sich mein Freund nicht lange auf.
    „Klar“, gab ich zurück und stellte auf Lautsprecher. „Feind hört mit.“
    „Haha“, machte Johan. „Hey Elias, was gibt’s?“
    „Wir wollen nachher aufs Stadtfest, kommt ihr mit?“
    Fragend sah ich Johan an, der aber erneut nickte.
    „Cool, wo und wann?“, fragte ich daher und wir machten einen Treffpunkt aus. Vielleicht hatte Jo recht und Ablenkung tat ihm ganz gut.
    ***
     
    „Was ist denn mit ihm?“, murmelte Elias und musterte Jo besorgt. Er ging ein kleines Stück vor uns neben Rony her und unterhielt sich mit diesem. Allerdings war er schweigsamer als sonst, was nicht nur mir auffiel.
    „Stress mit der Family“, umriss ich es grob.
    „Oh ha, scheint ja schlimm zu sein“, mitleidig verzog er das Gesicht. Ich nickte nur und ging nicht weiter darauf ein. Wir waren zwar

Weitere Kostenlose Bücher